Freitag, Juni 09, 2006

Für wen sein?
Nun ist es also so weit. Die WM beginnt und gleich dazu mit einem Deutschland-Spiel. Stellt sich also höchstdringend die Frage: Für wen sein? Das war ja früher einfach: Als Linker (im Westen) war man gegen Deutschland. Dann kamen die Antideutschen. Und die waren noch mehr gegen Deutschland. So weit, so gut.

Doch nun weiß man es nicht mehr so richtig. Die Traditionslinken sind zwar immer noch gegen Deutschland, aber für Gerald Asamoah. Schließlich hetzen ja die Nazis gegen den schwarzen Nationalstürmer - gebietet es da nicht die antirassistische und antifaschistische Solidarität, wenigstens ihm die Daumen zu drücken? Auch Antideutsche befallen Zweifel: Immerhin haben wir es mit Klinsmann mit einem Nationaltrainer zu tun, der als national unzuverlässig gilt, weil er in den USA lebt und mit ihm die „Amerikanisierung des deutschen Fußballs“ (Die Welt) droht. Wenn Klinsmann also für die USA steht, müssen dann Antideutsche nicht für Deutschland sein?

Der Autor und ehemalige Schiedsrichter Alex Feuerherdt, der sich auch schon in der Jungle World mit der Verfasstheit der „Klinsmanndeutschen“ beschäftigte, war in den letzten Wochen sehr gefragt. Überall im Lande wurde er von linken Gruppen gebeten, Vorträge zu halten, weil das Verhältnis der deutschen Linken zum deutschen Fußball immer verwirrender wurde. Feuerherdt wiederum charakterisiert Klinsmann als Figur des „besseren Deutschlands“, der „mit seinem flockigforschen Auftreten bestens zur neuen deutschen Unbeschwertheit“ passe. Sozusagen als Fortsetzung des 8. Mais 2005, dem „Tag der Befreiung“, als „die Bilder von den anständigen, geläuterten Deutschen um die Welt gingen“.

Der Rund-Redakteur und Jungle-World-Autor Martin Krauß hingegen sieht das in der aktuellen Jungle World ambivalent: „Es ist sicher nicht falsch, Jürgen Klinsmann einen liberalen Reformer zu nennen: Er ist jemand, der einerseits gegen eine nationalistische und für eine weltläufige Ausrichtung steht und der andererseits ‚Besitzstände’ aufkündigt, um dem Prinzip der kapitalistischen Konkurrenz auch auf dem Fußballplatz zur Geltung zu verhelfen.“ Was also tun?

Mir egal! Für mich ist das alles gar kein Problem. Denn ich war schon gegen Deutschland, als ich noch gar kein Linker war. Bei der WM 74 war ich noch ein kleines Kind und bekam das ganze Turnier nur sehr vermittelt mit. Vermittelt über mein - damals in Hessen beheimatetes – niederländisch-slowenisches Elternhaus. Nur das Endspiel Deutschland-Holland verfolgte ich, wie man sich in der Familie immer wieder gerne erzählt, beim Nachbarsjungen. In der Halbzeit aber stand ich völlig verstört und heulend bei meinen Eltern vor der Wohnungstür: „Dihie sihind für die Fahalschen“, soll ich geschluchzt haben. Leider haben die Falschen dann auch noch gewonnen… Von daher: kein Mitleid: Vorrundenaus! Nur der Jens Lehmann, der soll nicht all zu arg patzen...

2 Comments:

At 10:14 PM, Blogger Franklin D. Rosenfeld said...

Aber nicht vergessen, unterwegs "Ten German Bombers" auf Endlosschleife zu stellen!

 
At 10:22 PM, Blogger empty rooms said...

besser wäre natürlich, einen eigenen "staat" zu gründen (so wie die homosexuellen australier), die United States of Jungle, oder so :).

 

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