Donnerstag, Februar 28, 2008

Partei auf Anabolika
»Die Linke« ist nicht zu bremsen, weder dadurch, dass man sie ignoriert, noch mit der Hetze gegen Kommunisten. Dabei hat die Debatte um DKP-Mitglieder in ihren Reihen auch die Orientierungslosigkeit der Partei offenbart.
von Ivo Bozic aus der aktuellen Jungle World

Ein bisschen Sympathie für die Stasi zeigen und die Mauer verteidigen – schon fliegen einem im Osten Deutschlands die Herzen zu? Nach den Umfragen des Allensbach-Instituts und von Forsa war »Die Linke« in der vergangenen Woche dort mit 29,7 Prozent erstmals stärkste Partei. Aber auch im Westen hat ihr die Diskussion um die Äußerungen des über ihre Liste in den niedersächsischen Landtag eingezogenen DKP-Mitglieds Christel Wegner nicht geschadet. In der ganzen Republik lag die Linkspartei in den Tagen der hysterischen Kommunisten-Debatte in den Umfragen bei zwölf bis 13 Prozent, dem höchsten jemals gemessenen Wert.

Die Wahl in Hamburg hat ebenfalls gezeigt, dass man der Partei Lafontaines mit Kalter-Kriegs-Rhetorik nicht wirklich schaden kann. Obwohl auch dort Kader der DKP kandidiert hatten, schaff­te »Die Linke« den Einzug in die Bürgerschaft. Sie hat sich bundesweit etabliert. Bei den anderen Parteien führt das zu einer Art kollektivem Geistesversagen. Doch auch bei der »Linken« selbst zeigt sich eine völlige Orientierungslosigkeit.

Während die CDU die Wahlerfolge der »Linken« im Westen zu einer Art 9/11 für Deutschland aufbauscht, erwägt sie in Hamburg eine Koalition mit den Grünen, jener Partei, die einst mit Blumentöpfen und Strickzeug in den Bundestag einzog und so ihre Verachtung für den Parlamentaris­mus demonstrierte. Aus diesen Reihen der ehemaligen Steinewerfer und RAF-Sympathisanten sind später Minister und Vizekanzler hervorgegangen, was beweist, wie geschichtslos die Verteufelung der längst regierungsgeprüften »Linken« ist. Zumal die Bundeskanzlerin zu ihrer Vergangenheit als »Sekretärin für Agitation und Propaganda« bei der FDJ nichts zu sagen hat, außer dass diese »Kulturarbeit« ihr »Spaß gemacht« habe.

Die SPD schaukelt wie ein Quietscheentchen im Tsunami zwischen rot-roten Regierungskoalitionen und Beschwörungen von Tabus hin und her und macht sich lächerlich. Eine von der »Linken« tolerierte Landesregierung, wie sie derzeit in Hessen diskutiert wird, als ginge es um Leben und Tod der Demokratie, hat es in Sachsen-Anhalt bis 2002 acht Jahre lang gegeben, ohne dass das Abend­land untergegangen wäre. Lediglich die SPD ging unter und lag bei der Wahl 2006 hinter der PDS. Wenn jemand Angst haben muss vor einer solchen Lösung in Hessen, dann vor allem die Sozialdemokraten.

Aber auch »Die Linke« steckt in einer Klemme. Der Fall Christel Wegner hat gezeigt, dass die Partei, die einerseits mit Ideologie aufgepumpt ist wie ein Bodybuilder mit Anabolika und andererseits als populistische Protest- und »Volkspartei« funktioniert, sich perspektivisch zwischen diesen beiden Optionen wird entscheiden müssen. Der parteiinterne Eklat um Wegner jedenfalls war bizarr. Schon dass ausgerechnet ein langjähriger Informant der Stasi wie Diether Dehm den Ausschluss der Genossin aus der Fraktion forderte, mit den Worten: »Es kann mit uns keinerlei Rechtfertigung für die Verbrechen der Staatssicherheit geben«, ist grotesk. Schon weil Wegner genau das definitiv nicht getan hat. Sie hatte lediglich darauf hingewiesen, dass jeder neu entstehende Staat über einen Geheimdienst verfügt. Dass sie dies ganz selbstverständlich auch für einen kommunistischen Staat erklärt, zeigt ihr klassisches autoritäres Verständnis von Kommunismus, mehr nicht.

Absurd waren darüber hinaus die Reaktionen aus kommunistischen Kreisen. Der Linkspartei warfen die Kommunisten eine opportunistische Distanzierung vor, taten aber selbst nichts anderes: »Falsch, verzerrt und sinnentstellend«, »manipuliert« und »skandalös zusammengestückelt« sei der Beitrag im NDR-Magazin Panorama gewesen, war in den zahlreichen Solidaritätsbekundungen zu lesen, 200 solcher Schreiben stellte die Tageszeitung junge Welt trotzig in ihrer Ladengalerie aus. Wegner selbst klagte, »es gab viele Schnitte«, und wetterte über den »Schweinejournalismus«.

Sie alle, einschließlich Wegner selbst, distanzierten sich von dem, was man im Fernsehen hören und sehen konnte, indem sie suggerierten, das sei gar nicht das gewesen, was Wegner gemeint habe, sondern das Ergebnis einer »Medienmanipulation«. Sicher war der Panorama-Beitrag eine Vereinfachung von Wegners Sicht der Dinge, und sie hat auch nicht »Stasi« gesagt, sondern nur »Geheimdienst«. Falsch war der Beitrag im Ergebnis dennoch nicht. Er hat im Gegenteil trefflich auf den Punkt gebracht, wie die Politikerin denkt. Das bewies eine Reportage des Magazins Stern, dessen Mitarbeiter Wegner noch vor der Wahl zuhause besucht hatten. Darin offenbarte sie bereits, ganz ohne »Schnitte«, ihr krudes Weltbild: »In der DDR gab es auch Wahlen, und da haben sich 98 Prozent der Menschen beteiligt!« Denn in der DDR hätten sich »die Menschen gesellschaftlich verpflichtet gefühlt«. In der Tat. Eine nette Umschreibung für die obrigkeitsstaatliche Gängelung. Wegner sagte weiter: »Kuba hat freie Wahlen, wie sie die DDR auch hatte. (…) Eine Gesellschaft, die eine gemeinsame Zielsetzung hat, braucht keine Parteien, die unterschiedliche Ziele verfolgen.«

Nein, Frau Wegner hat keine neue Stasi gefordert. Ja, sie hat die Mauer verteidigt. Vor allem aber verklärt sie die DDR-Diktatur bis ins Letzte. Das tun in dieser stumpfen Vehemenz keineswegs alle in der DKP, es soll sogar Mitglieder geben, die sich in der Partei heimisch fühlen, weil sie eben Kommunisten und deshalb gerade keine DDR-Nostalgiker sind. Zwischen jenen einen Unterschied herauszuarbeiten, hätte eine Strategie für die Linkspartei sein können, mit der sie sich von Wegner hätte distanzieren können, ohne sich die Sympathie der Kommunisten im Lande zu verspielen. Doch das scheint der Partei inzwischen egal zu sein. Der Erfolg ist so groß, dass man auf diese Randgruppe verzichten kann. Dennoch hat die Debatte innerhalb der Linkspartei zu ersten Rissen geführt, und zwar zwischen der nationalbolschewistischen Strömung um Oskar Lafontaine und Dehm auf der einen Seite und den klassischen Kommunisten auf der anderen. Bisher hatten die beiden Strömungen sich auf der Grundlage des gemeinsamen Antiimperialismus und verkürzten Antikapitalismus erstaunlich gut gegen die pragmatischen »Reformer« und wirklichen Sozialdemokraten wie Lothar Bisky und Dietmar Bartsch verbündet.

Die Aufregung der anderen Parteien über die andauernden Wahlerfolge der »Linken« ist jedenfalls kreuzdumm. Zwar stellt die »Linke« eine Gefahr dar für den gesellschaftlichen Diskurs, den sie beständig mit Ressentiments und Stimmungen zu einem dumpfen Protest aufheizt, der sich genauso gut rechtsextrem entladen könnte. Für den Parlamentarismus hingegen ist die Anwesenheit einiger Abgeordneter der Partei, selbst wenn sie alle mit Honeckerhütchen im Landtag erscheinen würden, kein Problem. Und da, wo »Die Linke« mitregiert, ist sie von der SPD kaum zu unterscheiden. Panik entsteht nur deshalb, weil die alten Bündnisse keine Mehrheiten mehr erreichen.

Der Erfolg der »Linken« ist, wie die Erfolge im Westen zeigen, nicht mit DDR-Nostalgie und Sehnsucht nach der Stasi zu erklären. Er ist auch nicht allein mit ihren populistischen Methoden zu erklären, denn damit scheiterte Roland Koch. Den Erfolg verdankt die Linkspartei vielmehr der rot-grünen Bundesregierung, die mit der Agenda 2010 und Hartz IV für Verunsicherung und Wut in der Bevölkerung gesorgt hat. Bis die anderen Parteien diesen Fehler zugestehen oder gar korrigieren, wird »Die Linke« davon profitieren. In ihren Reihen gibt es Mitglieder mit Sympathien für die Hamas, für Nationalismus, Antiamerikanismus und Antizionismus, für einen völkischen Antikapitalismus – das alles gälte es scharf zurückzuweisen. Mit der Kritik an Hartz IV aber hat »Die Linke« einfach Recht, und das weiß und merkt inzwischen jeder im Lande. Gerade die SPD als Verursacherin dieses sozialen Super-Gaus kann das jedoch nicht anerkennen und wird sich weiter selbst schaden – völlig unabhängig davon, ob sie Koalitionen mit der »Linken« eingeht oder ein bigottes Berührungsverbot ausspricht.

Das Problem ist, dass sich die Öffentlichkeit über Dinge empört, die überhaupt nicht auf der Tagesordnung stehen, und damit, so verwerflich sie sein mögen, faktisch harmlos sind. Selbst wenn Christel Wegner wollte, selbst wenn sie eigenhändig den Mörtel anrührte, würde keine Mauer mehr durch Deutschland gebaut. Dehm, Lafontaine und andere nationalsoziale Kameraden können derweil ungestört in der Linkspartei ihr völkisches, antiwestliches Süppchen kochen, denn das schmeckt allen von Links bis Rechts, quer durch die Mitte.

Montag, Februar 25, 2008


Bobs Neue

Hier kann man übrigens in Bobs neue Platte reinhören. Ach wie schööön, haben wollen. *Boblog

Und ein Promovideo gibts auch, mit Bart, aber leider nicht von "The Silence Between Us", obwohl mir doch das der Hit zu sein scheint. Oder seh das nur ich so?

Sonntag, Februar 24, 2008

Coney Island
Altes von der schönen Kanincheninsel:

Samstag, Februar 23, 2008

Samstagabend
Was tun? Hmm, mal schauen, was machen denn die anderen?

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Zeitschleife
Irgendwie erinnert mich so manches an so manches. Nur zufällig fand ich grad einen Artikel von mir von vor verdammt langen zehn Jahren. Es kam dann übrigens wieder zu der Tolerierung, die insgesamt acht Jahre dauerte, und nicht wirklich den Untergang des Abendlandes zur Folge hatte, den der SPD allerdings schon... Und da es der CDU ja offenbar gerade mehr darum geht der SPD endgültig den Garaus zu machen und damit die Linke weiter zu etablieren, verstehe ich deren Aufregung so gar nicht...

Mittwoch, Februar 20, 2008

The next Maximo Lider
Planet Hop veröffentlicht exklusiv
ein Foto von der Übergabe der Amtsgeschäfte:

Dienstag, Februar 19, 2008

Anecken mit Mauern
Mauern sind böse. Das will der Künstler Kai Wiedenhöfer angeblich mit seiner geplanten Ausstellung an den Resten der Berliner Mauer sagen, bei der er Bilder des israelischen Schutzwalls aufhängen möchte.

Aber geht es wirklich so allgemein nur um Mauern an sich? Ja, sagt er im ersten Teil eines Interviews in der heutigen taz:

Mit Ihrer Ausstellung setzen Sie beide Grenzanlagen gleich, sagen Kritiker. Dabei waren die Gründe für ihren Bau ganz unterschiedlich.

Ich bringe die Mauern in ein Verhältnis zueinander, ich will sie nicht gleichsetzen. Solche Dinge sind nie deckungsgleich. Aber der Geist, der dahintersteht, der ähnelt sich.

Die DDR war eine Diktatur, Israel ist eine Demokratie.

Mir geht es nicht um die beiden Staaten, sondern um das Prinzip des Mauerbaus. Wenn solch massive Grenzanlagen errichtet werden, funktioniert oft die Kommunikation nicht. Mauern sind ein Stein gewordener Beweis für die Unfähigkeit, sich zu verständigen. In Belfast reden Katholiken und Protestanten nicht miteinander. Im Nahen Osten sind es die Palästinenser und die Israelis. Man schottet sich ab. Das ist das Grundkonzept, das alle Mauern gemeinsam haben.

Sie schlagen dem Bezirk jetzt einen Kompromiss vor.

Wir könnten die Ausstellung durch Fotos von der Grenze in Belfast und zwischen den USA und Mexiko ergänzen. Dann würde das Projekt noch deutlicher auf das Wesen der Mauer abheben.
Der "Geist" hinter diesen beiden Mauern war also gleich? Ähem... Aber schön und gut, mal von dem ganzen Unsinn, der in diesen wenigen Sätzen steckt, abgesehen: Beliebige Mauern als Symbol für irgendwas, so gaaaaaanz allgemein, als Trennendes, als das Ding zwischen den Menschen, als ein "Wesen", nunja, nungut, als Künstler kann und darf man ja alle möglichen Geister und Wesen thematisieren, darüber möchte ich kein Urteil fällen.

Dann aber geht das Interview weiter und das ganze schöne Gerede von eben erweist sich schon wieder als hinfällig:
Es gibt im Bezirk eben die Angst, anzuecken. Kritik an israelischer Politik ist in Deutschland nach wie vor ein schwieriges Thema. Das ist stark zu spüren. (…) Die Ausstellung soll ein Funke sein, um eine Debatte zu entfachen.
Aha, eine Debatte um die Grenze in Belfast? Nein, er sagt ganz offen, worum es geht: „Kritik an israelischer Politik“. Da hätte sich der Mann doch dieses ganze dummdämliche Kunstgeschwafel drumherum einfach sparen können, finde ich. Hmm, naja, dann wärs wohl keine Kunst...

Montag, Februar 18, 2008

Dschungel 2.0
Dissi hat schon drauf hingewiesen: Nach dem Ende des Web 2.0 Hypes, ist nun auch die Jungle World im Social-Networking angekommen. Bei MySpace haben wir schon 141 tolle Freunde und im StudiVZ sollen sich auch schon 106 Menschen in der Jungle-Gruppe versammelt haben, hört man. Was immer die da treiben..., keine Ahnung. Beim Online-Individual-Weltradio Last FM hat die Jungle-World-Gruppe immerhin schon ganze 6 - in Worten: sechs - Mitglieder. Tendenz steigend. :-)

Gibt es noch mehr Dschungelwachstum da draußen in der Internet-Steppe? Z.B. eine World of Warcraft Jungle-Gilde oder eine Jungle-Mannschaft beim Kicker Online-Managerspiel? Ich weiß es nicht, nehme diesbezügliche Informationen aber gerne entgegen.

Freitag, Februar 15, 2008

Witze des Tages
Hab ich heute in einer Radiowerbung gehört:
Kommt ein Cowboy aus dem Friseurgeschäft. Pony weg.

Besser aber ist der: „Die Linke wolle niemanden in ihren Reihen, der sich nicht zur Rechtsstaatlichkeit bekenne, begründete der niedersächsische Linke-Vorsitzende Dieter Dehm die Aufforderung zum Rücktritt. ‚Es kann mit uns keinerlei Rechtfertigung für die Verbrechen der Staatssicherheit geben.’“
Dieter Dehm? Ist da Diether Dehm gemeint? IM Willy, IM Dieter? Der langjährige Stasi-Informant Dehm mit 400 Seiten Stasi-Akte?

Das ist wirklich seeeehr witzig.

Übrigens auch witzig: Manche DKP-Leute mögen die Stasi verklären, aber der Onkel Diether hat das alles als SPD-Mitglied gemacht. Don’t judge a book by its ... Parteibook.
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Mittwoch, Februar 13, 2008

Sieg an der Westfront
Mit dem Einzug in die Landtage von Hessen und Niedersachsen haben in der Linkspartei vor allem die keynesianischen und nationalbolschewistischen Strömungen um Oskar Lafontaine an Einfluss gewonnen. Weitere Erfolge im Westen könnten eine Richtungsentscheidung für die Partei bedeuten.

von Ivo Bozic, aus der am Donnerstag erscheinenden Jungle World

Alles redet vom vermeintlichen Linksruck, von »Linksruck« aber redet kaum jemand. Dabei feiert die trotzkistische und antizionistische Splittergruppe, die sich im vergangenen Jahr aufgelöst hat, um möglichst wirkungsvoll in der Partei »Die Linke« mitzumischen, fröhlich Erfolge. Im Studentenverband »SDS. Die Linke« spielt sie eine wichtige Rolle, und mit dem im September gegründeten Netzwerk »marx21« hat sie eine eigene Unterorganisation für ihre Leute in der Linkspartei geschaffen. Mit dem Bundesvorstandsmitglied der Linken, Janine Wissler, zieht in Hessen auch eine frühere Linksruck-Aktivistin in den Landtag ein.

Kommunisten?

Von der 26jährigen Trotzkistin abgesehen, handelt es sich bei der künftigen hessischen Linksfraktion jedoch eher um gestandene westdeutsche Altlinke, fünf der sechs Abgeordneten sind über 50 Jahre alt. Unter ihnen ist der bekannte langjährige Friedensaktivist und künftige Fraktionsvorsitzende Willi van Ooyen, der es quasi direkt vom Ostermarsch in den Landtag geschafft hat.

Die von der CDU im Wahlkampf geschmähten »Kommunisten« sind in der künftigen hessischen Linksfraktion jedoch nur schwer auszumachen. In den achtziger Jahren war van Ooyen Geschäftsführer der von der DDR finanzierten Deutschen Friedens-Union und Barbara Cárdenas Mitglied der DKP - aber da war Gesundheitsministerin Ulla Schmidt auch gerade erst aus dem Kommunistischen Bund Westdeutschland ausgetreten. Alles in allem wirkt die hessische Fraktion im Vergleich zu dem, was sonst so in der westdeutschen Linkspartei herumgeistert, recht harmlos. Mit dem Unternehmensberater Ulrich Wilken hat »Die Linke« sogar jemanden ins Parlament geholt, der in einem Fragebogen die Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali als Person aufführt, die seinen Respekt verdient. Eine Meinung, die unter echten Kommunisten, aber auch in der Linkspartei nicht eben mehrheitsfähig sein dürfte.

Der künftige Abgeordnete und Verdi-Gewerkschaftssekretär Hermann Schaus war 20 Jahre lang Mitglied der SPD. Dass er bei der Landtagswahl nun für die Linkspartei angetreten ist, hat etwas Absurdes und etwas Symptomatisches zugleich. Grund für seinen Austritt aus der SPD im Jahr 1993 war nämlich die Änderung des Asylrechts und die unrühmliche Rolle, die die SPD dabei gespielt hatte. Dass er sich heute für »Die Linke« engagiert, die nun ausgerechnet von jenem Mann mit angeführt wird, der damals in der SPD für diese Asylrechtsänderung Stimmung machte, Oskar Lafontaine, zeigt, wie unwichtig »kapitalistische Nebenwidersprüche« wie Rassismus in der Linken geworden sind, in einer Zeit, in der sich bei ihr alles nur noch um soziale Gerechtigkeit und vielleicht noch um Antikriegspolitik dreht. Das gilt übrigens nicht nur für die Linkspartei, sondern für einen Großteil der linken Bewegung.

Ausdruck dieser Tendenz in der Partei sind vor allem die altbewährte orthodox-marxistische Kommunistische Plattform, das linksradikale klassenkämpferische Bündnis »Antikapitalistische Linke« und vor allem die der Wasg entwachsene keynesianische und nationalstaatsfixierte Strömung »Sozialistische Linke« (SL). Sie sind die Sammelbecken der antiemanzipatorischen Kräfte in der Linkspartei und bilden zusammen, vereinfacht ausgedrückt, den Lafontaine-Flügel. Die SL ist ein anerkannter Zusammenschluss innerhalb der Partei, der berechtigt ist, Delegierte zu Parteitagen zu entsenden. Linksruck hatte seine Mitglieder aufgefordert, sich in der SL zu organisieren.

Niedersachsen à la Dehm

Auch der niedersächsische Landesvorsitzende Diether Dehm ist dort Mitglied. Dehm, der als europapolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag derzeit versucht, seine Partei auf einen nationalen Anti-Europa-Kurs zu trimmen, fühlt sich durch die Wahlergebnisse im Westen mächtig gestärkt. Die Landtagsfraktion, die er in Niedersachsen geschmiedet hat, entspricht denn auch mehr noch als die hessische seinem national-antiimperialistischen Weltbild. Unter den elf künftigen Abgeordneten finden sich zwei mit DKP-Vergangenheit und ein aktiver DKP-Kader. Christel Wegner ist seit 40 Jahren bei den Kommunisten organisiert und deren Landesvorsitzende in Niedersachsen. Ihr Landtagsmandat wurde von der DKP begeistert gefeiert.

Politisch entscheidend aber sind nicht Mitgliedschaften, sondern Standpunkte. Zum Glück, so muss man sagen, geht es im Landtag nicht um Außenpolitik. Hans-Henning Adler, ein Getreuer Diether Dehms, forderte 2006 in einer Rede anlässlich eines Ostermarschs indirekt dazu auf, Israel für seine Besatzungspolitik mit Sanktionen zu belegen (»Warum ist immer nur von Sanktionen gegen Hamas die Rede…?«), während er Sanktionen gegen den Iran selbstverständlich ablehnt. Der jüngste Abgeordnete, Victor Perli, ist Sprecher des Chávez-treuen Bündnisses »Venezuela avanza«.

Auch der ehemalige DKP-Kader Manfred Sohn ist ein antiimperialistischer Theoretiker und widmet sich im Gegenzug, wie sein Spezi Dehm, leidenschaftlich der nationalen Frage. Diether Dehm zitierte ihn in einem Artikel mit diesen geradezu lyrischen Zeilen: »Die ersten Klänge, die der werdende Mensch – noch im Leib seiner Mutter – hört, werden ihn bis zum Tode als Muttersprache begleiten. Die ersten Eindrücke von unserem Globus, die Art der Bäume, die Länge der Tage, die Weite oder Enge des Blicks prägen den heranwachsenden Menschen ebenso bis ans Lebensende, in welche Landstriche ihn immer die wütenden Kämpfe unserer Tage auch treiben mögen. Dort ist seine Heimat, und je mehr sie ihm gestohlen, geraubt, entfremdet wird, desto mehr entsteht entweder eine Leere in der Seele oder die Sehnsucht nach dem Verlorenen.«

Oskars Sieg

Insgesamt ist der nationalbolschewistische Flügel um Lafontaine, Dehm und Sahra Wagenknecht, der mit seinem Weltbild nach dem Motto »Wir hier unten gegen die da oben« perfekt zum aktuellen Zeitgeist passt, mit den Erfolgen im Westen enorm gestärkt worden. Das sehen die Ostrealos in der Partei mit Sorge. Sie müssen befürchten, dass auf dem anstehenden Bundesparteitag im Mai, bei dem ein neuer Parteivorstand gewählt werden soll, die Lafontaine-Anhänger vermehrt Ansprüche stellen und Erfolge erringen könnten. Bisher spekulierten die Reformer um Lothar Bisky, André Brie, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow wohl darauf, Oskar Lafontaine bis zur Bundestagswahl 2009 relativ freie Hand zu lassen, weil nur er mit seinem Populismus die Stimmen zu holen vermag, die die Partei im Westen braucht. Danach jedoch wollte man die Dominanz des ehemaligen SPD-Vorsitzenden und Bundesfinanzministers wieder zurückdrängen. Es stellt sich die Frage, wie das jetzt noch gelingen soll. Selbst wenn sich Lafontaine nach 2009 wieder zurückziehen sollte, wird er die Partei bis dahin dauerhaft geprägt haben.

Problem SPD, nicht SED

Dass derzeit vor allem aus konservativen Kreisen mit dem Argument vor der erstarkten Linkspartei gewarnt wird, es handele sich immer noch um die alte SED, deren Kader zum großen Teil aus dem DDR-Apparat stammten, ist grotesk und zeigt, wie wenig diese Partei im Westen verstanden wird. Völlig zu Recht weist Lafontaine regelmäßig darauf hin, dass nicht er, sondern die amtierende Bundeskanzlerin von der CDU ein Pionierhemd getragen habe. Mehr noch: Sie war sogar »Sekretärin für Agitation und Propaganda« der FDJ.

Die tatsächliche Gefahr, die von der Linkspartei ausgeht, besteht in der nationalbolschewistischen Allianz aus ehemaligen Sozialdemokraten wie Lafontaine und Dehm mit alten Stalinisten – aus West und Ost. Mit dem verkürzten, tendenziell völkischen Antikapitalismus, wie ihn diese Leute vertreten, sind unappetitliche Bündnisse in die Mitte der Gesellschaft und bis nach Rechtsaußen möglich. Obwohl der Erfolg der Klassenkampf-Wessis im Osten so manchen Reformer verunsichert, wünscht sich natürlich niemand im Parteivorstand oder in der Berliner Landesregierung ein Scheitern der westdeutschen Linksfraktionen. Und der nächste Wahlerfolg, bei der Bürgerschaftswahl am 24. Februar in Hamburg, ist recht wahrscheinlich.

Bei der Wahl der Parteivorsitzenden im Mai wird der Ostrealo-Flügel dem mit ziemlicher Sicherheit kandidierenden Lafontaine wieder einen einflussreichen Politiker statt einer Nachwuchskraft an die Seite stellen müssen, und das kann wohl ein weiteres Mal nur Lothar Bisky sein. Der seit langem angestrebte Generationswechsel dürfte noch einige Zeit auf sich warten lassen.

Montag, Februar 11, 2008

In Gaza und um Gaza herum
Ui, es gäbe so viel zu sagen. Zum Glück haben es andere schon gesagt:

Sderot-Demo. Kassams in Tel Aviv

Zurückhaltung ist nicht möglich.
Ein Leitartikel der linksliberalen Haaretz-Redaktion

Wer besetzt Gaza?

Sonntag, Februar 10, 2008

+ + + EINHUNDERT + + +
Herzlichen Glückwunsch zum 100.!
Mein Idol Doug Cass hat es vollbracht und heute sein 100. Video bei Youtube hochgeladen. Genaugenommen hat er gleich zwei reingestellt und mir damit das Jubiläum ein wenig versaut, weil er jetzt gleich bei 101 ist - aber Ol' Doug ist eben ein Schlitzohr. ;-) Natürlich war ich sehr gespannt, was sein 100. Song sein würde, insgeheim hatte ich ja auf "Desperado" gehofft... Aber als ich sah, es handelt sich um ein tolles altes Stück von den Dead Kennedys war ich auch sehr begeistert. Nun gut, die haben das auch nur gecovert, muss man zugeben. Aber wie dem auch sei, es ist wie immer großartig... Take This Job And Shove It! Die richtige Antwort auf jede Nokia-Jammerdemo! Biddeschöööön:

Samstag, Februar 09, 2008

Die Tempelhof-Verschwörung
Jeder in Berlin mit für einen Cent Grips im Kopf fragt sich ja derzeit, was Bürger dazu treibt, für den Erhalt eines alten Nazi-Flughafens zu kämpfen, der ihnen nichts bringt als Fluglärm und Abgase.

Nun habe ich entdeckt, woran das liegen könnte. Die Anwohner sind schlicht dabei, zu verblöden. Das liegt aber nicht an den ungemein blöden Kampagnen der BZ oder der CDU, sondern das hat ganz physikalische Gründe. Wie auf dieser Internetseite eindeutig nachgewiesen wird, beeinflussen die elektromagnetischen Längstwellen, die von der geheimen militärischen Weltbeherrschungsanlage (Codename „Teddybär“) auf dem Flughafen (im Volksmund auch fälschlicherweise Radarkugel genannt, siehe Foto) ausgehen, unser Gehirnwellenband und liegen zudem voll auf der Schumann-Frequenz, eine Erdresonanzfrequenz des Theta-Bands des Gehirnspektrums.
Da muss man doch bekloppt werden!

Donnerstag, Februar 07, 2008

Winter
Ich geb ja zu, das letzte Posting war ein ganz schön harter Schocker. Wir sollten uns dringend etwas entspannen...

Sonntag, Februar 03, 2008

Wojnas kleine Welt
Dass dieser Freak, der sich „Rapper“ nennt, völlig plemplem ist, war ja klar. Spätestens seit er diesen antiamerikanischen 9/11-verschwörungstheoretischen Song ins Netz gestellt hat (mit dem er bei der DGB-Jugend auftreten durfte) und erst recht, nachdem er in einem Videostatement in aller Ausführlichkeit und mit allem Nachdruck den 11. September erklärt hat.

Nun aber hat der gute Paranoia-Wojna sich selbst übertroffen und einen Anti-Antideutschen-Song gemacht, den ich Euch nicht vorenthalten will. Ich glaube dies dokumentiert wunderbar, wie Verschwörungstheoretiker denken, bzw. es eben nicht tun... Anders gesagt, hätte ich mehr Mitgefühl, würde ich dem Mann nen Arzt schicken. Besonders hübsch finde ich in dem Video ja das "NO NPD"-Plakat, dass er vermutlich dort aufgehängt hat, damit es bloß nicht zu einer Verwechselung kommt… Oder soll man sagen: zur Tarnung…?



Wow, der Mann meint es Ernst, mit dem ist nicht zu spaßen… Dem möchte ich lieber nicht über den Weg laufen, wer weiß, ob der seine barbarische Blutgier im Griff hat…

Update: Inzwischen ist mir eingefallen, woher der Spaßvogel die Inspiration für die Musik hatte...

Samstag, Februar 02, 2008

Faster Food
Früher ging man wandern, heute heißt das Trekking. Und auch sonst scheint der amerikanische Kulturimperialismus vor nichts halt zu machen… Ein deutsches Outdoor-Krempel-Unternehmen bietet Cheeseburger in der Dose an. Ist das nun eine ultimative Liebeserklärung an die US-Kultur oder im Gegenteil “an abomination of food and a crime against US culture“? Oder ist das alles eh eine durch und durch deutsche Angelegenheit? Kann man so oder so oder so sehen… Ich weiß es nicht.

Die Frage, ob Lebensmittel als Medium der Politik geeignet sind, stellt sich auch angesichts dieses Films:


Achtung, der Film beinhaltet u.a. 9/11-Verschwörungstheorien falls ich das richtig kapiert habe...

Freitag, Februar 01, 2008

tempelhof
cool. das ist mal ne überschrift. respekt!
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