Dienstag, August 29, 2006

Kaesewetter
Es regnet viel, und immer wieder. Gegrillt haben wir trotzdem schon, gestern Abend. Sitze jetzt in Alkmaar in einem Internet-Café, und Bilder hochladen klappt nicht so recht. Wir arbeiten noch an einer besseren Loesung, denn jeden Tag 2 Mal von Heiloo nach Alkmaar ist schon nervig. Wir haben schon Autos, aber die Niederlaender haben viele Baustellen und Umleitungen auf nur wenige Kilometer untergebracht. Aber das interne Netzwerk steht, per W-Lan oder so. Das ist ein Anfang.

Ansonsten aber haben wir ein sehr huebsches Haeuschen, und auch genuegend Betten fuer alle. Nur unsere Redaktion koennen wir nicht so richtig aufbauen, denn irgendwo muessen wir ja auch essen und trinken. Also Laptops auf- und abbauen staendig... Wir hatten schon Besuch aus Amsterdam. Einige Kollegen sind dort heute unterwegs zum recherchieren, Interviews fuehren, Besorgungen machen. Andere in Den Haag beim UN-Prozess wegen Srebenica. Naja und ich in der huebschen Kaesestadt Alkmaar, Emails abholen und sone Sachen.

Was wir entdeckt haben: Die Induktionstechnologie, mit der unser Herd betrieben wird, und die wir erst Mal kapieren mussten. Grosse Sache! Die Hollaender sind technisch ganz weit vorne. Der Grill wurde dann auch mit Induktionskohle angeheizt. Tolle Sache. Reinlegen, brennt. Ausserdem gibt es jetzt eine HipHop-Version von "Was sollen wir trinken, 7 Tage lang", laeuft im Radio. Und das Meer macht hier auch bei Ebbe nicht komplett schlapp. Respekt.

Und von der Hinfahrt laesst sich berichten, dass die mieseste Autobahnraststaette der Welt nicht etwa in Ostdeutschland, sondern in Westfalen liegt, was mich als Rheinlaender zwar nicht ueberrascht hat, aber dazu gefuehrt hat, dass wir den Falen den Titel "West"aberkennen mussten.

Soviel fuer heute. Die Kollegen wollen weiter...

Samstag, August 26, 2006

So ne und so ne Antifa
Bevor die Reise losgeht noch ein Filmchen über Deutschland von seiner besten Seite, das man nicht verpassen sollte. Hab ich hier entdeckt. Ich sag ja immer, Antifa ist schön und gut, und gegen Nazis vorgehen auch, aber manchmal ist die Staats-Antifa eben doch effektiver…
Die Bilder stammen von einer Anti-Nazi-Demo am 12. August in der mecklenburgischen Stadt Wismar. Die Demo kam an einem Laden vorbei mit dem bezeichnenden Namen „Werwolfshop“…

Toleranztraining
„Machen Sie keinen Lärm und halten Sie sich an die Regeln!“ stand in der letzten Mail des Vermieters unseres holländischen Ferienhauses, wo wir ab Sonntag unsere mobile Redaktion aufbauen werden. Hmm… fürchte, da werden wir die sprichwörtliche Toleranz der Niederländer wohl mal auf die Probe stellen müssen.

Jedenfalls geht es also am Sonntag los, und was das für dieses Blog heißt, weiß ich noch nicht so genau. Eigentlich hatte ich geplant, jeden Tag ein kleines Filmchen aus dem Reise-Redaktions-Alltag hier drauf zustellen. Allerdings gibt es in unserem Ferienhaus kein Internet, es sei denn, wir schaffen es noch, irgendwo so ein W-Lan-Dings zu kapern. Werde also vermutlich regelmäßig ins Internetcafé radeln müssen, wird also bestimmt nix mit jeden Tag ein Filmchen. Aber hin und wieder werde ich’s versuchen. Na jedenfalls findet Ihr in den nächsten zwei Wochen hier regelmäßig Berichte aus dem Jungle-Kosmos und aus Holland. Anderes wohl weniger.

Sicherheitshalber packe ich mal sowohl Badehose als auch Regenjacke ein. Und dann haben wir schon diverse Leute Montagabend zum Grillen nach Heiloo eingeladen, ohne zu wissen, ob wir auf unserer Terrasse so was überhaupt hinbekommen, und was der Vermieter dazu sagt. Naja, zur Not gibt’s ein paar Cracker und Heineken. Auf jeden Fall werden wir Heiloo unsicher machen und dabei wohl auch mal im Buk Buk vorbeischauen...

Freitag, August 25, 2006

Studenten, Koffer und der Tod
Kofferbombe wird es ja sicher zum Wort oder Unwort des Jahres schaffen, da bin ich mir sicher. Obwohl, Konkurrenz droht durch Studentenwohnheim. Denn nicht nur Koffer sind verdächtig, auch Studentenwohnheime, wo Kofferbomber offenbar im Normalfall leben. Ich habe hier mal eine Liste für die Terrorfahndung verlinkt. Keine Ursache, man tut, was man kann.

Wie ich auf so was komme? Infratest ermittelte: 68 Prozent der Deutschen glauben nicht, dass sie persönlich von einem Anschlag betroffen werden könnten UND: 80 Prozent befürworten eine Erweiterung der Videoüberwachung in Zügen und Bussen. Das lässt nur eine Erklärung zu: Die Leute haben mehr Angst vor Handtaschenräubern als vor islamistischem Terror. Und deshalb redet Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, wenn er von Gefahrenabwehr spricht, auch lieber über Koffer und Video- und Internetüberwachung, statt über militanten Islamismus. Irgendwas läuft da ziemlich schräg, oder irre ich mich?

Mittwoch, August 23, 2006

Einsame Insel
Tapfer wehrt sich die Redaktion der Zeitschrift Bahamas seit Jahr und Tag dagegen, in Kontakt mit verdächtigen Menschen und Medien zu geraten. Als habe man den Ansturm der Hunnen abgewehrt, vermeldete man im Februar mit geschwellter Brust, dass man eine heimtückische Anfrage des ARD-Magazins Polylux zurückschlagen konnte. Eiskalt hat man die schmierigen Journalisten abblitzen lassen, stolz dokumentierte man die Abwehrschlacht, begeistert postete die Jüngerschar die Dokumente der Abrechnung auf ungezählten Blogs. Wir alle wurden leibhaftig Zeugen davon, wie Geschichte geschrieben wurde.

Nun versuchte schon wieder der Klassenfeind Kontakt mit der antideutschen Avantgarde aufzunehmen, weil man einen Artikel über die Antideutschen plante. Unverschämtheit! Ausgerechnet die Antisemiten von der Berliner Zeitung! Nun gut, dass der Artikel oberpeinlich werden würde, konnte man ahnen, und dass man keinen Bock hat, der Berliner Zeitung zuzuarbeiten, ist völlig verständlich. Doch wo normale Menschen nach dem Lesen der E-Mail-Anfrage einfach auf „löschen“ klicken, oder, wenn Sie höflich sind, eine kurze Antwort verfassen, à la sorry, kein Interesse, hat die Bahamas eine mächtige Abhandlung verfasst und dem historischen Gedächtnis der Menschheit übergeben. Wir sind tief beeindruckt von diesem heroischen Kampf gegen den antisemitischen Mainstream. Gut zu wissen, dass nicht alle Einknicken vor der Meinungsmaschine, dass Widerstand möglich ist.

„Was ist falsch gelaufen, dass ein Redakteur ausgerechnet der Berliner Zeitung allen Ernstes glaubt, mit einem Redakteur der Bahamas Kontakt aufnehmen zu können?“ fragt die Redaktion Bahamas fassungslos. Ja, wie konnte ein unbedeutender Fuzzi-Redakteur nur auf den absurden Gedanken kommen, für einen Beitrag über die Antideutschen ausgerechnet die Bahamas anzusprechen? Das ist schon dreist.

Dabei hatte der Redakteur ja Recht: Er glaubte, Kontakt aufnehmen zu können, und er konnte! Die Bahamas nahm den Kontakt an, und sagte ab. Also eigentlich alles völlig normal und passiert in der Welt täglich x-tausend Mal. Nur kommt sonst wohl niemand auf die Idee, daraus einen Heldenepos zu stricken

Aber die Bahamas ist nicht nur sauber, sondern rein. Dass sie nicht nur edler sind, als törichte Handlanger der Berliner Zeitung, sondern auch als die käuflichen Delinquenten der Jungle World, musste drum gleich auch noch betont werden. Weiter schreibt die Bahamas: „Stehen die Redakteure der Bahamas etwa im Ruf, käuflich zu sein wie jener Jungle-World–Redakteur, der auf der gleichen Seite eine witzig sein wollende Glosse veröffentlichte, auf der Johannes Wetzel seine Stellvertreter von der ‚Liquidierung der Nation der Palästinenser’ durch Israel schwadronieren ließ?“

Dass die Glosse des Jungle-World-Kollegen rein gar nichts mit Johannes Wetzel, Israel oder ähnliches zu tun hatte, spielt ja keine Rolle. Seine Glosse stand auf der falschen Zeitungsseite! Skandal! Wie ist der Mann doch käuflich, schreibt aus reiner Geldgier für eine x-beliebige Tageszeitung - ein Verräter der gerechten Sache! Aber so ist das, liebe Bahamas: Die einen schreiben über Inseln, andere machen eine Inselzeitung.

Na jedenfalls bin ich trotzdem richtig froh, dass es irgendwo in dieser von Verrat und Kriecherei verseuchten Welt noch Aufrechte gibt, die ihr Brot ausnahmslos in Bahamas-geprüften und als 100%-PC befundenen Betrieben verdienen, bzw. ihr antideutsches Salär mit erhobenem Haupt beim Sozialamt Neukölln aus dem Kassenautomat ziehen.
Bin ich jetzt polemisch geworden? Sorry, ich glaube, ich wurde annimiert…

PS: Hm, vielleicht wollte die Bahamas ja auch bloß mal witzig sein, und ich habs nicht verastanden... Kann natürlich auch sein.

Dienstag, August 22, 2006

Umma, Umma, Täteräää
„Die Musik spricht für sich allein. Vorausgesetzt, wir geben ihr eine Chance“, hat der große Geiger Yehudi Menuhin gesagt. Also gut, tun wir das. Da schlendere ich so über den Muslim-Markt und da schallt es mir fröhlich entgegen:

Palästina Palästina Du gehörst zur islamischen Umma
Palästina Palästina Du gehörst zur islamischen Umma

Gottlos sind die Zionisten,
Töten Kinder und Zivilisten.
Oh Quds du gefangene der Muschrikin,
Für Dich kämpfen die Mudjahidin.

Palästina Palästina Du gehörst zur islamischen Umma

Zionisten verbreiten Nationalismus,
Damit ist bald endlich Schluss.
Denn wir sind alle nur eine Nation,
Adam und Eva's neue Generation.

Palästina Palästina Du gehörst zur islamischen Umma

Allahs Diener sind nun bereit,
Du bist inschaallah bald befreit,
Unter der Führung des Imam,
Tragen wir die Flagge des Islam!
(…)
Erst wenn der Qur'an dort regiert,
der Teufel seinen Einfluss verliert,
Gibt es Frieden im heiligen Al-Quds,
Und Allah gibt uns allen Schutz.

Hat schon mal jemand irgendwo gebloggt, aber weil ich noch von der Hizbollah-Soli-Demo in Berlin im Ohr habe, wie sich dort „Zionisten“ auf „töten Kinder und Zivilisten“ reimte, dachte ich, man könnte dieses fröhliche Liedchen, das weit vor dem Krieg im Libanon entstanden sein muss, noch mal in Erinnerung bringen. Nur so, wegen multikulti…

Sonntag, August 20, 2006

Notizen aus der Redaktion
Grade produzieren wir drei Nummern gleichzeitig. Die aktuelle Ausgabe, die kommende, die gut vorbereitet sein will, weil wir eine verkürzte Produktionswoche haben, und die Holland-Doppelnummer, die ebenfalls gut geplant sein will. Uff, sag ich da nur. Ich selbst sitze grade an einem Disko-Beitrag zur deutschen Bundeswehrbeteiligung, den ich erst mit der Überschrift „Okay Mullah, Mann gegen Mann“ versehen wollte – aber das war eine dumme Idee... Jetzt lautet sie „Sag mir wo du stehst“. Weil sich fast alle Nicht-Antiimp-Linken um die Debatte zu drücken scheinen, werde ich mal etwas Zunder nachlegen, und ein Plädoyer für die robuste Beteiligung der Bundeswehr mit Kampftruppen halten. Die Gegenposition kommt von Tjark Kunstreich, der erklärt, warum die Uno-Truppe zu einem internationalen Aufmarsch gegen Israel geraten könnte. Auch sehr nachdenkenswert! Ich glaube, es könnte eine spannende Sache werden.

Ansonsten haben wir u.a. ein sehr interessantes Interview mit dem israelischen Historiker Zeev Sternhell (Foto, im Verbrecher Verlag erschien übrigens sein Buch: "Faschistische Ideologie - Eine Einführung"). Sternhell spricht angesichts der israelischen Kriegsführung von einem „historisch beispiellosen Misserfolg“. Eine Beteiligung deutscher Soldaten an der Uno-Mission lehnt er ab: „Es gibt in Israel noch viele Erinnerungen, und wir sollten die Erinnerungen der Menschen respektieren, für die es schwierig wäre, deutsche Kampftruppen zu akzeptieren.“ Das ist natürlich ein Argument, das man auch meinem Beitrag entgegen halten kann…

Es gibt aber auch noch anderes als Nahost, klar. Rayk Wieland zieht ein erstes Resümee nach dem Start der Fußballbundesliga, Arian Fariborz stellt die iranische Blogger-Szene vor, Wolf-Dieter Vogel berichtet aus Mexiko, wo die Proteste wegen der mutmaßlichen Wahlfälschung immer stärker werden, Deniz Yücel sitzt grad an einer Rezension des neuen Lucky Luke Bandes… ach, und jede Menge mehr. Und hey, jetzt grade melden sich endlich auch die Autor/innen aus Kuba und Miami, die wir für unser Kuba-Titelthema haben wollten, aber nun ist es zu spät, jetzt ist der Schwerpunkt doch wieder Nahost. Müssen wir sie halt ein andermal irgendwo unterbringen. Ach, und ich hab noch ne kleine Feuilleton-Notiz zu Rio Reisers 10. Todestag geschrieben, die bekommt Ihr hier schon mal im voraus, für lau. Biddeschöööön:

Der Albtraum ist nicht ist aus
„Kult!“ Gibt es etwas Schlimmeres, das man über jemanden sagen könnte? Wohl kaum. Vor zehn Jahren, am 20. August 1996, starb Rio Reiser, wahrscheinlich der sympathischste Mensch, der jemals über diesen Globus gewandelt ist – manchmal sogar barfuß. Der einzige, bei dem der Hippie-Nonsens-Satz „Ich will ich sein“ Gehalt hatte. Es war vielleicht sein schlechtestes Lied, aber auch seine wichtigste Forderung. Doch aus seinem Wohnhaus in Fresenhagen wurde eine Pilgerstätte, noch der letzte Tonbandschnipsel, den seine „Erben“ gefunden haben, wird post mortem gnadenlos auf CD gepresst, dazu Bücher, Filme, Coverbands wie Sand am Meer… In Fresenhagen fand am vergangenen Wochenende ein „Fresenhagen-Festival“ statt, bei dem der „Rio Reiser Songpreis“ verliehen wurde. Aufhören, bitte! Nein, es gibt kein Erbarmen: Jetzt gibt’s auch das Ton-Steine-Scherben-Gesamtwerk inklusive: „Sechs unveröffentlichte Songs - über 30 rare Tracks - über 50 neu abgemischte Songs, viele Extras! - 72seitiges Box-Booklet - alle Cover neu - alle originalen Plakate - neue Plakate - Scherben-Star-Schnitt“.
Hey! Warum war Rio so groß? Weil er so klein war. Wer ihn groß macht, macht ihn klein. Ist das so schwer zu verstehen? Oder ist das diesen ganzen Zombies da draußen einfach egal?

Was nicht funktioniert
Videoüberwachung gegen Bombenkoffer? Gute Idee, scheint zu klappen - nachträglich, wenn die Bomben nicht hochgehen... Lautsprecherdurchsagen, herrenlose Gepäckstücke zu melden? Pffhhh... Ich weiß was, was auch nichts bringt: Bombenentschärfungskoffer auf Bahnhöfen abstellen... Wie komm ich nur auf so nen Schwachsinn?

Freitag, August 18, 2006

Israel, Hizbollah und der Krieg
Die Veranstaltung der Jungle World gestern in Berlin war ziemlich gut. Der Saal voll, die Podiumsgäste - Eldad Beck, Ralph Ghadban und Sylke Tempel - sehr qualifiziert und interessant, und ich hab versucht die Sabine Christiansen zu machen – na gut, da üb ich noch… Fand es jedenfalls sehr angenehm und produktiv, dass es diesen Gesprächscharakter hatte, und nicht so eine übliche Konfrontations-Podiumsveranstaltung war, wo die die Referenten ihre Statements nacheinander vortragen.

Alles in allem waren die Podiumsgäste angesichts der aktuellen Situation in Nahost, ziemlich pessimistisch und der Satz „Noch nie war Israels Existenz so sehr bedroht wie jetzt“, stand ziemlich brutal im Raum, ohne dass ihm jemand widersprach. Die Rolle Irans kristallisierte sich immer wieder als Hauptproblem heraus, und alles in allem wurden mehr Fragen aufgeworfen, als Antworten gegeben – was aber die Stärke und nicht eine Schwäche der Debatte war und weshalb sie auch sehr offen geführt werden konnte.

Wer sich die Veranstaltung anhören möchte, und ich würde es sogar wirklich empfehlen, es gibt einen Online-Stream auf der Jungle-Homepage. Außerdem wird die gesamte Debatte am Sonntag auf Radio FSK gesendet, wohl zwischen 13 und 15 Uhr.

(Fotos: Stefan Rudnick)

Mittwoch, August 16, 2006

Frieden mit der Hizbollah?
So lautet der Titel der Veranstaltung morgen in Berlin, die die Wochenzeitung Jungle World in Zusammenarbeit mit Yad Achat in der Jerusalem-Gemeinde präsentiert.
Der Titel stieß anfangs bei einigen auf Verwunderung. Doch spätestens jetzt, denke ich, ist zu verstehen, warum sich diese Frage aufdrängt: Basiert die Frieden genannte Waffenruhe letztlich auf eine Akzeptanz der Hizbollah? Wird Israel auf Dauer mit der Existenz einer bestens bewaffneten von Iran und Syrien gesteuerten Terrororganisation, die Staat im Staate Libanon ist und die Vernichtung Israels zum Ziel hat, leben müssen?

Das ist natürlich nur eine von vielen spannenden Fragen, die wir am Donnerstag diskutieren werden. Schließlich ist es genau die richtige Zeit für ein Zwischenresümee des Konflikts. Dass es spannend wird, garantieren allein schon die drei Gäste, die wir eingeladen haben:

Der Journalist Eldad Beck ist Deutschland-Korrespondent der größten israelischen Tagszeitung Yedioth Achronot und der einzige ständige israelische Korrespondent in Deutschland. Er ist außerdem Islamwissenschaftler. Ebenso wie Ralph Ghadban, der an der Evangelischen Fachhochschule Berlin lehrt und Mitbegründer der Libanonhilfe für die Unterstützung von Bürgerkriegsflüchtlinge im Libanon und Berlin und Leiter der Beratungsstelle für Araber beim Diakonischen Werk in Berlin war. Er wurde im Libanon geboren, wo er bis 1972 lebte und an der Gründung der Neuen Linken beteiligt war, die den Kampf der Palästinenser gegen Israel unterstützte. Er ist ein vehementer Kritiker des Islamismus und der Hizbollah. Sylke Tempel schließlich ist Historikerin und Publizistin. Sie arbeitet als Redakteurin bei der Zeitschrift Internationale Politik, die von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik herausgegeben wird. Sie war früher acht Jahre lang Nahostkorrespondentin u.a. für Die Woche, einige kennen sie aber auch noch als Autorin der konkret. Sie hat in Berlin an der Dependance der Stanford University gelehrt und ist regelmäßige Autorin der Jüdischen Allgemeinen Zeitung.

Die Sache beginnt (pünktlich!) um 19.30 Uhr im Saal der Jerusalem-Gemeinde in der Lindenstraße 85 (gegenüber vom Jüdischen Museum) in Berlin. Weitersagen!
See you there!

Dienstag, August 15, 2006

Hat Gott gelächelt? (und worüber?)
Wenn man ein Buch vermarkten will, das weiß nicht nur Dieter Bohlen, muss man mit irgendwas schocken. Nachdem ein deutscher Kardinal aber schon Hitlerjunge war, und dies kein Hinderungsgrund darstellte, Papst - also die höchste moralische Instanz auf Erden - zu werden, musste Günter Grass - ebenfalls hauptberuflich moralische Instanz - schon noch eine Schippe drauflegen. Hitlerjunge war Grass auch, das hätte also niemanden mehr interessiert. Hitlerjunge, waren wir nicht alle Hitlerjungen? Die Bild hat das ja bereits einmal nahegelegt. Waffen SS aber könnte klappen. Schockt, rockt, fetzt. Aber auch nur einmal. Der nächste Promi, der eine Biografie herausgibt, wird sich da schon noch was einfallen lassen müssen. Vielleicht NS-Scharfrichter oder KZ-Wärter. Das könnte funktionieren. Aber auch das ist dann irgendwann verraucht. Die Bild-Titelstory „Ich war auch KZ-Wärter“ ist dann nur noch eine Frage der Zeit. Und irgendwer berichtet dann: „Wir standen vorm Tor rum und haben Ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst gespielt. Was da drinnen abging, hat ja niemand wissen können, die Mauern waren drei Meter hoch!“ Und es kann ja nicht jeder Papst werden, oder Literaturnobelpreisträger…

Womit ich jetzt nicht behaupten will, Grass hätte sich die Sache mit der Waffen SS nur ausgedacht. Wird schon stimmen, schließlich gibt es einen Zeugen. Den eben erwähnten Papst Benedikt, Joseph Ratzinger also. Grass berichtet, dass die beiden zusammen im Kriegsgefangenenlager Bad Aibling gewesen seien. Franz Josef Wagner schreibt daher heute in der Bild einen Brief an den „Heiligen Vater“ und stellt die nicht unerhebliche Frage: „Kennen Sie Grass?“ Genau! Das würde ich auch gerne wissen! Wenn die beiden da zusammengehockt haben, wie Grass andeutet, dann wird der Günter dem Joseph ja wohl erzählt haben, dass er aus der Waffen SS kommt. Hat sich also der Papst der Mitwisserschaft schuldig gemacht? Hat der Katholikenpapst seine schützende Hand der Diskretion über den Literaturpapst gelegt, vielleicht weil die eine Krähe der anderen kein Auge auskratzt?

Wagners Brief nimmt nach dieser sehr berechtigten Frage allerdings eine andere Wendung: „Wenn das wirklich so war, dann hat Gott über beide gelächelt. Er hat den einen zum Papst gemacht und den anderen zum Dichter. Gott hat keinen Unterschied gemacht zwischen Unschuldigen und Schuldigen.“ Über diese Passage grübele ich nun schon seit Stunden. Wer ist denn nun der Schuldige und wer der Unschuldige bei den beiden? Warum macht Gott keine Unterschiede? Und sollen wir uns daran ein Beispiel nehmen? Wieso hat Gott gelächelt angesichts zweier Nazi-Täter? Und: Ist Grass wirklich ein „Dichter“?

Daher also mein Brief an Wagner: „Lieber Franz Josef Wagner, normalerweise lieben Sie das direkte Wort und immer wieder schaffen Sie es, mit ihrem unbestechlichen Engagement etwa für Raucher mein Herz zu rühren. Aber was wollen Sie andeuten mit diesem Brief an den Heiligen Vater? Dass es gut und gerecht ist, dass Hitlerjungen und Waffen-SSler ihren Weg machen können, und dass Gott milde ist und sich einen Dreck um Schuld oder Unschuld schert? Oder ist das etwa eine ganz verklausulierte Kritik an der ganzen heuchlerischen Scheiße, die sich da vor unseren Augen abspielt? Wie, Herr Wagner, geht es Ihnen, wenn sich eine Zwiebel häutet? Weinen Sie? Und wenn ja worüber? Es würde mich wirklich interessieren. Herzlichst, Ihr I. Bozic

Sonntag, August 13, 2006

Grass’ Roots
Günter GraSS, jetzt wissen wir endlich, warum er sich nicht mit „ß“ schreibt, obwohl es so in seiner Geburtsurkunde steht, war ja noch ein kleiner Junge, und zu den U-Booten ließ man ihn nicht. Nur deshalb verschlug es den späteren Blechtrommler der Nation zu den Panzern. Der Papst war Hitler-Junge, ist Grass jetzt der Über-Papst? Nein, nein, sagt GG, er wollte nur spielen. Und nun nicht mehr länger schweigen, denn im September erscheint das neue Buch von unserem GewiSSen der Nation…

Samstag, August 12, 2006

Wir sind alle Hizbollah!
Heute demonstrierten rund 2.000 Menschen in Berlin gegen Israel. Diesmal hatten neben der palästinensischen Gemeinde, libanesischen und arabischen Organisationen auch Gruppen der so genannten deutschen Friedensbewegung, die Linkspartei und die WASG-Berlin zu der Demo aufgerufen. Und so marschierte der Bundestagsabgeordnete und Parteivorstandsmitglied der Linkspartei, Wolfgang Gehrcke, denn auch in der ersten Reihe mit (Foto), während hinten vom Lautsprecherwagen aus eine Frau skandierte „Wir sind alle Hizbollah!“ und „Hizbollah bis zum Sieg!“ und „Zionisten sind Faschisten, töten Kinder und Zivilisten“ und „Kein Platz für Israel!“.
Zwar war jede Werbung für die Hizbollah von den Behörden verboten worden, doch galt das wohl nur für das Zeigen von Fahnen und Nasrallah-Portraits. In den Parolen und Lautsprecherdurchsagen hielt man sich nicht daran und feierte den „heldenhaften Kampf der Hizbollah“. Es wurde auch die "Entwaffnung Israels" gefordert, auf die Idee, die Hizbollah zu entwaffnen kam man aber nicht, wie soll die sonst auch den heldenhaften Kampf führen...?

Nasrallah-Bildchen also fehlten, dafür wurde Hugo Chavez herumgetragen. Das fand ich konsequent. Ebenso das Transparent: „turn Intifada into Revolution“. Hat das Khomeni nicht schon längst erledigt? „Hände weg vom Iran“, forderten auch viele und: „USA raus aus den besetzten Gebieten!“, was mich allerdings eher verwirrt hat. Wie die Sache ausgegangen ist, und ob und mit welchen Worten sich Wolfgang Gehrcke bei der Abschlusskundgebung noch an seine Mitstreiter (es waren letztlich nicht gerade viele erkennbare Linksparteiler gekommen) gewandt hat, weiß ich nicht, denn nachdem man mich ansprach (Video) bin ich lieber gegangen, ich bin ja nicht lebensmüde…

Wir sind alle Hizbollah! Wolfgang Gerhcke mit roter Krawatte:



Fahrende Fototapete:



Fotos, oder was?:

Freitag, August 11, 2006

Gesucht - gefunden
Ich bin ja kein großer Wahl-Freak. Nur die dümmsten Kälber, weiß man ja… Aber ich darf ja normalerweise auch gar nicht, weil falscher Pass und so. Bei der Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung in Berlin am 17. September aber darf ich ausnahmsweise mal. Wow! Will aber nicht. Interessiert mich nicht so, wer bei mir im Kiez die Parkraumbewirtschaftung einführt und den Springbrunnen abschaltet.

Wenn also jemand meine Stimme haben möchte, ich würde sie verschenken. Im Gegenzug würde ich mich über die Zweitstimme zur Abgeordnetenhauswahl freuen. Einfach, weil ich - nur so fürs Feeling und für die Atmo in Berlin - mir nicht jeden als Regierenden Bürgermeister vorstellen kann. Hat jetzt nich viel mit Politik is zu tun, is son reines Sympathieding.

Aber klar Wahlgeheimnis! Muss sein! Wer also vollwertiger Staatsbürger ist und Interesse am Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain hat, vielleicht weil sie/er es spaßig findet, Spaßparteien zu wählen, oder vielleicht er/sie aus persönlichen Gründen plötzlich die Elternpartei irgendwie interessant findet, oder wie auch immer, mir egal, kann sich gerne an mich wenden. Der Stimmzettel sieht dann etwa so aus und ich würde das entsprechende Kreuz machen. Im Gegenzug, wie gesagt, müsste der/diejenige dann für mich ein Kreuz fürs Abgeordnetenhaus machen.

Aber kein Stress jetzt! Nur falls es sich zufällig ergibt. Sonst halt nicht.

Donnerstag, August 10, 2006

Die Linke und der Krieg
Oskar Lafontaine, Fraktionsvorsitzender der Linkspartei im Bundestag, den man vor ein paar Monaten nur mit Mühe abhalten konnte, einen Soli-Besuch bei Ahmedinejad in Teheran zu machen, hat sich für eine internationale Friedenstruppe in Nahost ausgesprochen, „aber auf beiden Seiten der Grenze“ wie er betont. Warum in Israel, wird er womöglich am kommenden Samstag in Berlin bei einer so genannten „Friedensdemo“ erklären, wo er als Redner auftreten soll. „Oskar Lafontaine ist angefragt. Es hieß, er sei prinzipiell bereit“, erklärte Hans-Peter Richter, Sprecher der Berliner „Achse des Friedens“. Falls nicht werde ein anderer prominenter Linksparteiler sprechen.

Erstmals hat sich die Linkspartei nämlich einem Aufruf der "Friedensbewegung" zu einer Demo zum aktuellen Nahost-Konflikt angeschlossen. Bisher hatte die Partei solche Bündnisse gescheut, denn dass diese „Friedensdemos“ in Wirklichkeit Solidemos für die Terrororganisation Hizbollah und für den Vernichtungskampf gegen Israel waren, war schließlich kaum zu übersehen. Schon allein wegen der zahlreichen Nasrallah-Plakate. Die hat Erhart Körting, SPD-Innensenator Berlins, allerdings inzwischen auf Demos verboten, vielleicht, damit seine Koalitionspartner von der Linkspartei künftig dort mitlaufen können, ohne dass ihre Linkspartei-Fahne neben einer der Hizbollah gefilmt wird.

Doch dieses Verbot, für einen antisemitischen fundamentalislamischen Terroristen und Kriegstreiber zu werben, stört die Friedensfreunde gewaltig. Sie wollen gar dagegen klagen: „Wir halten das Verbot des Zeigens des Nasrallah-Porträts für ungesetzlich. Hier werden Vorwände gesucht, um die Demonstration zu stören. Womöglich, um irgendwelche Demonstranten rauszugreifen und Unruhe zu stiften. Als Achse des Friedens überlegen wir, vor Gericht zu gehen.

Aber hat man nicht so um die Beteiligung der Linkspartei an der Demo gebuhlt? Und verscherzt es sich die "Friedensbewegung" nicht mit solchen Nasrallah-Sympathiebekundungen? Nein, nein keine Sorge! Die Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Sevim Dagdelen, erklärt: „Bisher wurden die Proteste gegen den Krieg überwiegend von den arabischen Organisationen und Vereinen organisiert. Das hat mich nicht daran gehindert, daran teilzunehmen. Ich werde ihnen ihre Symbolik nicht vorschreiben und kann mir auch nicht vorstellen, dass es eine rechtlich haltbare Grundlage für das Verbot der Hisbollah-Fahnen oder -bilder gibt.

Aber wir wollen nicht verschweigen, dass es jetzt erstmals auch Widerspruch in der Linkspartei gibt. Der kommt von jungen Genoss/innen aus Leipzig. Drei Mitglieder der Linkspartei in Sachsen haben einen Offenen Brief an ihre Partei geschrieben, in dem sie immerhin erklären: „Wir fordern die Linksfraktion im Deutschen Bundestag auf, sich nicht mit terroristischen Vereinigungen wie Hamas und Hizbollah zu treffen und mit diesen zu verhandeln. Wir wünschen uns einen differenzierteren Blick auf die Situation im Nahen Osten und auf das ständige in seiner Existenz bedrohte Israel, welchem schon seit seiner Gründung im Jahr 1948 der Krieg erklärt wurde.“ Das ist wenig angesichts dessen, was man zu dem ganzen Wahnsinn sagen müsste, der da aus der die Linke spricht, aber es viel, angesichts dessen, was dort Stand der Debatte ist.

Immerhin gibt es also hier und da in linken Kreisen, auch wenn sie nicht antideutsch kodiert sind, inzwischen auch mal Widerspruch gegen die ganze antiisraelische Kriegstreiberei. Allerdings sollte man deren Relevanz nicht überschätzen, so wie es der AStA in Bochum offenbar tut. Am Dienstag hielt die NPD dort auf dem Husemannplatz in der Bochumer Innenstadt eine Kundgebung gegen Israel ab. Dagegen protestierten rund hundert Leute. Ein Sprecher des AStA erklärte: „Den AktivistInnen (also der NPD, I.B.) geht es keineswegs um Frieden, sondern um ihren blanken Hass gegenüber Israel und den Juden. Für die Bochumer Studierenden ist es daher selbstverständlich, sie nicht ungehindert agieren zu lassen."
Dass er damit wirklich im Namen „der Studierenden“ spricht, bezweifele ich allerdings stark.

Vielleicht noch ein Hinweis. Gestern gab es einen Bericht bei Zapp im NDR zu dem Medien-Krieg in Nahost, den ich nicht schlecht fand. Hier der Link.


(Bild: Linkpartei)

Mittwoch, August 09, 2006

Eine Veranstaltung in Berlin
Frieden mit der Hizbollah?
Warum der Krieg gegen Israel nicht aufhört
Diskussion mit:
• Eldad Beck, Korrespondent von Jedioth Achronoth
• Ralph Ghadban, Islamwissenschaftler und Publizist
• Sylke Tempel, Publizistin
Moderation: Ivo Bozic, Jungle World

Donnerstag, 17. August 2006, 19.30 Uhr
Saal der Jerusalems-Kirche, Lindenstraße 85, Berlin
Veranstalterinnen: Jungle World, disko e.V., Yad Achat

Dienstag, August 08, 2006

Alle meine Entchen
Weil ich grad nicht dazu komme, hier was Anständiges zu posten, poste ich halt solange noch was Unanständiges... Noch ein Mal zum Thema Ente, dann ist auch wirklich Schluss, versprochen. Dann kümmere ich auch wieder um das Böse.
Ein youtube-Fundstück:

Happy Ente
Kippente, letzte Folge. Nun kommt die Geschichte um die Kippente doch noch zu einem guten Schluss. Zwar habe ich keine Lösung für das gesellschaftspolitische Problem, dass vermutlich Millionen Entenkäufer/innen beschissen wurden, aber eine individuelle Lösung kann ich nun doch anbieten. Siehe Filmchen. Ente gut, alles gut!

Countdown
Okay, weil es ja offenbar alle tun, habe ich auch mal diesen Test gemacht und dabei herausgefunden, dass ich noch 34 Jahre habe, und als 72jähriger am 2. Dezember 2039 sterben werde. Das ist ein Freitag. Das ist doch völlig okay. Auch wenn man mir das Wochenende noch lassen könnte, finde ich. Da hau ich doch immer auf den Putz!


(Foto: in Kreuzberg entdeckt)

Sonntag, August 06, 2006

j(ihad) W(elt)
Die Hizbollah als „lebendigsten Teils der libanesischen Demokratie“ zu bezeichnen, das ist schon fast lustig. Ist aber nicht lustig gemeint von Werner Pirker, der dies schreibt in der letzten Zeitung, die das „daß“ beibehält und sich der Rechtschreibung weiterhin ebenso tapfer entgegenstellt wie der Vernunft. So kann sie zumindest sprachlich ein bisschen „nationalen Widerstand“ üben, den sie sonst täglich von Irakern, Palästinensern, serbischen und slowakischen Faschos und Hizbollah-Jihadisten fordert.

Es geht über meine Kapazitäten, täglich den neuesten Nazi-Scheiß aus der jungen Welt aufzuführen und zu kommentieren. Das ist ein Fass ohne Boden. Ich frage mich nur noch, wie es sein kann, dass fast alle linken und Antifa-Gruppen die junge Welt verlinken, viele mit ihr Zusammenarbeiten und die von mir durchaus geschätzte anarchistische Graswurzelrevolution Anzeigen der jW abdruckt.

Wer nicht bereit ist, eine Grenze zu Jihadisten zu ziehen, bzw. eben zu einem Blatt, dass sich offen hinter den Jihadismus stellt, dass die patriotische Allianz von Nationalisten, Linken und Islamkriegern gegen Israel fordert - ich weiß nicht, liegt das an mir, dass mir das unbegreiflich ist?

Auch wenn ich immer wusste, dass es richtig war, dass wir 1997 diesen nationalbolschewistischen Haufen bei der jungen Welt verlassen (und dann die Jungle World gegründet) haben – aber wenn ich mir vorstelle, dass ich mit Pirker einmal zusammengearbeitet habe, dass wir während des Streiks 1997 dafür gekämpft haben, dass es ZUSAMMEN weitergeht, dann muss ich Pirker und den Stasi-Putschisten von damals echt dankbar sein, dass sie den Bruch vorangetrieben haben.

Auch jetzt sind es wieder die steinzeitkommunistischen Antiimps, die den Bruch forcieren und die „radikale“ Linke quatscht brav und tolerant von Pluralismus – wie wir damals. Jürgen Elsässer fordert den Bruch der Linken mit der Antifa (jedenfalls mit dem, was alle Antifas, die ich kenne, unter Antifa verstehen) und beschwört stattdessen das Bündnis mit Nazis. Pirker war immer schon gegen Antifa und wirbt für den islamischen Terrorismus – und die Antifa? Och, „zusammen kämpfen“ ist doch schön... Ich kann, siehe 1997, nachvollziehen, dass man sich schwer tut, Brüche zu vollziehen, aber, Leute, wenn die es Euch sagen, wenn die den Bruch erklären, wenn die sich von Euch verabschieden, dann, auch das habe ich gelernt, ist es wirklich allerallerhöchste Eisenbahn!

Samstag, August 05, 2006

Wie die Vöjel
Mal eben zwei Dinge über Vögel. Bezüglich der Quietscheentchen gibt es Neuigkeiten. Wichtig vor allem für den Kollegen Saltandvinegar: Ein Freund berichtete mir gestern, dass er das mit dem Wasser einsaugen auch mal probiert hat, und als er Monate später seinem Sohn mit dem Entchen was vorquieken wollte, bekam der Kleine eine faule, schimmlige Suppe ins Gesicht gespritzt. Also: Wasser unbedingt wieder restlos entfernen!
Und dann habe ich mal einen Tag Urlaub (mehr gönnt man mir nicht) gemacht, und dabei folgendes belangloses Filmchen über den Brandenburger Humor gedreht. Außerdem sage ich nie wieder, dass der Wetterbericht sowieso immer Unrecht hat…



(Jaaaa, ich weiß. Aber ist nur ne Übung. Ich lern dann bald auch mal, wie man Filme für youtube schneidet und so...)

Freitag, August 04, 2006

Libanon pauschal
Es ist ja nicht so, dass die Uno-Beobachtertruppe, die UNFIL, in den letzten 28 Jahren ihren Job im Libanon nicht ernst genommen hätte, wie diese Ansichtskarte zeigt.
Tatsächlich sind im Laufe der Jahre 257 Mitglieder der UNFIL beim Beobachten ums Leben gekommen. Dabei warnen der ADAC und andere doch immer wieder vor den Risiken der Schaulust.

(Foto:
Military Postal History Society)

Donnerstag, August 03, 2006

Kommen oder zurückziehen?
Weil verschiedene Freund/innen von mir eine Reise geplant haben und einige nun etwas verunsichert sind, habe ich hier mal ein beruhigendes Reiseutensil reingestellt - auch wenn es vielleicht ein wenig optimistisch ist. Aber man sollte ja eh immer aufpassen...

Mittwoch, August 02, 2006

Shalom!
In der letzten Ausgabe der Jungle World haben wir uns ja mit der israelischen Linken, beschäftigt, die sich größtenteils - ganz im Gegenteil zu 1982 - diesmal hinter die Militäroffensive der Regierung stellt. Aber natürlich gibt es auch israelische Linke, die gegen den Krieg und für einen sofortigen Waffenstillstand sind. Das mag man strategisch für falsch halten, es ist aber völlig legitim, wenn man Gewalt und Militär ablehnt, eine solch Haltung einzunehmen, und sie auch auf die Straße zu tragen. Die Forderung nach Frieden mag an den falschen Adressaten gehen, zur falschen Zeit kommen, vielleicht naiv sein - aber dahinter steht der Wunsch nach Frieden.

Niemand in der israelischen Linken käme aber auf die Idee, die Hizbollah aufzurufen, den Krieg fortzuführen, und die Libanesen, zu den Waffen zu greifen. Niemand hegt den Wunsch nach Krieg. Auf so was kommen nur Jihadisten, westliche Antiimps oder auch die Kommunistische Partei des Libanons. Die antiimperialistische junge Welt dokumentierte deren Aufruf zum Krieg.

Unter der Überschrift: „Wir greifen wieder zu den Waffen“ bezeichnen es diese Kommunisten als ihre „Patriotenpflicht“ sich den islamistischen Jihadisten anzuschließen: „Der islamische Widerstand setzt seine heldenhaften Handlungen, seine Opfer und seine Siege fort, während die libanesische Armee stillhält“. Irgendwie phantasieren sie eine Besatzung zusammen, reden von einem "totalen Krieg", bezeichnen Israel als "Todesmaschine", unterstellen Israel "Barbarei und Vernichtungswahn", "niederträchtige Rache", "beispiellosen Hass gegen den Libanon und sein Volk" und "feigste und barbarischste Mittel".

Ist schon komisch. Obwohl völlig offensichtlich ist, dass das einzige ZIEL Israels ist, in Frieden leben zu können, ohne Angst vor Attentaten und Raketen (keiner kann behaupten, es ginge um Öl oder Land), und das ZIEL von Hamas und Hizbollah ist, Israel zu vernichten und den Jihad-Krieg zu führen (das sagen sie ganz offen), schaffen es Linke und Gutmenschen, einen Waffenstillstand ausgerechnet von Israel zu fordern. Obwohl jeder weiß, dass Israel (und auch die USA) ein Interesse an einem stabilen Libanon haben und die Hizbollah und Syrien an einem instabilen, unterstellen diese irren Kommunisten, Israel wolle den Libanon schwächen. Obwohl die bevorstehende „Paket-Lösung“ für den Nahen Osten mit ziemlicher Sicherheit vor allem eine Aufrüstung der libanesischen Armee und eine Stärkung der Regierung in Beirut beinhalten wird, faseln sie von einer patriotischen Pflicht „für ihr Land“ zu kämpfen. Dass sie nicht für ihr Land, sondern für den Jihad bzw. schlicht gegen Israel kämpfen, das wollen sie offenbar nicht sehen, oder es ist eben Strategie.

Lizas Welt hat dankenswerterweise die Rede des israelischen Botschafters bei den Vereinten Nationen, Dan Gillerman, vom 30. Juli 2006 übersetzt. Dort findet sich u.a. diese Passage: „Heute sagen wir, dass wir Mitleid mit den Menschen im Libanon und mit den Getöteten haben. Ich habe die Hizbollah nie sagen hören, dass es ihr auch nur um einen einzigen Israeli – eine Frau, ein Kind, einen älteren Menschen, einen Zivilisten oder einen Unschuldigen – Leid tut, der getötet wurde. Nie. Warum? Weil sie speziell auf uns zielt. Dass ist ihr erklärtes Ziel, und das ist es, warum wir kämpfen. Und während für uns jedes tote libanesische Kind ein furchtbarer Fehler und eine Tragödie ist, ist für sie jedes tote israelische Kind ein Sieg und Grund zum Feiern.

Ob die Mittel angemessen sind, die Israel grade wählt, darüber darf man schon streiten, oder darüber, warum sie offenbar so wenig Erfolg zeigen und ob es deshalb die richtigen sind. Das Töten und die Gewalt beenden zu wollen, das ist ein legitimer Wunsch, für den man auch demonstrieren darf. Die Waffen nieder! Das, was von Israel gefordert wird, ist das ZIEL Israels. Die Entwaffnung der Hizbollah. Dann wäre sofort Frieden. Dann hätte es diesen Krieg gar nicht gegeben. Das ist Uno-Beschluss. Wenn dann noch Hamas und Islamischer Jihad ihren mörderischen Kampf gegen israel einstellen würden, könnten wohl alle dauerhaft in Frieden leben. Aber die junge Welt und die libanesische KP, Antiimps und viele Friedensfreunde hierzulande, die haben beschlossen, nicht für Frieden zu sein, sondern für Krieg. Nachdem Teile der „Friedensbewegung“ schon „10 Euro für den irakischen Widerstand“ gesammelt hat, darf man gespannt sein, wann sie „Waffen für den Jihad“ fordern.

Zum Schluss noch zwei Hinweise:
Henryk M. Broder hat einen sehr zu empfehlenden Beitrag bei Spiegel-Online veröffentlicht, in dem er u. a. an ganz andere Massaker an Palästinenser erinnert.

Und Jürgen Elsässer zeigt in der jungen Welt, wie man so drauf kommen kann… Wobei nur noch die Frage ist, wo seine Reise einmal enden soll politisch…

(Fotos: Am Dienstag in Neukölln)
(Hinweise by: "M., St. & E.")