Freitag, Juni 30, 2006

Ten German Bombers, they LOVE IT!
Zunächst gefreut hat mich, was der der Guardian aus Frankfurt/Main berichtete: „In einigen Kneipen wurde die Geduld der Gastgeber durch das ständige Wiederholen des 'Ten German Bombers'-Liedes auf die Probe gestellt.“

Nicht so schön ist aber, dass es in Großbritannien offenbar zu ersten Missverständnissen zu kommen scheint. Anna Kessel vom Guardian schreibt in ihrem Blog über die Sache mit dem Ten-German-Bombers-Song: "Maybe it's all just a bit of banter and I'm getting my knickers in a twist. That's what I told myself when I first heard it before kickoff. Christ, the Germans have adopted it anyway and made some trendy techno track out of it. They LOVE IT.“

Upps! Das hat mir doch zu denken gegeben…

Nachholender TV-Tipp
Also, wer gestern Panorama verpasst hat, der/die sollte unbedingt diese beiden Beiträge nachholend übers Internet anschauen. Erstens einen ausgezeichneten Bericht über die "braune Siedlungsbewegung" in Lübtheen, eine Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern, die von NPD-Typen gezielt und erschreckend erfolgreich unterwandert wird. Zweitens das von Panorama konsequent verfolgte Thema König Fahd Akademie in Bonn, in der die Schülerinnen und Schüler in ihren Schulbüchern immer noch Dinge beigebracht bekommen wie: "Die Muslime müssen die Juden bekriegen und töten" (weitere Hintergründe auch hier).

Nazis in Lübtheen

König Fahd Akademie

Donnerstag, Juni 29, 2006

Frank Sinatra of Hamas
Das Kolpingwerk habe ich ja immer für einen traditionell CDU-nahen, konservativen katholischen Lobbyverein gehalten. Offenbar störte es aber niemanden aus der „Kolpingfamilie“, dass im Kolpinghaus in Wien am 22. Juni die rot-braune Antiimperialistische Koordination (AIK) eine Veranstaltung mit George Galloway, dem „Frank Sinatra of politics“ (Daily Record), abhielt, bei der ungezügelt der "Widerstand" genannte Terrorismus im Irak und Israel gefeiert wurde. Das überrascht natürlich nicht wirklich, denn dass die AIK den irakischen Terrorismus ideologisch aber auch finanziell unterstützt, ist ja lange bekannt - der Kolpingfamilie aber offenbar egal.

Der britische Parlamentsabgeordnete Galloway lief jedenfalls, folgt man dem Bericht der AIK zur Höchstform auf und verteidigte erwartungsgemäß „die politische Legitimität des palästinensischen und irakischen Widerstandes“. Die „europäischen Solidaritätsbewegungen“, hätten die Pflicht „für die Anerkennung der Hamas-Regierung zu kämpfen“, sagte er noch - und begründete dies mit einem Gedanken, den es lohnt, widerzugeben: Galloway erklärte nämlich: „Ohne Hamas könne der palästinensische Widerstand nicht siegen.“

Und DAS Argument überzeugt mich! Wenn auch genau gegenteilig, als es der Herr Galloway gemeint hat.

Montag, Juni 26, 2006

Mention the War!
Auf Wayne Rooney lasten bei der WM in Deutschland die größten Hoffnungen der Briten. Zeit zu erwähnen, dass viele Mitglieder der Familie des Topstürmers den Krieg gegen Deutschland am eigenen Leibe erfahren haben und einige Angehörige Rooneys sehr aktiv an der Niederschlagung Nazi-Deutschlands beteiligt waren.

Das von mir geschätzte Fußballmagazin RUND hat in seiner gerade erschienenen Ausgabe ein hübsches Interview mit einem Onkel des Fußballers, Martin Rooney, abgedruckt, und Spiegel-Online hat es im Netz veröffentlicht. Darin geht es vor allem um Wayne, klar, und um Fußball. Ich habe die Idee aufgegriffen, und für die am Mittwoch erscheinende Jungle World ebenfalls Martin Rooney interviewt, wobei sich herausstellte, dass der in Bremen lebende Germanist und Philosoph nicht nur ein sehr gebildeter und politisch kluger Mann, sondern auch noch Leser unserer Wochenzeitung ist, was mich natürlich sehr gefreut hat. Also habe ich ihn nach dem Verhältnis der Engländer zu Deutschland 61 Jahre nach dem Kriegsende gefragt, zu dem neuen (?) deutschen Nationalgefühl - und natürlich zur WM, denn von Fußball versteht er auch einiges.

Der britische Germanist und Literaturwissenschaftler Dr. Martin Rooney lebt seit 1973 in Bremen. Er hat sich über Jahrzehnte hinweg vor allem für die Aufarbeitung des Völkermords an den Armeniern eingesetzt. Für dieses Engagement bekam der heute 57jährige Rooney 2003 einen Bremer Friedenspreis zugesprochen, von dem sich die Jury jedoch nachträglich wieder distanzierte, weil sich Rooney kritisch über die deutsche Friedensbewegung geäußert hatte, über die er heute sagt, dass sie „antiamerikanisch, antiisraelisch und propalästinensisch“ sei. Rooney hatte es Anfang 2003 gewagt, zu kritisieren, dass die Friedensbewegung zwar gegen Bush und die USA polemisiere, aber nirgends das Terrorregime Saddam Husseins thematisiere.

Über seine Familie erzählte mir Martin Rooney: „Anfang 1941 haben meine Mutter und meine Schwester nur um Haaresbreite den Angriff eines deutschen Tieffliegers überlebt. Ein Onkel von mir war bei den Desert Rats, also der 7. Armoured Division, die Hitlers Wehrmacht in El Alamein besiegt hat und er ist dann bis Hamburg gekommen. Ein anderer Onkel zählte zu den ersten englischen Soldaten, die in der Normandie gelandet sind, er war Kundschafter und hat später das KZ Bergen-Belsen entdeckt.“ Sein Vater schließlich, also Wayne Rooneys Großvater, „hat die Lancaster-Bombe gebaut, die bekanntlich die deutschen Städte pulverisiert hat.

Zu der Debatte um den „Bombenkrieg“ und Dresden sagt er u.a.: „Primär verantwortlich für alle Toten des Luftkrieges sind Hitler und seine Partei. Sie haben den Krieg angefangen mit der begeisterten Zustimmung der Deutschen.

Ich habe ja schon vor der WM gedacht, dass es wohl am Ende die Engländer sein werden, die mitten im ganzen deutschen Nationalrausch der WM daran erinnern müssen, dass es eine gar nicht schöne Zeit gab, als die deutschen „Freunde“ bei der Welt „zu Gast“ waren. Rooney widersprach mir allerdings völlig zu Recht: „Die Deutschen waren nicht ‚zu Gast’ in Großbritannien, dafür haben unsere Streitkräfte gesorgt.

Jedenfalls freue ich mich, dass nicht alle Engländer der Reiseempfehlung „Don’t mention the war!“ folgen, und dass sich mitten in dem schwarzrotgoldnen Besäufnis noch Stimmen der Vernunft zu Wort melden, ohne Rücksicht auf deutsche Befindlichkeiten. Das ganze Interview findet Ihr in der Jungle World.

Israels Selbstmordstrategie
„Über hundert Kassamraketen sind seit einer Woche auf Sderot niedergegangen. ‚Wir haben nach 3000 Kassamraketen seit dem Rückzug aus Gaza aufgehört zu zählen’, sagt Bürgermeister Eli Moyal.“

Frage: „Aber wodurch werden die Kassam-Angriffe ausgelöst?“ Genau genommen ist es die in Tel Aviv lehrende Professorin Tanya Reinhart, die diese einfache, aber gerechtfertigte Frage in der jungen Welt stellt. Die Antwort, die sie darauf gibt, ist allerdings wirklich überraschend: Durch die Israelis! „Die israelische Armee hat eine lange Tradition des ‚Aufforderns’ zu Kassam-Salven.“ Und sie „schaffte es, den benötigten Feuersturm zu entfachten.“ Es handelt sich schlicht, um eine „von der Armee inszenierte Schau“.

Offenbar versuchen es die Juden nun auch mal mit Selbstmordattentaten, und dies, obwohl auf sie kein Himmel mit bumsbereiten Jungfrauen wartet. Im Gegensatz zu den Arabern haben sie also noch nicht einmal eine positive Motivation für ihren Selbstzestörungstrieb. Aber man kennt ja diese Juden, notfalls zetteln sie mal eben einen Holocaust an, um nachher 60 Jahre lang einen auf Opfer zu machen!

So ähnlich muss man wohl denken, um auf solche Ideen zu kommen, oder man steckt selbst mitten in der logischen Welt eines Selbstmordattentäters.

Oder man ist ein übler Geheimdienst-Freak, der die Desinformation von der Pike auf gelernt hat. Jedenfalls war es Klaus von Raussendorff, der sich die Mühe gemacht hat, diesen abenteuerlichen Artikel, wie schon viele andere abenteuerliche zuvor, zu übersetzen. Wer das ist? Der ehemalige Top-Spion war über 30 Jahre lang für die Hauptabteilung Aufklärung (HVA) der Staatssicherheit der DDR als westdeutscher Diplomat tätig. Dabei schaffte er es als Attaché in den höheren Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik und wurde Botschaftsrat des Auswärtigen Amtes in Frankreich. Er war damit nach Günther Guillaume der zweithöchste Stasi-Agent im BRD-Apparat. Bei seiner Festnahme im April 1990 war von Raussendorff, Deckname »Brede«, als Vortragender Legationsrat ständiger Vertreter des deutschen Botschafters bei der Unesco in Paris. Gleichzeitig, was im Westen niemand wusste, trug der angesehene Diplomat noch den Titel eines Oberstleutnants im Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Neben seinem Einkommen aus der Diplomatentätigkeit bezog er gleichzeitig mindestens 100.000 Mark als Agentenlohn aus Ostberlin.

Nach seiner Enttarnung wurde von Raussendorff zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt. Heute ist er Herausgeber der Antiimperialistischen Korrespondenz und kämpft seit Jahren für die Freiheit Slobodan Milosevics, zu dessen Unterstützung er ein internationales Komitee gründete. Ebenso wie für den »Schutz des palästinensischen Volkes«. Unterstützer des letztgenannten Komitees sind auch andere ehemalige HVA-West-Spione. Alle zusammen bilden eine Art Unterschriften-Kartell. Sie gehörten u.a. auch schon zu den Unterzeichnern des Appells »Embargo gegen den Irak beenden« vom Februar 2001. Von Raussendorff war auch an der Vorbereitung des umstrittenen Anti-Mauer-Kongresses in Köln im Sommer 2004 Jahres beteiligt. 2004 gründete er das pro-ba`athistische »Deutsche Solidaritätskomitee Freier Irak«.

Jedenfalls ist die Geschichte mit den isralischen Kassam-Raketen absolut glaubwürdig, wenn man weiß, dass ja auch die Auseinandersetzungen zwischen Hamas und Fatah nur eine "ausgeheckte Verschwörung" sind. Jetzt müsste nur noch jemand auf die verrückte Idee kommen, Israel stecke auch hinter den Anschlägen von 9/11 und wolle die Weltherrschaft übernehmen …. Ach so, das hatten wir ja schon…

Sonntag, Juni 25, 2006

Zu Gast bei Feinden
Heute gab es in Stuttgart heftige Krawalle zwischen deutschen und englischen Hooligans. Bei Spiegel-Online gibt es eine eindrucksvolle Fotoserie, wobei mein Lieblingsbild natürlich dieses ist:
...shot them down..

Samstag, Juni 24, 2006

Wir sind das Volk
Die Sehnsucht nach der Volksgemeinschaft lebt auch ganz ohne Fahnen und Wimpel. Aber wenn "WIR" schon alle im selben Boot sitzen und Farbe bekennen, dann bitte vollzählig:Muuuuhhh!

Freitag, Juni 23, 2006

Bigbeatland, Bigbeatland über alles!
Die beliebte Comic-Serie Bigbeatland aus der Jungle World hat's jetzt in Spiegel-Online geschafft. Das Magazin widmet unserem geschätzten Kollegen Andreas Michalke eine herzzerreißende Story über alternde Punks mit Selbstbewusstsein und die Geheimnisse des "Michalke-Kosmos", Michalke dem Spiegel im Gegenzug eine exklusive Episode Bigbeatland. Höchste Zeit, schon mal auf den im November erscheinenden Bigbeatland-Sammelband aufmerksam zu machen, der von Jungle World und Reprodukt herausgegeben wird. Das Buch zu Michalkes linker Lindenstraße, in der Steinzeit-Autonome und antideutsche Waffenhändler verschwistert sind und das Leben zwischen Punk, Politik, Szene und Pop immer wieder wild durcheinander gerät, kann sogar schon vorbestellt werden. Übrigens: Wer jetzt die Jungle World abonniert und ein Rätsel löst, kann einen Auftritt in Michalkes Bigbeatland gewinnen! Mehr geht nun wirklich nicht!

Donnerstag, Juni 22, 2006

Kein Fahnenstreit in Magdeburg
Schwarzrotgold überall... Hier in Magdeburg auf der Fan-Meile wehten während des Spiels BRD-Ecuador auch Deutschland-Fahnen wie es sie (noch?) nicht bei Lidl gibt... Fiel aber nicht weiter auf...
(thanx to matthi)

Dienstag, Juni 20, 2006

Achmed Jihad, Hugo und die Hand Gottes
Oder: Wenn Nazis zu Latinlovern werden

von Ivo Bozic

Wenn man die Feuilletons und Talkshows verfolgt, hat man den Eindruck, die deutsche Flagge sei so etwas wie die lokale Version der Regenbogen-Pace-Fahne. Ein fröhliches Multikulti-Symbol der weltoffenen "Berliner Republik". Im schwarzrotgoldnen Bettzeug kann auch ein Schwarzer wie Asamoha ruhig schlafen. Wir tun ja nix, sagen die Deutschen, wir wollen nur Fußball spielen. Die Neonazis haben das geahnt, und nun da alle Deutschen für Deutschland sind, voll auf den Iran gesetzt. Dort wird der Holocaust noch anständig geleugnet und nicht als Diplom der moralischen Läuterung an die Tür geheftet. Doch nachdem die iranische Mannschaft aus dem Rennen ist, und uns der Besuch des irren Jubel-Persers aus Teheran erspart bleibt, ist es Zeit zu fragen, wie der globale antiglobale Antiimperialismus künftig bei Weltmeisterschaften vertreten werden soll.

In Venezuela ist Fußball im Unterschied zu den meisten süd- und mittelamerikanischen Ländern kein Volkssport. Man bevorzugt dort, ganz wie in den USA, Baseball. Venezuela hat sich noch nie für eine Fußball-WM qualifiziert und fehlt also auch diesmal. So verpassen wir nicht nur den Auftritt der venezolanischen Nationalmannschaft, sondern auch den von Präsident Hugo Chavez, der die große Bühne mit Sicherheit zu Nutzen gewusst hätte. Er liebt großspurige Auftritte und ist nicht nur für viele Lateinamerikaner ein Idol, eine neue Ikone, nachdem die meisten Ché-Guevara-T-Shirt schon reichlich ausgewaschen sind. Eine 45 cm große Chavez-Puppe ist in Caracas ein Verkaufsschlager. Zieht man an einer Schnur, kann die Hugo-Barbie mit der Baskenmütze sogar sprechen: „Dein Traum, deine Hoffnung und deine Aufgabe ist es, frei und gleich zu sein.“ Der Hersteller produziert auch Puppen von anderen Volkshelden, nämlich Ché, Fidel Castro und Saddam Hussein, aber was die zu erzählen haben, ist mir leider nicht bekannt.

Dass Chavez wie seine Aufziehpuppe immer nur denselben Satz sagt, kann man allerdings nicht behaupten. In der beliebten Fernsehsendung „Aló Presidente“ auf dem Sender Telesur, den die Journalistin Blanche Petrich in Anspielung auf Al Jazeera „Al Bolivar“ nennt, hält Chavez zuweilen stundenlange Monologe, oder beantwortet Zuschauerfragen. Chavez ist in Venezuela allgegenwärtig.

Nicht so bei der WM in Deutschland. Weder Chavez, noch der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad sind angereist. Und so wird der internationale Antiimperialismus bei dieser WM nur ersatzweise von einem kleinen pummligen, durch und durch sympathischen Maskottchen vertreten, von Chavez- und Castro-Freund Diego Maradona, der bei jedem Argentinienspiel leidenschaftlich auf den Stadionrängen mitfiebert.

Wie Politstar Chavez hatte auch Fußballstar Maradona eine – mittlerweile eingestellte - eigene Fernsehshow mit dem Namen „La Noche del 10“ (Die Nacht der Nummer 10), für die er auch schon seinen Mentor Fidel Castro interviewte . Diego über Fidel: „Für mich ist er ein Gott“. Fidel über Diego: Maradona ist „der Che des Sports“. Dass Diego Fidel mag, hat wohl nur in zweiter Linie politische Gründe. Zunächst hatte Castro dem argentinischen Fußballer, der nicht nur die weißen Linien auf dem Rasen liebte, auf Kuba eine Drogentherapie ermöglicht, und so waren die beiden Popstars sich näher gekommen.

Maradonas Verbindung mit Hugo Chavez jedenfalls ist da schon eindeutiger eine politische. Im November 2005 sprach Maradona auf einer Protestkundgebung anlässlich des „Gipfels der Völker“ in Argentinien öffentlich bei einem Auftritt von Hugo Chavez und Evo Morales. Mit einem T-Shirt mit dem mit Hakenkreuz verzierten Spruch „Stop Bush“ rief er vor 40.000 Menschen in einem Fußballstadion hauptsächlich antiamerikanische Parolen und bezeichnete Bush als „menschlichen Müll“.

Trotzdem ist Maradona natürlich nur der Aushilfs-Antiimperialist bei dieser WM. Viel lieber hätten linke und rechten Amerika-Feinde Hugo Chavez persönlich begrüßt. Vielleicht hätten die Nazis ja auch für ihn eine Willkommensdemo auf die Beine gestellt, so wie sie es für Ahmadinejad in Frankfurt/M. geplant hatten (NPD: „In der Stadt der Börse und der Banken, dem Jerusalem am Main, wollen wir demonstrieren, dass uns wahrheitsliebende und völkische Iraner zu Gast willkommen sind, wir aber die Masseneinwanderung und die Zersetzung des deutschen Volkes verachten.“) und auch ohne den Stargast in Gelsenkirchen ausprobiert hatten (und wie sie es am 21. Juni in Leipzig wiederholen wollen).

Die politischen Entwicklungen in Lateinamerika und die Wahlsiege für Hugo Chavez und Evo Morales verfolgen deutsche Neonazis nämlich mit einigem Respekt. „Vielleicht können wir Deutschen uns auch mal von derart unterentwickelten (sic!) Ländern ein Beispiel nehmen (sic!), da diese teilweise der von uns geforderten Volksgemeinschaft und möglicherweise auch der raumorientierten Volkswirtschaft wesentlich näher sind“, schreibt ein gewisser „Patriot“ beispielsweise auf der Kameradschafts-Hompage „Freier Widerstand“. Und auf dem rechten Diskussionsforum „politikforen.de“ heißt es: „Venezuela ist auf dem besten Weg zu einem patriotischen Linkssozialismus“ und darunter: „Lang lebe Deutschland, lang lebe der Sozialismus!“

Gerade bei Querfrontnazis ist Hugo Chavez besonders beliebt. „Venezuela und Kuba sind zu Leuchtfeuern der Freiheit für millionen Unterdrückte, nicht nur dieses Kontinents, geworden", schreibt etwa Michael Koth, ein alter Gefährte Michael Kühnens, auf der Website seines „Kampfbundes Deutscher Sozialisten“ (KDS). Der KDS hat auch einen Aufruf veröffentlicht, in dem er zur „Solidarität mit der bolivarianischen Revolution unter Führung des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez“ auffordert. Der Nationalrevolutionär Richard Schapke schrieb auf der Anti-Antifa-Website „Die Kommenden“ bereits 2004: „So bleibt Hugo Chavez ein Hoffnungsträger für diejenigen, die - nicht nur in Lateinamerika - auf die nationale, soziale und antiimperialistische Umgestaltung ihrer Länder hoffen.“

Aber auch die NPD wird beim Thema Antiimperialismus zum Latinlover. So erklärte der sächsische Landtagsabgeordnete Jürgen W. Gansel : „Seien zumindest wir Nationalisten solidarisch mit Venezuela, dem Iran und eben auch Kuba, und streiten für ihr Recht auf nationale Integrität. Alles, was die US-Globalisten schwächt, stärkt Europa und seine völkerbewussten Kräfte.“ Und als Chavez-Kollege Evo Morales in Bolivien am 1. Mai zumindest symbolisch ein militärisches Zeichen für die Verstaatlichung der Gasproduktion setzte, gratulierte die NPD Morales: „Die Verstaatlichung der Öl- und Gasindustrie in Bolivien und die nationale und soziale Wirtschaftspolitik einiger Südamerikanischer Staaten, die allgemeinhin als links bezeichnet werden, läutet ganz offensichtlich eine neue Runde im Kampf gegen die weltumspannende Wirtschaftsdiktatur ein.“ Und NPD-Chef und Globalisierungsgegner Udo Voigt erklärte: „Widerstand gegen die globale Herrschaft des Geldes kann nur national sein.“

Chavez ist bei den Nazis aber nicht nur beliebt, weil er eine nationale und antiamerikanische Politik betreibt, sondern auch, weil er einer der wenigen Freunde des antisemitischen Nazi-Idols und Holocaustleugners Ahmadinejad aus Teheran ist.

Vielleicht ist es auch keine Freundschaft zwischen den beiden Staatschefs, sondern eine strategische Partnerschaft für eine „Achse des Öls“. Jedenfalls: In der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) gab es nur eine einzige Gegenstimme gegen die Iran-Resolution am 24. September 2005 - die kam von Venezuela. Hugo the Boss und Achmed Jihad sehen sich nämlich an einem gemeinsamen Strang ziehen: Beide Völker besäßen, so Chavez, „antiimperialistische und revolutionäre Tugenden“. „Im Kampf gegen den Imperialismus, den Kolonialismus, das Lakaientum und die Nachgiebigkeit“ müssten die „Brüdervölker“ sich verbünden. Die beiden Ölimperien Iran und Venezuela haben bereits einen gemeinsamen Fonds von 200 Millionen Dollar „für wirtschaftliche und soziale Projekte“ angelegt. „Mit der Gründung des binationalen Venezuela-Iran Entwicklungs-Fonds haben wir fundamentale Schritte für eine Konsolidierung der Beziehungen zwischen Iran und Venezuela unternommen", sagte der venezolanische Außenhandelsminister Gustavo Marquez in einem Statement . Chavez-Berater General a. D. Alberto Muller Rojas erklärte, der Iran wolle „ein integrierender Pol in der islamischen Welt“ sein, und Venezuela sei in Südamerika auf demselben Weg. Auch über einen angekündigten Besuch der Hamas freut man sich in Venezuela bereits. Vizepräsident Vicente Rangel: „Wenn sie kommen, wird es uns eine Freude sein.“

Auch deutschen Nazis wäre es sicher eine Freude gewesen, wenn die Hamas zur WM zu Gast bei Freunden gewesen wäre. Aber auch die Hamas kam nicht, obwohl sie bekanntlich eine fidele Reisegruppe ist. Doch die Palästina-Mannschaft scheiterte in der Qualifikation an Irak und Usbekistan. Die Fifa berichtet auf ihrer Homepage: „Die Palästinenser spielten dabei hart und verbissen. Ihnen ging es offensichtlich nicht nur um gute Ergebnisse, sondern auch um Ehre und Leidenschaft.“ Werte, die die politisch natürlich völlig neutrale Fifa gerne unterstützt...

Es bleibt bei der WM also beim antiimperialistischen Schlüsselanhänger Diego Maradona, der sich jedoch diesmal nicht mit Anti-Bush-T-Shirt, sondern ganz patriotisch in Hellblau-Weiß präsentiert, und der der gestelzten Eröffnungszeremonie mit den sympathischen Worten fernblieb: „Ich bin nicht nach Deutschland gekommen, um Pele und Franz Beckenbauer zu sehen, sondern um mich an schönem Fußball zu erfreuen.“ Ein echter Volksheld eben.

Montag, Juni 19, 2006

Deutschland, Deutschland überall...
Endlich darf man wieder Schwarz-Rot-Gold hissen. Das hat man im Osten lange vermisst, für viele Wessis ist es gar IHR ERSTES MAL - und gleich wird eine Massenorgie draus.
Was ist neu an diesem Patriotismus? Deutschland feiert nicht mehr trotz, sondern wegen der Shoah. Das geläuterte Deutschland bekennt sich zu seiner Vergangenheit und darf gerade deshalb endlich mächtig auf die Pauke hauen. Antifaschistisch ist der neue Nationalismus, die Bundeswehr befreit KZs in Serbien und das Volk steht zusammen gegen den Holocaust an Palästinensern, gegen Krieg und Weltherrschaftspläne angloamerikanischer Aggressoren und führt dabei ein überzeugtes "Nie wieder!" auf den Lippen. Nach der verblichenen DDR gehört nun auch der Westen der Republik endlich zum "besseren Deutschland". Er muss nur "richtig" aufgeladen sein, der Herr Nationalismus, dann ziehen alle vor ihm den Hut.

In der am Mittwoch erscheinenden Ausgabe beschäftigt sich auch die Jungle World mit dem neuen Nationalgefühl, mit der hippen "Deutschland-Party" (Spiegel), bei der offenbar jede Menge Ecstasy im Spiel ist. Deniz Yücel beschreibt die Unterschiede zum Nationalrausch Anfang der 90er. Außerdem hat er sich in Berlin-Zehlendorf umgesehen und dort anders als in Kreuzberg kaum Deutschland-Fahnen entdeckt. Es sind, meint er, vor allem jene, die auf den Staat und dessen Aliminentierung angewiesen sind, die sich an seine Symbole klammern. Alex Feuerherdt erklärt, warum auch der renovierte Nationalismus höchst gefährlich ist, und wie sich Deutschland in der Weltpolitik auf Grundlage der eigenen Täter-Geschichte als Moralwächter aufspielt. Damit, so Feuerherdt, unterstützt Deutschland das Appeasement gegenüber Islamisten und Mullahs und fällt Israel in den Rücken. Markus Ströhlein hingegen meint, man kann gelassen bleiben, denn Nationalismus ist in einer Welt der globalisierten Wirtschaft ohnehin nur noch Folklore und die Sehnsucht nach der Volksgemeinschaft hängt in Deutschland nicht vom Hurra-Patriotismus und vom Fahnenschwenken ab. Florian Scheibe zerreißt mal eben das Deutschland-Buch von Matthias Matussek.

In einer Umfrage kommen außerdem zu Wort: Andreas Nachama, Necla Kelek, Andrei S. Markovits, Friedrich Küppersbusch, T.Raumschmiere, Arne Zank von Tocotronic, der Türkische Bund Berlin, die GEW Hessen, die Flüchtlingsorganisation The Voice, das American Jewish Committee, Nick Parker von The Sun, der Verein für Opfer rechter Gewalt, Aydin Ulun von der Hürriyet, Hans-Christian Ströbele, die "Du bist Deutschland"-Macher, Martin Sonneborn von der Titanic u.a.

Eins ist sicher: Solange die WM läuft, geht das nationale Besäufnis weiter. Und auch die Debatte darum. Ist der ach so "unbeschwerte", geläuterte, oberflächliche aber massenhafte Patriotismus materiell wirklich gefährlicher, als der unterdrückte, unter der Oberfläche schlummernde, aber immer virulente Deutschnationalismus früherer Tage? Schön ist jedenfalls beides nicht. Selbst wenn der Nationalismus eines Tages zu einem "linken" Werte-Nationalismus werden würde, selbst wenn Schwarz-Rot-Gold eines Tages tatsächlich (im Osten: wieder) als Metapher für Frieden und Sozialismus gebraucht werden sollte, bleibt nicht nur die Erkenntnis, dass die realsozialistischen Kernkraftwerke auch nicht sicherer waren als die im Westen.

Freitag, Juni 16, 2006

Krautskiller, Hardcooooore!
Noch ist es unklar, ob es bei der WM zu der direkten Begegnung zwischen England und Deutschland kommen wird. Aber schön wärs! Und alle: "There were Ten German Bombers in the air - and the R.A.F. from England shot them down!" Die englischen Fans in Nürnberg freuen sich jedenfalls schon, und haben auch was mitgebracht: (Foto: Bild-Online)

Mittwoch, Juni 14, 2006

Ganz tragisch: Patrioten mit zu kleinen Flaggen...
Tolle Umfrage von Spiegel-Online! Promis zur "neuen" Patriotismusdebatte.
Also auch hier mal das beliebte Spiel: wer hat's gesagt? Einfach mal so zum Spaß!

Zuzuordnen sind: Heiner Geißler (CDU), Gregor Gysi (Linkspartei), Silvana Koch-Mehrin (FDP), Claudia Roth (Grüne), Ulrich Wickert (ARD):

1) "Auch zu Hause habe ich die Regenbogenflagge gehisst. Es gibt natürlich das Recht auf Flaggen. Wer will, soll es tun. Besonders schön sind Kopplungsgeschäfte, wenn also deutsche und englische, angolanische und schwedische oder ecuadorianische und japanische Flaggen gemeinsam wehen."

2) "Es reicht langsam. Es gibt ein ukrainisches Sprichwort, das heißt: 'Wenn die Fahnen fliegen, ist der Verstand in der Trompete.' Wir haben den Zustand, dass uns der Verstand verloren geht, bald erreicht. (...)Wenn ich überhaupt flagge, dann mindestens zwei Fahnen: Die deutsche und die der Mannschaft gegen die Deutschland spielt."

3) "Ich glaube, die meisten sind gut gelaunt, finden einfach Spaß daran und haben nichts Nationalistisches im Kopf. Insoweit geht es in Ordnung, auch wenn ich es selbst nie machen würde."

4) "Pünktlich zur WM haben ein paar ehemals linke intellektuelle 'Männer im besten Alter' ihre Heimatliebe entdeckt."

5) "Mein Haus werde ich beim nächsten Deutschlandspiel nicht beflaggen. Dazu ist die Fahne, die mir meine Frau geschenkt hat, zu klein."


(Auflösung: 1) klar, Claudia Roth, 2) Geißler, 3) Gysi, 4) Koch-Mehrin und 5) klar, Wickert)

Dienstag, Juni 13, 2006

Stasi, oder was?
Dass der BND Journalisten instrumentalisiert und ausspioniert hat, hat ja zu Recht für einen größeren Skandal gesorgt. Die dritte und die vierte Macht im Staat sollten wirklich getrennt von einander arbeiten. In diesem Zusammenhang finde ich dieses Foto durchaus interessant. Es entstand bei einer genehmigten Kundgebung vor dem Wohnhaus Edmund Stoibers in Wolfratshausen im Rahmen der Aktionen gegen das 49. Gebirgsjägertreffen am 27./28. Mai 2006 in Mittenwald, wo sich jedes Jahr seit 1952 an Pfingsten Wehrmachtsveteranen und Gebirgsjäger der Bundeswehr zur größten Soldatenfeier Deutschlands versammeln. (hier Beiträge von Panorama 2003 und Monitor 2002)

Dass die Polizei inzwischen jede Demonstration en detail abfilmt, ist man ja gewohnt, obwohl das der Demonstrationsfreiheit (Freie Meinungsäußerung muss auch anonym möglich sein, daher gibt es zu Recht das Wahlgeheimnis.) schwer entgegensteht. Normalerweise machen das uniformierte Polizisten mit kleinen Videokameras, oder "szentypisch" getarnte Zivilbeamte. Dass Polizisten jedoch TV-Kameras mit sich führen, und sich bei ihrer Kennzeichnung nicht zwischen "Polizei" und „Bayerischer Rundfunk“ (auf der Jacke des Beamten links) entscheiden können, wirft allerdings Fragen auf... Erinnert mich irgendwie an die BND-Kiste und an die DDR. Obwohl, in der Türkei hab ich das auch schon erlebt...

Montag, Juni 12, 2006

Schrecklich nette Familien
Die Deutschen sterben aus! Das klingt ja erstmal gut. Doch sobald man sich freut, ruft jemand: Aber die Volkswirtschaft! Ja wat denn? Die Volkswirtschaft soll sich freuen: weniger Kinder = weniger Arbeitslose. Und mal nachhaltig (!) gedacht, heißt das auch: weniger Kinder = weniger Rentner. Demografie ist eben, was man draus macht. (Das gilt auch andernorts übrigens...)

Die Unternehmer sehen das wie die CDU: Was brauchen wir den Staat, wenn es Familien gibt? "Für uns gibt es nur einen Ausweg aus der demografischen Sackgasse: Die Wiederherstellung der Selbstverantwortlichkeit und des Ansehens der Familie sowie die Rückgabe der Mittel an die Familien, um sie zur Lösung ihrer Funktionen wieder zu befähigen", meint die Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer. Weniger Staat, mehr Familie (wahlweise Kommune) - das sagen andere (Bild) doch schon immer! Und das würde der muslimische Gemüsemann an der Ecke auch unterschreiben.

Am Mittwoch erscheint die Jungle World mit dem Schwerpunkt Familienpolitik. Die Debatte läuft zwar schon eine Weile, doch weil der Zuspruch zu der Kolumnen-Serie „Happy Familiy“ (hier, hier, hier, hier und hier) ungebrochen groß ist, und ständig neue Studien veröffentlich werden, wollen wir uns des Themas doch noch mal etwas genauer annehmen.

Von Georg Seeßlen gibt es Sätze zu lesen wie: „Die Familie versammelte sich einst um den Quelle-Katalog, dann um den Fernseher, und nun um Steuerbescheid und Schuldenberatung.“ Und zum Thema "Vätermonate": „Die Prophezeiung der alten Linken, in der Krise würden die Frauen zurück zu Kinder, Küche und Kirche geschickt, war falsch. Stattdessen werden die Männer in der Menge der überflüssigen Menschen gleich mit zu Kinder, Küche und Kirche geschickt, was in seiner Binnenlogik immerhin mehr Gerechtigkeit verspricht. Vielleicht dürfen die Frauen der überflüssigen Menschen im Gegenzug auch mit in die Kneipe oder zur Nachttanke.“ Seeßlen beschreibt die Funktion der Familie als Bedarfsgemeinschaft und kommt zu dem Ergebnis: „Sie funktioniert genau so wenig wie ihr Staat, und genau deswegen muss sie kategorisch erhalten bleiben.“

Richard Herzinger beschäftigt sich mit der konservativen Familien- und Wertedebatte, und wundert sich darüber, dass die sich ausgerechnet am Ideal der muslimischen Großfamilie orientiert: „Um einen kulturell-religiösen Schutzwall gegen die Ausbreitung eines angeblich monolithischen Islam zu bilden, sollen wir uns selbst wieder in eine monolithische Kultur verwandeln. Als hätte der Westen seinen Vorsprung auf wirtschaftlichem, technologischem und sozialem Gebiet nicht gerade dadurch erzielt, dass er den Mythos von der geschlossenen kulturellen Gemeinschaft aufbrach!“

Regina Stötzel beschreibt an vielen Beispielen die Demografie als Methode: „Mit gewagten Thesen und Schreckensbotschaften lässt sich wunderbar Politik machen, Ideologie verbreiten und Geld verdienen.“

Cord Riechelmann stellt fest, dass das Land mit der niedrigsten Geburtenrate in Europa ausgerechnet Italien ist, jenes Land also, das als Bastion der Großfamilie gilt: „Trotzdem fehlen in Italien die Untergangsvisionäre, die hierzulande den mangelnden Familiennachwuchs für das Nahe Ende des Staates verantwortlich machen. (…) Das mag damit zu tun haben, das in einem Auswandererland die Familie sowieso nie so eng mit dem Staat zusammengedacht wird, wie im klaustrophobischen Deutschland.“

Wem das alles nix ist, der kann sich ja mal mit dem Familienbild bei den Ducks auseinandersetzen. Das hat man an der Uni Essen getan und man kam zu dem Ergebnis: „Die Familienstruktur ist hierarchisch und patriarchalisch aufgebaut.“ Inwieweit die Ducks jedoch – vielleicht ja gerade deshalb - eine vorbildliche Bedarfsgemeinschaft à la von der Leyen sind, wäre gesondert zu untersuchen. Das Ergebnis würde mich interessieren...

Sonntag, Juni 11, 2006




MeisterSchnurr
Zwar schon eifrig verlinkt by Hörm und torsun, aber weil es soooo gut ist, und weil ja jetzt das Holland-Spiel ist, auch hier der Tipp: Don’t go to Germany without MeisterSchnurr!!!

Body Count & Kaffeesatz
Immer, wenn es knallt, sind sie gefragt: Terrorismusexperten. Es gibt da zwei Sorten: Die einen lesen im Kaffeesatz, andere kennen sich wirklich aus, weil sie zum Beispiel ihre Karriere als ARD-, BBC und n-tv-Experte mit der des Tourmanagers der Hamas zu verbinden wissen, oder sie müssen einfach Bescheid wissen, weil sie ja immerhin Leiter eines dubiosen Thinktanks sind.

Die Zeitschrift Phase 2 hat sich in ihrer aktuellen Ausgabe (lesen!) des Themas „Terrorismusanalyse“ angenommen. „Body Count“ ist der Titel. Klaus Thörner erklärt darin, „wie die europäische Politik den Terrorismus immer wieder belohnt hat“. Ben Andrews analysiert den „eliminatorischen Islamismus als Rätsel und Faszinosum“ und Selbstmordattentate als Spektakel eines Opferkults. Gerhard Scheit beschäftigt sich mit dem Terrorismusbegriff und der besonderen Authentizität jenes Terrors, der sich auf Volksgemeinschaft und Umma bezieht. Thomas Schmidinger konstatiert im War of/on Terror einen „Punktsieg für die Terroristen“. Bernhard Schmid zeichnet exemplarisch den Wandel der antikolonialen Befreiungsbewegung in Algerien und den wechselnden Einfluss der Islamisten nach. Und die Redaktion der Phase 2/Leipzig beschäftigt sich mit der Kulturalisierung des Politischen in der Integrationsdebatte.

Neben diesem Schwerpunkt gibt es noch viele andere Artikel, u.a. einen „abschließenden Beitrag zur Antifa-Debatte“ der Gruppe KP-Berlin, in dem es irgendwie um Kommunismus, Sportreporter und solche Dinge geht. Die Frage, wie ein nicht regressiver Antikapitalismus aussehen kann, wird zwar aufgeworfen, aber nicht beantwortet, weshalb wir mal hoffen wollen, dass dies nicht wirklich der abschließende Beitrag war…

Freitag, Juni 09, 2006

Für wen sein?
Nun ist es also so weit. Die WM beginnt und gleich dazu mit einem Deutschland-Spiel. Stellt sich also höchstdringend die Frage: Für wen sein? Das war ja früher einfach: Als Linker (im Westen) war man gegen Deutschland. Dann kamen die Antideutschen. Und die waren noch mehr gegen Deutschland. So weit, so gut.

Doch nun weiß man es nicht mehr so richtig. Die Traditionslinken sind zwar immer noch gegen Deutschland, aber für Gerald Asamoah. Schließlich hetzen ja die Nazis gegen den schwarzen Nationalstürmer - gebietet es da nicht die antirassistische und antifaschistische Solidarität, wenigstens ihm die Daumen zu drücken? Auch Antideutsche befallen Zweifel: Immerhin haben wir es mit Klinsmann mit einem Nationaltrainer zu tun, der als national unzuverlässig gilt, weil er in den USA lebt und mit ihm die „Amerikanisierung des deutschen Fußballs“ (Die Welt) droht. Wenn Klinsmann also für die USA steht, müssen dann Antideutsche nicht für Deutschland sein?

Der Autor und ehemalige Schiedsrichter Alex Feuerherdt, der sich auch schon in der Jungle World mit der Verfasstheit der „Klinsmanndeutschen“ beschäftigte, war in den letzten Wochen sehr gefragt. Überall im Lande wurde er von linken Gruppen gebeten, Vorträge zu halten, weil das Verhältnis der deutschen Linken zum deutschen Fußball immer verwirrender wurde. Feuerherdt wiederum charakterisiert Klinsmann als Figur des „besseren Deutschlands“, der „mit seinem flockigforschen Auftreten bestens zur neuen deutschen Unbeschwertheit“ passe. Sozusagen als Fortsetzung des 8. Mais 2005, dem „Tag der Befreiung“, als „die Bilder von den anständigen, geläuterten Deutschen um die Welt gingen“.

Der Rund-Redakteur und Jungle-World-Autor Martin Krauß hingegen sieht das in der aktuellen Jungle World ambivalent: „Es ist sicher nicht falsch, Jürgen Klinsmann einen liberalen Reformer zu nennen: Er ist jemand, der einerseits gegen eine nationalistische und für eine weltläufige Ausrichtung steht und der andererseits ‚Besitzstände’ aufkündigt, um dem Prinzip der kapitalistischen Konkurrenz auch auf dem Fußballplatz zur Geltung zu verhelfen.“ Was also tun?

Mir egal! Für mich ist das alles gar kein Problem. Denn ich war schon gegen Deutschland, als ich noch gar kein Linker war. Bei der WM 74 war ich noch ein kleines Kind und bekam das ganze Turnier nur sehr vermittelt mit. Vermittelt über mein - damals in Hessen beheimatetes – niederländisch-slowenisches Elternhaus. Nur das Endspiel Deutschland-Holland verfolgte ich, wie man sich in der Familie immer wieder gerne erzählt, beim Nachbarsjungen. In der Halbzeit aber stand ich völlig verstört und heulend bei meinen Eltern vor der Wohnungstür: „Dihie sihind für die Fahalschen“, soll ich geschluchzt haben. Leider haben die Falschen dann auch noch gewonnen… Von daher: kein Mitleid: Vorrundenaus! Nur der Jens Lehmann, der soll nicht all zu arg patzen...

Donnerstag, Juni 08, 2006

Rossmann ist sauber
Centaur ist der Name des Kundenmagazins der Drogeriekette Rossmann. Seit dem März 2002 wird das Heftchen alle zwei Monate kostenlos in den Filialen ausgelegt. Mit einer Auflage von 500.000 Stück sollen die Kunden vor allem über das Sortiment der Drogeriekette informiert werden. Seit Dezember 2005 ist Centaur „die erste anglizismen- und denglischfreie Kundenzeitschrift Deutschlands“.

Chefredakteur Stephan-Thomas Klose, der auch für die Öffentlichkeitsarbeit von Rossmann verantwortlich ist, erklärte dazu: „Gemeinsam mit dem Verein Deutsche Sprache e. V. (VDS) hat es sich die Centaur-Redaktion zum Ziel gesetzt, in allen redaktionellen Texten der Kundenzeitschrift Anglizismen und denglische Wortschöpfung vollständig zu vermeiden. Ausgenommen bleiben englische Produktnamen in Produktbeschreibungen und Anzeigen.“

Um das zu erreichen, ist man eine ungewöhnliche Kooperation eingegangen: „Für Rossmann hat sich die VDS-Region Hannover jetzt bereit erklärt, jede Ausgabe des Centaur vor Erscheinen auf vermeidbare Anglizismen zu überprüfen. Alle beanstandeten Ausdrücke und Wörter werden nach dem 'Angzismen-Index' mit Kennbuchstaben und Kennziffern markiert und bewertet. Änderungsvorschläge setzen die VDS-Prüfer wörtlich daneben. Nach Übernahme der Änderungsvorschläge darf sich der Centaur künftig im Impressum mit dem Qualitätsurteil ‚Vom VDS auf die Vermeidung von Anglizismen geprüft’ schmücken.“

Rossmann meint also, es wäre schmückend, mit dem irren Verein Deutsche Sprache zu kooperieren. Der Verein wurde 1997 vom Dortmunder Mathematik Professor Walter Krämer gegründet wurde, der, wie Alfred Schobert 2001 in der Jungle World berichtete, in der ultrarechten Zeitung Junge Freiheit über die »deutsch-englische Schimpansensprache« und das »Schimpansendeutsch der Werbung« herzog. Ob ein heimattümelndes, deutschnationales, spießig-konservatives Image für ein international arbeitendes Unternehmen wirklich eine gute Werbung ist, soll nicht mein Problem sein. Aber wenn schon Säubern, dann richtig!

Fangen wir mit dem Verlag an: Der Verlag, der den Centaur vertreibt, heißt ganz undeutsch „Journal International“ und gibt Titel heraus wie Beauty & Life, Voilà und das American-Express-Magazin Departures. Die Firmenphilosophie wird mit „tell-to-sell“ beschrieben. Der Name des Rossmann-Magazins bezieht sich auf den Pferdmensch (Ross-Mann!) der griechischen Mythologie und kommt daher aus dem griechischen „Kentauros“, bzw. dem lateinisierten „Centaurus“. Im „Impressum“ (Latein) werden fälschlicherweise "Telefon"- (lat.) -Nummern angeben, statt Fernsprechnummern. Auch die "Redaktion" (franz.), und der "Art Director" (engl.) sind nicht ordentlich gesäubert worden, ebenso wie die Rubriken "Porträt" (franz.), "Sport" (engl.), "Reportage" (franz.) "Aktuell" (franz.).

Das könnte man jetzt ewig fortsetzen, nur um zu zeigen, wie absurd allein der Gedanke ist, eine Sprache müsse vor fremden Einflüssen geschützt werden. Und das ungute Gefühl bleibt: Zuerst wird die Sprache von Fremdem gesäubert, und dann…

Nebenbei bemerkt: Als sich aus dem Konflikt in der damaligen jungen Welt heraus 1997 die Jungle World gründete, war eine der ersten Anmerkungen in der dann fortbestehenden nationalbolschewistischen jungen Welt eine Kritik an dem „englisch-amerikanischen“ Namen „Jungle World“. Mir ist daher der Zusammenhang zwischen solchen und solchen Säuberungen bestens bekannt...

Mittwoch, Juni 07, 2006

Merkels Blog
Wenn von Videobotschaften die Rede ist, denkt man ja bisher sofort an Ossama Bin Laden. Das wird sich aber nun ändern. Denn ab Morgen wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (Bild links) jede Woche eine dreiminütige Videobotschaft über ihre Website an ihr Volk senden.

Tja, wer keinen Kirch zu seinen Freunden zählt, und also keine eigene Sendung „Zur Sache, Kanzlerin" im Fernsehen platzieren kann, und wer auch keinen eigenen TV-Kanal unterhält und schon gar kein Medienimperium, der bzw. die landet dann eben hier in dieser undankbaren Blog-Sphäre und sendet seine Botschaften übers Internet.

Willkommen im Club, Frau Merkel!

Eigentor von Aust
Ahmadinejad interviewt den Spiegel
Von Ivo Bozic

Der Spiegel ist ein renommiertes Magazin. Es ist nicht leicht, ein Interview mit ihm zu bekommen. Trotzdem ist es dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad gelungen, ein Treffen mit einem Spiegel-Team rund um den Chefredakteur Stefan Aust zu arrangieren. Gequält winden sich in dem Gespräch die Redakteure unter den bohrenden Fragen des Präsidenten.

Das Magazin resümiert im Nachhinein: »Das Gespräch bekam bald eine eigene Dynamik.« Ja, so kann man es auch sagen. Immerhin »war die Gesprächsatmosphäre durchaus entspannt«, wie der Spiegel berichtet, was daran gelegen haben mag, dass Ahmadinejad den Journalisten keine bösen Absichten unterstellte: »Ich weiß, dass der Spiegel ein renommiertes Magazin ist, aber ich weiß nicht, ob Sie die Möglichkeit haben, die Wahrheit über den Holocaust zu veröffentlichen. Sind Sie befugt, alles darüber zu schreiben?« Der Spiegel versichert: »Ganz sicher sind wir befugt, über die Erkenntnisse der historischen Forschung in den letzten 60 Jahren zu schreiben.« Ahmadinejad lässt sich nicht einlullen: »Warum ist es nicht erlaubt, über eine Tatsache zu forschen, die vor 60 Jahren passiert ist?« So langsam gerät der Spiegel in die Defensive: »Der Holocaust hat stattgefunden, es gab Konzentrationslager, es gibt Akten über die Vernichtung der Juden, es ist viel geforscht worden, und es gibt nicht den geringsten Zweifel am Holocaust und auch nicht an der Tatsache, dass die Deutschen – wir bedauern das sehr – dafür verantwortlich sind.«

Nun versucht der Spiegel das Thema zu wechseln, doch Ahmadinejad hakt nach: »Im Zweiten Weltkrieg sind 60 Millionen Menschen gefallen (…) Warum stehen unter diesen 60 Millionen Opfern nur die Juden im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit?« Die Antwort des Spiegels: »Das ist so nicht der Fall. Alle Völker trauern um die Opfer, die der Zweite Weltkrieg gefordert hat. (…) Doch wir als Deutsche können uns nicht von einer speziellen Schuld freimachen …« Das will der Präsident genau wissen: Weshalb sollte die heutige deutsche Jugend »den Zionisten gegenüber Schuldgefühle haben«? Er weiß, jetzt hat er sie, jetzt fangen sie an zu stammeln: »Das heutige deutsche Volk kann nichts dafür. Aber es gibt eine Art Kollektivscham für jene Taten.«

Ach ja? Und »wie lange, glauben Sie, muss das deutsche Volk die Geisel der Zionisten sein?« Da kann der Spiegel natürlich nicht für alle sprechen. Es ist ja nicht klar, wer wie lange noch Geisel des Zionismus sein wird: »Wir können nur für uns sprechen. Der Spiegel ist niemandes Geisel. (…) Wir stehen im Palästina-Konflikt keineswegs kritiklos auf der Seite Israels.« Schön und gut, aber, fragt Ahmadinejad: »Wo sind die Israelis hergekommen?« Jetzt wird’s akademisch. Der Spiegel: meint: »Wenn wir aufrechnen wollten, woher die Menschen gekommen sind, dann müssten auch die Europäer zurück nach Ostafrika, wo alle Menschen ursprünglich herkommen.«

Nun wundert sich der Präsident aber doch: »Sie sind ein Magazin und keine Regierung. Zu sagen, dass wir die Welt, so wie sie ist, akzeptieren sollen, bedeutet, (…) dass das deutsche Volk noch 1 000 Jahre erniedrigt werden muss. Denken Sie, dies ist die richtige Logik?« Eine Fangfrage, Achtung! Reingefallen! Der Spiegel: »Nein, die richtige Logik ist es nicht, und es trifft auch nicht zu. Die Deutschen haben in der Entwicklung der Nachkriegszeit eine bescheidene, aber wichtige Rolle in der Welt gespielt, sie fühlen sich nicht seit 1945 erniedrigt und entwürdigt. Dafür sind wir zu selbstbewusst.«

Immerhin war der Spiegel so selbstbewusst, dieses »Interview« abzudrucken.

Aus der aktuellen Jungle World

Dienstag, Juni 06, 2006

Euston jetzt auf Deutsch
In London gibt es einen U-Bahnhof namens Euston. Es war einer der Schauplätze des Terroranschlags 2005. Außerdem befindet sich in der Nähe ein Café, in dem Karl Marx gerne verkehrte. In diesem Café trafen sich britische Blogger und linke Professoren und verfassten ein Manifest, das inzwischen schon eifrig in der Blogger-Szene diskutiert wird. Das Euston Manifesto ist ein Aufruf für eine neue Linke jenseits von Antizionismus, Antisemitismus, Antiamerikanismus, Islamismus... Jetzt ist der Aufruf auch auf Deutsch erschienen.
Der Text ist mäßig, auch mäßig links, ein Konsensprodukt. Natürlich ist das alles nicht das Ei des Kolumbus...
Aber es kommt vielleicht gar nicht so sehr auf den genauen Text an. Viel wichtiger: Zum ersten Mal gibt es eine internationale Plattform, auf der sich Linke (von linksradikal bis sozialdemokratisch, von anarchistisch bis liberal) über solche Themen austauschen. Die Hompage des Euston Manifestos ist eine Kontaktbörse und ein Diskussionsforum für Leute, die sich für Linke in bspw. Italien oder Spanien interessieren, die nicht auf Anti-Israel-Kurs sind, die keine Lust auf die Verbrüderung linker Antiimperialisten mit islamischen Jihadisten haben. Also, raus aus der ach so deutschen antideutschen Identitätssuppe und rüber über den Tellerrand!

Spar-Protest
Bei trübem Regenwetter folgten am letzten Samstag weniger als 10.000 Menschen in Berlin einem Aufruf zu einer Demo gegen die Hartz-IV-Verschärfungen (siehe Foto). Besonders beliebt auf Transparenten und bei Rednern war der Slogan: „Wir sind das Volk“. Denn das Volk hat den Eindruck, mächtig beschissen und betrogen worden zu sein. Doch „das Volk“ bestand aus den üblichen Gestalten (Linkspartei, MLPD, DKP, attac, eine Ver.di-Delegation, „linksradikaler Block“), die bei jedem Event zusammenkommen, egal ob es gegen Sozialabbau, für den Frieden oder gegen den Bush-Besuch geht. Wo also war „das Volk“?

Gehen wir mal ziemlich genau zehn Jahre zurück. Das war die Ära Helmut Kohl. 350.000 Menschen strömten nach Bonn zu einer Kundgebung gegen das „Sparpaket“ der CDU/FDP-Regierung. Aufgerufen hatte der DGB, es war die größte Kundgebung der Gewerkschaften in der Geschichte der Bundesrepublik. Die SPD war auch vor Ort, und im Bundestag stimmte sie gegen die Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, der Lockerung des Kündigungsschutzes, der Anhebung des Rentenalters und der Einsparungen im Gesundheitswesen.
Ziel des damaligen „Sparpakets“: Die Arbeit (sprich die Lohnnebenkosten) müsse billiger werden, so würden Arbeitsplätze geschaffen. Mit dieser Methode versucht man es also schon seit über zehn Jahren und nachdem das alles nichts genutzt hat und sich gezeigt hat, dass dies offensichtlich der falsche Weg ist, ist ja inzwischen auch die SPD der Meinung, dass dies der richtige Weg ist.

Nun waren die Sparmaßnahmen damals ein Fliegenschiss gegen das, was Rot-Grün mit Hartz IV und Arbeitsmarktreform beschlossen hatte und gegen das, was Schwarz-Rot heute durchzieht. Deshalb waren die Aufrufer zu dieser Demo am letzten Samstag auch richtig wütend und forderten „französische Verhältnisse“. Doch es waren dann nicht nur keine französischen sondern noch nicht mal Bonner Verhältnisse. Es war, kurz gesagt, ein Megaflop, angesichts der Drastik der Regierungsbeschlüsse und ihrer konkreten Auswirkungen und angesichts der unverschämten Schmarotzer-Debatte, mit der diejenigen, die das alles betrifft, in die Enge getrieben werden.

Was ist passiert in diesen zehn Jahren? Zum einen war zwischendurch die SPD an der Macht und ist es jetzt ja auch noch. Das „kleiner Übel“ hat dafür gesorgt, Sozialdemokraten und Gewerkschafter auf Kurs zu bringen. Zum anderen sind sich ja inzwischen alle einig, dass die Globalisierung an allem Schuld ist, und damit also wohl nicht die Bundesregierung, die sich ja nur um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sorgt. Globalisierung böse => Nation gut. Darum führen selbst Äußerungen, dass Arbeitslose arbeiten sollen, auch ohne jeden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Sinn, und auch ohne Lohn, nicht zu einem Aufschrei der Empörung. „Dem Volk dienen“, sollen alle, die „Bonzen und Millionäre“, aber auch die Arbeitslosen. Und wenn sie den Spargel ausgraben und wieder einbuddeln und wieder ausgraben, bis der Acht-Stunden-Arbeitstag rum ist.

Die Globalisierungsdebatte und eine große Koalition führen zur nationalen Geschlossenheit, und „das Volk“ sorgt sich lieber um Guantanamo, den Irak, den Nahen Osten und den Klimawandel. Und so hat die Anti-Globalisierungsbewegung, die sich gerade im Hinblick auf soziale Interessen gegründet hat, mit dazu beigetragen, dass der soziale Protest innerhalb des nationalen Rahmens nicht mehr funktionieren will. „Du bist Deutschland“ - die Kampagne der Bundesregierung hat nur ausgedrückt, was immer mehr denken. Beim G8-Gipfel in Heiligendamm nächstes Jahr, da wird dann wieder mächtig Trubel sein, um die deutschen Interessen gegen die böse Welt zu verteidigen.

Übrigens: Schwerpunktthema zum Sozialabbau in der neuen Jungle World.
Darin Felix Baum über den Wahn der Kampagne gegen die Arbeitslosen. Stefan Frank über Billigjobs. Stefan Ripplinger über "Biedermänner und Scgmarotzer", und von mir eine kleine Reportage von der Sozialdemo.

Montag, Juni 05, 2006

Antideutsche Ballermänner
Für die, die es noch nicht mitbekommen haben: Jetzt ist es also so weit. Seit Freitag ist die CD „Ballermann 6 Balneario präsentiert Die Weltmeister Hits 2006 “ auf dem Markt. Das besondere daran? Zwischen launigen Songs wie „FC Deutschland“ von Jürgen Drews , „Der gnadenlose Partymix“ von Matthias Reim, und weiteren illustren Namen wie DJ Bobo, Mousse T und Thomas Anders findet sich auch der Song „Ten German Bombers“ auf dem Doppelalbum. Eine antideutsche Fußballhymne, die normalerweise von englischen Fans bei Spielen gegen Deutschland gesungen wird. Denn während vom 9.Juni an „die Welt zu Gast bei Freunden“, also zu Besuch in Deutschland ist, erinnern sich doch manche Nachbarn nur zu gut daran, wie es war, als die Deutschen zum letzten Mal bei ihnen „zu Besuch“ waren. Auf die Melodie von „Aus den blauen Bergen“ singen die britischen Fans deshalb fröhlich „There were ten German bombers in the air and the R.A.F. from England shot one down“ – und zählen dann zehn Strophen lang runter, bis sich kein deutscher Bomber mehr in der Luft befindet. Antifaschismus zum Mitgrölen, sehr fein! Nun ist die Techno-Version des Stücks von „Egotronic feat. Koks und Pillen“ auf der Ballermann-Platte. Nachdem das Video dazu schon fast 100.000 Mal im Netz gesichtet wurde, steht der Song jetzt kurz davor, WM-Hit des Jahres zu werden. Vielleicht nicht in den deutschen, sondern in den englischen Ballermann-Diskos. Eine Single mit dem Liedchen soll es bald auch noch geben beim Online-Musikstore i-tuns.

Die Engländer können also kommen. Aber auch die Niederländer sind gut vorbereitet. Inzwischen gibt es nicht nur den Plastik-Wehrmachtshelm in Holland-Orange, sondern auch in Gold mit der Aufschrift „I love Autobahn“. Und um einem eventuellen Stadionverbot für die Helme vorzugreifen, haben die Produzenten jetzt auch noch eine faltbare Version auf den Markt gebracht, die bequem in jede Jackentasche passt. Ein kleines Game dazu gibt’s übrigens auch im Netz („oefenen“ klicken!).
Aber besser ist das Game zu Ten German Bombers.
Viel Spaß bei der WM-Vorbereitung!

Sonntag, Juni 04, 2006

Bewegung am 2. Juni
Am 2. Juni haben Linkspartei und WASG ihren „Aufruf zur Gründung einer neuen Linken“ vorgestellt. Das Manifest soll die Grundlage zur Fusion der beiden Parteien sein. Da sie den Anspruch erheben, nicht nur eine neue Partei, sondern gar eine neue Linke ins Leben zu rufen, sollte dieses Papier eines kritischen Blicks gewürdigt werden. Anstatt jetzt aber den Text durchzugehen und zu monieren, dass dort gleich als Erstes, noch bevor es um die sozialen Belange hierzulande geht, sich die USA vorgeknöpft werden, oder dass beständig die „lebendige Arbeit“ gegen das „tote Kapital“ gestellt und die klein- und mittelständischen Unternehmen bejubelt werden, will ich nur kurz aufzählen, welche Themen ich alle nicht gefunden habe. Die neue Linke bedarf offenbar keiner Positionen zu:

Migrations- und Flüchtlingspolitik,
Rassismus,
Antisemitismus,
Neonazis,
deutscher Geschichte vor 1945,
Nationalismus,
Bürgerrechten,
Knast-System,
Polizei und Geheimdiensten,
Drogenpolitik,
deutscher Militärpolitik/Bundeswehr,
Überwachung und Datenschutz,
Gesundheitspolitik,
Gen-Technik,
Demonstrationsfreiheit,
Staatskritik...

In dieser Liste finden sich so ziemlich alle Dinge, für bzw. gegen die ich mich in den letzten 20 Jahren engagiert habe. Ich fürchte also, diese Bewegung 2. Juni wird ohne mich auskommen müssen. Da fällt mir ein, was ist eigentlich aus der großartigen Initiative von Antifa-Linksradikalen geworden, die sich in den Fusionsprozess der „neuen Linken“ einbringen wollten? Ach, die sind jetzt bei der Berliner WASG? Und morgen?

Samstag, Juni 03, 2006

Ahmedinejad ist Weltmeister
Höchste Zeit für eine Hymne auf den iranischen Präsidenten. Der Mann ist eine PR-Maschine ohne gleichen. Es gibt wohl kaum einen Staatschef, der ähnlich erfolgreich die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zieht. Nachdem er jüngst den Spiegel interviewt hatte und dabei die von ihm befragten Redakteure richtig ins Schwitzen brachte, hat er nun angekündigt, Deutschland einen Besuch abzustatten, falls die iranische Nationalmannschaft bei der WM das Achtelfinale erreichen sollte. Nunmehr darf die Welt also während der gesamten Vorrunde mit Spannung jedes Spiel der Iraner verfolgen, und heftig darüber diskutieren, was denn nun passieren wird, wenn... Daumen drücken für oder gegen den Iran; die Weltpolitik entscheidet sich auf dem Fußballplatz. Wer sich bis jetzt nicht für die WM begeistern konnte, der dürfte nun überzeugt sein. Wahnsinn! Der Mann hats raus. Ob sich die Fifa schon bei ihm bedankt hat, weiß ich nicht, würde ich ihr aber zutrauen...

Freitag, Juni 02, 2006

Zweistaatenlösung ohne Palästinenserstaat?
Gar nicht erfreut ist die Hamas über ein von Palästinenserpräsident Abbas in Form eines Ultimatums angekündigte Referendum über eine Zweistaatenlösung. „Unnötige Geldverschwendung“ zeterte Hamas-Führer Mahmud Zahhar, und sorgte sich dabei sicher nicht in erster Linie um das liebe Geld, das ohnehin nicht seins ist. Nein, eine Zweistaatenlösung lehnt die Hamas ab, weil sie einer Anerkennung Israels entgegenstünde.

Das allein ist für viele ein Grund, für eine Zweistaatenlösung zu sein. Es klingt ja auch so nett und versöhnlich: Jeder soll seinen eigenen Staat haben, damit dann Ruhe herrscht im Sandkasten. Gerecht teilen, aufhören zu streiten – das versucht man ja schon den Kindern beizubringen.

Israel hat sich schon lange für eine solche Lösung ausgesprochen. Aus dem schlichten Grund, dass das Land nichts dringender benötigt als Frieden, und weil man sich durch die Gründung eines palästinensischen Staates einen solchen erhofft. Auch Abbas und die Mehrheit der Palästinenser scheinen dafür zu sein, der Plan von Abbas für ein Referendum scheint dies ebenfalls zu bestätigen. Auch wenn es nicht, wie die NZZ fälschlicherweise behauptete, um „die Gründung eines Staates in den Grenzen von 1967“ geht, weil damals gar kein palästinensischer Staat existierte, sondern um die Gründung eines palästinensischen Staates neben den Grenzen Israels von 1967.

Aber Abbas’ Plan ist mehr als das Ergebnis eines Machtkampfs mit der Hamas. Es ist auch ein politischer Schachzug gegenüber Israel. Mit der von Israels Ministerpräsident Olmert angekündigten einseitigen Grenzziehung müsste sich die palästinensische Seite wohl endgültig mit der dann vorgegebenen Grenzlinie abfinden, und dass die nicht genau entlang der Grünen Linie, also der Waffenstillstandslinie von 1967, verlaufen wird, hat Olmert bereits angekündigt. Zu große Einschnitte in das Territorium der Westbank gelten jedoch in palästinensischen Kreisen als das Aus für einen überlebensfähigen eigenständigen Staat.

In Israel hingegen gibt es starke Bedenken, gegen einen palästinensischen Staat, der sich genau an der Grünen Linie entlang erstreckt. Nicht nur wegen der kaum zu verlegenden großen Siedlungsblöcke wie Ariel, die im Grunde richtige Städte sind, sondern auch aus militär-strategischer Sicht.

Neulich waren israelische Militärstrategen in Berlin zu Gast. Der ehemalige UN-Botschafter Israels, Dore Gold, der ehemalige Chef des israelischen Geheimdienstes, Generalmajor Yaacov Amidror, und der ehemalige Generalstaatsschef der IDF, Moshe Ya’alon, (Bild) referierten im Hotel Adlon zu der Frage, was denn die viel beschworenen und von US-Präsident Bush geforderten „verteidigungsfähigen Grenzen“ für Israel konkret bedeuten. Amidror hat bereits mehrfach geäußert, dass Israel in den Grenzen von 1967 seine Fähigkeit verliere, sich selbst zu verteidigen.

Auch Ya’alon begründete, weshalb er einem Abzug Israels aus der Westbank und damit dem Konvergenzplan Olmerts ablehnend gegenübersteht. Ausgangspunkt seiner Ausführungen war die sicher nicht in Frage zu stellende, historisch begründete Annahme, dass Israel ein Recht haben müsse, sich selbst zu verteidigen, unabhängig von der Gunst Dritter. Ein Abzug aus der Westbank aber, so Ya’alon, stelle diese Verteidigungsfähigkeit in Frage.

Dies begründete er mit militärisch-strategischen Argumenten, die sicherlich nicht der Ausgangspunkt für eine Lösung des Nahostkonflikts sein können, die jedoch veranschaulichen, warum und aus welchen Beweggründen es gegen einen Abzug aus der Westbank einigen Widerstand im israelischen Apparat gibt, und sicherlich noch geben wird.

Vor allem drei militärische Probleme erläuterte Ya’alon: Zum einen die geringe Größe des israelischen Staates. An der engsten Stelle verläuft die Grüne Linie gerade mal 15 Kilometer von der Meeresküste im Westen entfernt. Bei einem Angriff wäre Israel an dieser „Taille“ im Handumdrehen in zwei Teile zu „zerschneiden“, und das mitten im dicht besiedelsten Gebiet des Staates. (Karte links) In dem Küstenstreifen westlich des Westjordanlandes leben 70 Prozent der israelischen Bevölkerung und es befinden sich dort 80 Prozent der Produktionsstätten. Die geringe territoriale Größe Israels bedeute auch, dass es im Falle eines Angriffs vom Westjordanland aus kaum Zeit und Raum für die Planung eines Gegenschlags gebe.

Als zweites, damit zusammenhängendes Argument nannte Ya’alon die Nähe wichtiger israelischer Zentren, Städte und militärischer Einrichtungen zur Grünen Linie. Auch Tel Aviv, der Ben Gurion Flughafen und wichtige militärische Einrichtungen befänden sich in Reichweite einfacher Katjuscha-Raketen (Karte rechts), und dass mit einem solchen Beschuss gerechnet werden müsse, zeige die Tatsache, dass seit dem Rückzug Israels aus dem Gaza-Streifen von dort bereits 500 Kurzstreckenraketen abgefeuert worden seien.

Das dritte militärisch-strategische Argument Ya’alons bezog sich auf die topografische Lage. Weil die Westbank im Wesentlichen aus einer Hügelkette besteht, die über dem israelischen Küstenstreifen thront, sei eine Verteidigung von Unten sehr schwierig. Außerdem verlöre Israel mit der Kontrolle über das tief eingeschnittene Jordantal eine natürliche Abwehrsperre nach Osten, die derzeit, solange von Israel kontrolliert, auch ein natürliches Hindernis für Waffenschmuggler und Terroristen aus Jordanien darstelle. Die Jordansenke (Karte links) könnte sogar zum zentralen Streitpunkt bezüglich des Westbank-Abzugs werden. Nicht nur israelische Militärs wollen das Gebiet im Osten der Westbank nicht aufgeben, auch Jordaniens König Abdullah will keine gemeinsame Grenze seines Landes mit einem palästinensischen Staat.

Die Überlegungen der drei Referenten zu „verteidigungsfähigen Grenzen“ sind übrigens auch im Netz nachzulesen: hier

Obwohl es also auf israelischer wie palästinensischer Seite Mehrheiten für eine Zweistaatenlösung gibt, und die "internationale Gemeinschaft" sich sowieso nichts sehnlicher wünscht, als dass die Streithähne endlich ihre Nickligkeiten beenden, gibt es auf der anderen Seite durchaus starke Gegner einer solchen Zweistaatenlösung. Auch mit Olmerts Konvergenzplan und Abbas’ Referendum ist eine solche Lösung also noch lange nicht in greifbarer Nähe.

Und tatsächlich stellt sich die Frage, ob die Gründung eines palästinensischen Staates wirklich Frieden bringt. Doch welchen Grund sollte eine solche Staatengründung sonst haben? Ein besseres Leben für die Palästinenser? Das wäre in der Tat sehr dringlich und wünschenswert. Doch wenn es darum geht, bietet sich da nicht eine andere Zweistaatenlösung viel eher an?! Eine, bei der die beiden Staaten Israel und Jordanien heißen. Immerhin hat Israel die Westbank nicht den Palästinensern, sondern den Jordaniern entrissen. Nun weigert sich Jordanien allerdings beharrlich die Westbank zurückzunehmen. Trotzdem wäre der jordanische Staat im Gegensatz zur Fatah oder Hamas eine Autorität, die vielleicht Sicherheit garantieren könnte, und immerhin einen Friedensvertrag mit Israel unterhält. Diese Lösung wäre nicht nur für Israel die bessere, sondern auch für die Palästinenser, die egal wie die Grenze schließlich genau verlaufen wird, es nie und nimmer schaffen werden, einen unabhängigen funktionierenden Staat mit dem dazugehörigen Gemeinwesen und ökonomischer Autonomie auf diesem Stück karge, steinige Wüste, die man Westbank nennt, aufzubauen.

Zudem stellen Palästinenser heute schon die Hälfte der jordanischen Bevölkerung. Eine Grenze würde wegfallen, nicht eine neue geschaffen. Die aktuelle Situation in Jordanien soll nicht beschönigt werden, aber Jordanien hätte die wirtschaftlichen Möglichkeiten auch für die Palästinenser in der Westbank menschenwürdige Lebensbedingungen zu schaffen, und es würde die Palästinenser nicht unter die Herrschaft islamischer Fundamentalisten à la Hamas zwingen. Und letztlich wäre die Lösung im Sinne aller, denn wer kann schon ein Interesse daran haben, dass sich in Gaza/Westbank ein islamistischer Gottesstaat mit jederzeit terroristischer Sprengkraft bildet.

Natürlich ist eine solche Zweistaatenlösung ohne palästinensischen Staat chancenlos. Jordanien sperrt sich, und die palästinensischen Autoritäten erst recht. Warum eigentlich? Weil sie weniger für eine gutes Leben kämpfen, als gegen die Existenz Israels und weil sie meinen, ein nationales Recht auf einen Nationalstaat zu haben. Beides Motive, die aus linker Sicht nicht wirklich tolerierbar sind. Wenn es um palästinensische Interessen geht, dann kann es doch nur darum gehen, wie diese armen Schlucker zu einem besseren Leben kommen. Ob über einer halbwegs zivilisierten, sozial gerechteren und einigermaßen friedlichen Gesellschaft, wie wir sie für die Palästinenser erhoffen wollen, letztlich die palästinensische oder die eh fast identische jordanische Fahne weht, wen juckt das?

Es wird in den nächsten Monaten wieder viel um die Zweistaatenlösung gehen. Es gibt wie dargestellt, diverse Interessen auf beiden Seiten, die dagegen stehen – aber, und das sollte nicht vergessen werden, es besteht auch kein Grund zu glauben, dass es keine Alternative dazu gäbe.

So, jetzt kommst Du!

Fit für den Jihad
Dass für Jihad-Terroristen das Mittelalter zwar ein Ideal darstellt, sie selbst jedoch häufig eher aus der westlich orientierten modernen Mittelschicht stammen und mit Computern und Handys umgehen können, das ist ja bekannt. Auch, dass die Attentäter von London 2005 sich im Fitnessstudio kennen gelernt haben, ist nicht neu. Wenn man das alles aber mal zusammenstellt, so wie es Brendon O’Neill in dem zur Washington Post gehörenden Internetmagazin „Slate“ in einem aktuellen Beitrag macht, dann kann man tatsächlich zur Erkenntnis gelangen, dass Terrorzellen sich vornehmlich nicht in Moscheen, sondern in Fitnessstudios bilden.

Die britische Regierung spricht in ihrem Bericht zu den London-Attentaten sogar davon, dass das Sportstudio des Attentäters Mohammed Sidique Khan als "the al-Qaida gym" bekannt war. Auch Mohammed Atta und andere 9/11-Attentäter waren Mitglieder in Fitnessstudios, und beim Hauptverdächtigen der Madrid-Anschläge soll es sich ebenfalls um einen Fitnessnarr handeln.
Ist Körperertüchtigung also gefährlicher als geistige Indoktrination? Ist der Fitnesstrainer verdächtiger als der Imam? Ist Sport doch Mord?
Dazu kommt, auch deutsche Neonazis hängen mit Vorliebe im Fitnessstudio ab und lernen dort sicher mehr für ihren praktischen Alltagsfaschismus, als bei nationalen Bildungsabenden am Sofatisch des Kameradschaftsführers.

Doch das schlimmste: Auch ich bin Mitglied in einem Sportstudio. Bisher sind mir keine verdächtigen Gestalten aufgefallen, nun aber werde ich die Augen offen halten. Seitdem letzte Woche überall im Club Deutschland-Wimpel aufgehängt wurden, mache ich mir ohnehin Sorgen. Wenn demnächst noch grüne Islam-Fähnchen dazukommen, weiß ich Bescheid und mach ne Fliege, bevor in der Sauna ein Sucidebomber neben mir in die Luft fliegt.

Tip by Jörn

Donnerstag, Juni 01, 2006

Abschiebung wegen Sexstreik!
Nachdem im Herbst ganz Berlin zuerst der Ankunft und dann den ersten Sexualkontakten des neuen Gorillas Ivo entgegengefiebert hatte, hängt heute die B.Z. mit einer erschreckenden Schlagzeile an den Kiosken: „Auch Ivo wird abgeschoben!“ Was war passiert? Ist der Affe kriminell geworden? Hat er sich der Integration verweigert? Nein, viel schlimmer: „Er ist einfach zu lieb.“ Er komme, so heißt es, „mit den Gorilla-Damen nicht zurecht“, er habe „das Sexualverhalten einer Backpflaume“. Also das ist doch…!
Arbeitsverweigerer kriegen kein Geld mehr, Sexverweigerer werden einfach abgeschoben. Meine Fresse, es weht ein rauher Wind in Deutschland! Dabei ist Ivo einfach nicht so blöd, wie die Bundesregierung denkt, und hat den Elterngeldschwindel sofort durchblickt. Statt mehr, gibt es künftig deutlich weniger Geld für viele Eltern, weil der Anspruch auf das zweijährige Erziehungsgeld wegfällt. Das betrifft alle, deren Einkommen unter 30.000 Euro liegt und die ALG-II-Empfänger sowieso, kurz: die sozial Schwächsten. Leute, wie Gorilla Ivo beispielsweise, der bereits jetzt einen der von der CDU geforderten „Null-Euro-Jobs“ im Berliner Zoo absolviert.
Ivo macht es ganz richtig: Auf den Elterngeld-Beschiss reagiert er mit Streik. Solidarität gegen Ivos Abschiebung ist dringend angebracht! Affe bleibt!