Shalom!
In der letzten Ausgabe der Jungle World haben wir uns ja mit der israelischen Linken, beschäftigt, die sich größtenteils - ganz im Gegenteil zu 1982 - diesmal hinter die Militäroffensive der Regierung stellt. Aber natürlich gibt es auch israelische Linke, die gegen den Krieg und für einen sofortigen Waffenstillstand sind. Das mag man strategisch für falsch halten, es ist aber völlig legitim, wenn man Gewalt und Militär ablehnt, eine solch Haltung einzunehmen, und sie auch auf die Straße zu tragen. Die Forderung nach Frieden mag an den falschen Adressaten gehen, zur falschen Zeit kommen, vielleicht naiv sein - aber dahinter steht der Wunsch nach Frieden.
Niemand in der israelischen Linken käme aber auf die Idee, die Hizbollah aufzurufen, den Krieg fortzuführen, und die Libanesen, zu den Waffen zu greifen. Niemand hegt den Wunsch nach Krieg. Auf so was kommen nur Jihadisten, westliche Antiimps oder auch die Kommunistische Partei des Libanons. Die antiimperialistische junge Welt dokumentierte deren Aufruf zum Krieg.
Unter der Überschrift: „Wir greifen wieder zu den Waffen“ bezeichnen es diese Kommunisten als ihre „Patriotenpflicht“ sich den islamistischen Jihadisten anzuschließen: „Der islamische Widerstand setzt seine heldenhaften Handlungen, seine Opfer und seine Siege fort, während die libanesische Armee stillhält“. Irgendwie phantasieren sie eine Besatzung zusammen, reden von einem "totalen Krieg", bezeichnen Israel als "Todesmaschine", unterstellen Israel "Barbarei und Vernichtungswahn", "niederträchtige Rache", "beispiellosen Hass gegen den Libanon und sein Volk" und "feigste und barbarischste Mittel".
Ist schon komisch. Obwohl völlig offensichtlich ist, dass das einzige ZIEL Israels ist, in Frieden leben zu können, ohne Angst vor Attentaten und Raketen (keiner kann behaupten, es ginge um Öl oder Land), und das ZIEL von Hamas und Hizbollah ist, Israel zu vernichten und den Jihad-Krieg zu führen (das sagen sie ganz offen), schaffen es Linke und Gutmenschen, einen Waffenstillstand ausgerechnet von Israel zu fordern. Obwohl jeder weiß, dass Israel (und auch die USA) ein Interesse an einem stabilen Libanon haben und die Hizbollah und Syrien an einem instabilen, unterstellen diese irren Kommunisten, Israel wolle den Libanon schwächen. Obwohl die bevorstehende „Paket-Lösung“ für den Nahen Osten mit ziemlicher Sicherheit vor allem eine Aufrüstung der libanesischen Armee und eine Stärkung der Regierung in Beirut beinhalten wird, faseln sie von einer patriotischen Pflicht „für ihr Land“ zu kämpfen. Dass sie nicht für ihr Land, sondern für den Jihad bzw. schlicht gegen Israel kämpfen, das wollen sie offenbar nicht sehen, oder es ist eben Strategie.
Lizas Welt hat dankenswerterweise die Rede des israelischen Botschafters bei den Vereinten Nationen, Dan Gillerman, vom 30. Juli 2006 übersetzt. Dort findet sich u.a. diese Passage: „Heute sagen wir, dass wir Mitleid mit den Menschen im Libanon und mit den Getöteten haben. Ich habe die Hizbollah nie sagen hören, dass es ihr auch nur um einen einzigen Israeli – eine Frau, ein Kind, einen älteren Menschen, einen Zivilisten oder einen Unschuldigen – Leid tut, der getötet wurde. Nie. Warum? Weil sie speziell auf uns zielt. Dass ist ihr erklärtes Ziel, und das ist es, warum wir kämpfen. Und während für uns jedes tote libanesische Kind ein furchtbarer Fehler und eine Tragödie ist, ist für sie jedes tote israelische Kind ein Sieg und Grund zum Feiern.“
Ob die Mittel angemessen sind, die Israel grade wählt, darüber darf man schon streiten, oder darüber, warum sie offenbar so wenig Erfolg zeigen und ob es deshalb die richtigen sind. Das Töten und die Gewalt beenden zu wollen, das ist ein legitimer Wunsch, für den man auch demonstrieren darf. Die Waffen nieder! Das, was von Israel gefordert wird, ist das ZIEL Israels. Die Entwaffnung der Hizbollah. Dann wäre sofort Frieden. Dann hätte es diesen Krieg gar nicht gegeben. Das ist Uno-Beschluss. Wenn dann noch Hamas und Islamischer Jihad ihren mörderischen Kampf gegen israel einstellen würden, könnten wohl alle dauerhaft in Frieden leben. Aber die junge Welt und die libanesische KP, Antiimps und viele Friedensfreunde hierzulande, die haben beschlossen, nicht für Frieden zu sein, sondern für Krieg. Nachdem Teile der „Friedensbewegung“ schon „10 Euro für den irakischen Widerstand“ gesammelt hat, darf man gespannt sein, wann sie „Waffen für den Jihad“ fordern.
Zum Schluss noch zwei Hinweise:
Henryk M. Broder hat einen sehr zu empfehlenden Beitrag bei Spiegel-Online veröffentlicht, in dem er u. a. an ganz andere Massaker an Palästinenser erinnert.
Und Jürgen Elsässer zeigt in der jungen Welt, wie man so drauf kommen kann… Wobei nur noch die Frage ist, wo seine Reise einmal enden soll politisch…
(Fotos: Am Dienstag in Neukölln)
(Hinweise by: "M., St. & E.")
5 Comments:
krasse geschichte, mann. israel-fahnen provozieren, alle anderen fahnen sind supi. das kennen wir ja schon von diversen antifa-demos und der wm. ich habs ja nich so mit fahnenschmuck und bekenntnissen und sonen sachen (habe in meiner jugend zu lange viel zu viele gesinnungs-buttons getragen), aber nach deiner story überlege ich, ob ich nich auch ein fähnchen rausstellen sollte.
@jagila. da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen sollte. so viel ignoranz kann die junge welt doch gar nicht besitzen... oder doch...
bei hagalil waren mal ein paar zitate vom hizbollah-führer zusammengetragen, u.a.:
"Israel ist unser Feind. Dies ist ein aggressives, illegales, und unrechtmäßiges Wesen, das keine Zukunft in unserem Land hat. Sein Schicksal manifestiert sich in unserem Motto: "Tod nach Israel.""
http://www.hagalil.com/archiv/2006/07/nasrallah-0.htm
im übrigen: irgendwie ist das so, als verlange jemand, dass man doch bitte hitler nachweise möge, dass er die judenvernichtung angeordnet hat, oder um nicht immer mit ns-vergleichen zu kommen, dass man doch bitte eine textstelle finden möge, wo stalin die verschleppung politischer gegner ins gulag befohlen habe.
manchmal braucht man die worte gar nicht und es reichen die taten. obwohl es wie gesagt auch worte genug gibt...
broder hat übrigens genau zu deiner frage einen kommentar in der heutigen jüdischen allgemeinen (nicht online).
also ich habe heute erstmal mein "maccabi tel aviv"-champions-league-t-shirt angezogen aus solidarität gegen den erneuten beschluss der uefa, dass israelische mannschaften ihre heimspiele wieder nicht in israel austragen dürfen.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,429873,00.html
reaktionen gab es noch keine, ist nämlich alles hebräisch. naja und ich bin auch noch nicht richtig hinter meinem schreibtisch hervorgekommen... ich gebe zu, das ist nicht vergleichbar.
hegelxx, wenn du support brauchst, sag bescheid!
Mal nur schnell Hallo! sagen....
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