Mention the War!
Auf Wayne Rooney lasten bei der WM in Deutschland die größten Hoffnungen der Briten. Zeit zu erwähnen, dass viele Mitglieder der Familie des Topstürmers den Krieg gegen Deutschland am eigenen Leibe erfahren haben und einige Angehörige Rooneys sehr aktiv an der Niederschlagung Nazi-Deutschlands beteiligt waren.
Das von mir geschätzte Fußballmagazin RUND hat in seiner gerade erschienenen Ausgabe ein hübsches Interview mit einem Onkel des Fußballers, Martin Rooney, abgedruckt, und Spiegel-Online hat es im Netz veröffentlicht. Darin geht es vor allem um Wayne, klar, und um Fußball. Ich habe die Idee aufgegriffen, und für die am Mittwoch erscheinende Jungle World ebenfalls Martin Rooney interviewt, wobei sich herausstellte, dass der in Bremen lebende Germanist und Philosoph nicht nur ein sehr gebildeter und politisch kluger Mann, sondern auch noch Leser unserer Wochenzeitung ist, was mich natürlich sehr gefreut hat. Also habe ich ihn nach dem Verhältnis der Engländer zu Deutschland 61 Jahre nach dem Kriegsende gefragt, zu dem neuen (?) deutschen Nationalgefühl - und natürlich zur WM, denn von Fußball versteht er auch einiges.
Der britische Germanist und Literaturwissenschaftler Dr. Martin Rooney lebt seit 1973 in Bremen. Er hat sich über Jahrzehnte hinweg vor allem für die Aufarbeitung des Völkermords an den Armeniern eingesetzt. Für dieses Engagement bekam der heute 57jährige Rooney 2003 einen Bremer Friedenspreis zugesprochen, von dem sich die Jury jedoch nachträglich wieder distanzierte, weil sich Rooney kritisch über die deutsche Friedensbewegung geäußert hatte, über die er heute sagt, dass sie „antiamerikanisch, antiisraelisch und propalästinensisch“ sei. Rooney hatte es Anfang 2003 gewagt, zu kritisieren, dass die Friedensbewegung zwar gegen Bush und die USA polemisiere, aber nirgends das Terrorregime Saddam Husseins thematisiere.
Über seine Familie erzählte mir Martin Rooney: „Anfang 1941 haben meine Mutter und meine Schwester nur um Haaresbreite den Angriff eines deutschen Tieffliegers überlebt. Ein Onkel von mir war bei den Desert Rats, also der 7. Armoured Division, die Hitlers Wehrmacht in El Alamein besiegt hat und er ist dann bis Hamburg gekommen. Ein anderer Onkel zählte zu den ersten englischen Soldaten, die in der Normandie gelandet sind, er war Kundschafter und hat später das KZ Bergen-Belsen entdeckt.“ Sein Vater schließlich, also Wayne Rooneys Großvater, „hat die Lancaster-Bombe gebaut, die bekanntlich die deutschen Städte pulverisiert hat.“
Zu der Debatte um den „Bombenkrieg“ und Dresden sagt er u.a.: „Primär verantwortlich für alle Toten des Luftkrieges sind Hitler und seine Partei. Sie haben den Krieg angefangen mit der begeisterten Zustimmung der Deutschen.“
Ich habe ja schon vor der WM gedacht, dass es wohl am Ende die Engländer sein werden, die mitten im ganzen deutschen Nationalrausch der WM daran erinnern müssen, dass es eine gar nicht schöne Zeit gab, als die deutschen „Freunde“ bei der Welt „zu Gast“ waren. Rooney widersprach mir allerdings völlig zu Recht: „Die Deutschen waren nicht ‚zu Gast’ in Großbritannien, dafür haben unsere Streitkräfte gesorgt.“
Jedenfalls freue ich mich, dass nicht alle Engländer der Reiseempfehlung „Don’t mention the war!“ folgen, und dass sich mitten in dem schwarzrotgoldnen Besäufnis noch Stimmen der Vernunft zu Wort melden, ohne Rücksicht auf deutsche Befindlichkeiten. Das ganze Interview findet Ihr in der Jungle World.
6 Comments:
wenn rooney das nächstemal aufläuft, werde ich in stillem gedenken niederknieen und der familie dieses famosen fußballers gedenken, die deutschland quasi im alleingang befreit hat. heil dir im siegerkranz, rooney...
@ilja,
tja, don't judge a book by it's cover! :-)
http://www.uppercutmusic.com/artist_r/rocky_horror_picture_show_lyrics/sweet_transvestite_lyrics.html
dass du das rund schätzt, werd ich dem schäfer stecken. dann kriegst du stant pede das freiexemplar gestrichen. :-)
hegelxx: beschäftige du dich besser weiterhin mit der faschistischen krienen und halt dich aus fußballgeschichten raus. :-)
ner ente aufgesessen herr "journalist" oder besser dilettierender trottel in bester gesellschaft (hegel, tanjak)??? muuharrrrrrr!!!
rational choice hat absolut recht. rooney ist zwar ein brillianter spieler, jedoch ist sein benehmen äusserst fragwürdig. zumal er ja doch aus einer - ich zitiere- "ehrenvollen familie stammt" - zitat ende.
doch denke ich, das auch er im vortgeschrittenen alter an benehmen zulegen wird ;)
steve
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