Montag, Oktober 30, 2006

Es geht um alles!

Liebe Online-Schmarotzer! :-D

(geleit) Die Wochenzeitung Jungle World bittet zurzeit zum zweiten Mal in ihrer über neunjährigen Geschichte, die Leserinnen und Leser, sich für das Überleben ihrer Zeitung einzusetzen. 500 neue Abos braucht die ungewöhnliche linke Wochenzeitung, damit sie ihren zehnten Geburtstag im nächsten Sommer noch erlebt. Dringend!

(history) Die Ausgangsbedingungen 1997 waren alles andere als gut. Damals entstand die überregionale Wochenzeitung nach einem 14tägigen Streik fast sämtlicher Redakteure und einer Betriebsbesetzung bei der Tageszeitung junge Welt. Anlass war der Versuch der Geschäftsführung, gegen den Willen der Redaktion durch Personalentscheidungen die Blattlinie zu verändern, und daraus das nationalbolschewistische Revolverblättchen zu machen, das es jetzt ist. Der Streit eskalierte und endete mit der Kündigung fast sämtlicher Redakteurinnen und Redakteure durch den Geschäftsführer.

(glorifizierung) Die gefeuerte Redaktion, also ein bunter Haufen undogmatischer, hedonistischer, antiautoritärer linker Journalisten, setzte sich zusammen und begann ein einmaliges Projekt in der deutschen Medienlandschaft: Ohne jedes Startkapital, ohne eigene Produktionsmittel und ohne den Zugriff auf die Abonnenten-Kartei, getragen nur von der großen Unterstützung der Leserinnen und Leser und der Solidarität anderer Medien ging die Jungle World im Sommer 1997 an die Kioske, schnell kamen so viele Abos zusammen, dass sich die Zeitung am Markt etablieren konnte.

(analyse) Seitdem hat es nie das nötige Kapital für große Werbekampagnen gegeben. Die finanzielle und politische Unabhängigkeit der kosmopolitischen linken, an keine Partei oder Bewegung gebundenen und mit Absicht unbequemen Zeitung hat ihr große journalistische Freiheiten aber gleichzeitig auch eine ökonomisch immer prekäre Situation eingebracht.

(lage) Heute erscheint die Jungle World mit einer Auflage von 15.000 Exemplaren in ganz Deutschland und Österreich. Nach wie vor lebt sie fast ausschließlich von den Abonnements. Die Preise für Druck, Versand, Agenturen und andere Unkosten steigen rasant, die Abo-Kurve aber hält bei diesem Trend nicht mit. Daher geht es, wenn es um alles geht, auch und ganz besonders um Abos. So banal das klingt.

(appell) Nach wie vor ist die gesamte Print-Ausgabe - allerdings ohne Fotos und Comis u.ä. - auch gratis online lesbar. Gerade das Online-Archiv wird stark frequentiert. Das trägt zur Verbreitung der Inhalte bei, aber nicht zur Finanzierung der Jungle World. Daher an alle, die bisher die online lesen: Wie wär’s? Auch mal eine Jungle-World-komplett probieren? Mit Comics, Fotos und echter Druckerschwärze an den Fingern? Jeden Mittwoch frisch im Briefkasten? Kein Problem: Abo quick

Jungle World - we brake for nobody!

Samstag, Oktober 28, 2006




















Volxlyrik von Herzen
Achja! Die Bild-Zeitung, die liebe ich. Echt! Wenn es die im Abo gäbe! Schon allein die Kreuzworträtsel, für die ich jeweils keine 5 Minuten brauche (die Wette gilt!). Oder der tägliche Brief von Wagner, ein absolutes Muss! Na, und die Bundesliga-Berichterstattung - unerreicht, wirklich! Also, ich bin ein echter Fan. Und was die für eine Leser-Blatt-Bindung haben, RESPEKT! Leser-Reporter, Leser-Witze, Leser-Seite-1-Girls - jetzt gibt’s was Neues:

Leser können den Seite 1 Girls Gedichte schreiben. Das ist toll! Sooo süß! Romantik pur! Leser Roland Krüger aus Hamburg hat schon eines geschrieben, für die „süße Nikky“ -

und das geht so:

Ich sitze hier auf meinen Knien
und muss an meiner Bluse ziehen.

Kannst du mir helfen,
starker Mann,

dann helf ich dir,
so gut ich kann.

Hmm, nun ja... Leser Krüger hat jedenfalls mitgedacht, und nicht etwa dem Girl ein Gedicht gewidmet, sondern ihr eines, was er gerne von ihr (oder überhaupt mal jemandem) hören würde, in den Mund gelegt - so wie es sonst die Bild-Redaktion mit den Seite 1 Girls macht. Aber ob er damit so ganz die Intention der Bild getroffen hat?: „Dichten Sie! Zeilen der Zärtlichkeit, Verse des Verlangens, Reime der Lust!“

Na ja, jedenfalls kann man auch der „süßen Nicola“, der „kleinen Danni“ oder der „verruchten Lee“ ein Gedicht schreiben. Ich habe mich für die „kleine Danni“ entschieden und ihr folgendes gereimt:

Kleine Danni, zieh dich an,
ich seh doch, dass dir friert.

Holst dir sonst noch einen Schnupfen,
das ist schnell passiert.

Steh nicht rum, tu was Gescheites,
grins nicht wie so’n Heinz,

sonst landest du, bevor du’s merkst
bei Bild auf Seite Eins.

- So das schicke ich jetzt mal da hin, und hoffe, dass es ein saftiges Honorar gibt!

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Fortsetzung: Linkspartei und Hamas
Die Debatte geht weiter. Ich dokumentiere bloß.
- Hier erst mal nachgereicht das Katja-Kipping-Papier
- Schon vom August der Offene Brief aus Leipzig
- und eine heute veröffentlichte Erklärung, die in Anlehnung an den PDS-Slogan „Nazis raus aus den Köpfen!“ den Titel trägt: „Hamas raus aus den Köpfen!(s.u.).
-Der Hamas-Mann kommt zwar vermutlich nicht nach Deutschland, weil er kein Visum bekommt (warum bloß?), aber Wolfgang Gehrcke wollte gar die Fragestunde des Bundestages für sein Anliegen nutzen, mit seinen Hamas-Kumpels (Foto unten) mal nett auf dem Reichstagsgebäudedach (oder vermutlich doch eher im Fraktionssaal) einen Tee zu trinken. Es scheint ihm echt wichtig zu sein. Dabei hatte er doch schon bei seiner eigenen Dienstreise das Vergnügen
- Und gebeten wurde ich, dies noch mitzuteilen: Wer der Bundestagsfraktion der Linkspartei schreiben möchte: fraktion@linksfraktion.de

Also, bitte.




Dokumentation:

HAMAS raus aus den Köpfen!
Mit Besorgnis und Unverständnis haben wir die Nachricht über die Einladung eines Vertreters der Hamas-Regierung zur Nahostkonferenz der Fraktion „Die Linke“ im Bundestag zur Kenntnis genommen. Diese Konferenz findet in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung vom 3. - 5. November in Berlin statt. Die OrganisatorInnen der Konferenz nehmen für sich in Anspruch, VertreterInnen der Zivilgesellschaft aus Palästina und Israel eingeladen zu haben.

Wie wohl der Politiker Dr. Ghazi Hamad in einzelnen Fragen moderate Positionen vertreten hat, ist er vor allem ein Repräsentant der Hamas-Administration. Die Hamas ist eine antidemokratische Partei, deren radikal antisemitisches Programm wie ihre Politik auf die Vernichtung Israels gerichtet ist. Ein gemeinsamer Dialog mit der Hamas ist unseres Erachtens nur bei vorheriger bedingungsloser Anerkennung des Existenzrechtes Israels möglich.

Als Regierungssprecher gehört Dr. Hamad in keiner Weise der Zivilgesellschaft an, wie die Veranstalter der Konferenz es in Bezug auf den Kreis der Eingeladenen beanspruchen. Dr. Hamad steht im Dienst einer Sache, die nichts mit sozialistischen und demokratischen Werten zu tun hat, die wir als Grundlage unseres Engagements betrachten.

Dass eine Einladung an Dr. Hamid erfolgte, ist unserer Auffassung nach nicht nur Ausdruck der Missachtung derjenigen AkteurInnen in der Linken in Deutschland - und konkret in der Linkspartei und WASG - die eine kritische Position zu gewalttätigen islamistischen Bewegungen einnehmen. Es handelt sich hier vielmehr auch um einen Akt politischer Unvernunft, der Schaden für unsere Parteien nach sich zieht. In einer Zeit, wo zum Beispiel in Sachsen Büros der Linkspartei angegriffen, Verantwortungsträger der WASG von Nazis bedroht und Veranstaltungen der Linkspartei wegen der hohen Präsenz von Nazis nicht stattfinden können, ist es nicht akzeptabel, dass es gerade die Linksfraktion ist, die zur Enttabuisierung antisemitischer und extrem gewalttätiger Bewegungen und Organisationen beiträgt.

Da Dr. Hamad die Einreise verweigert wurde, kommen wir nicht in die Situation gegen die Konferenz protestieren zu müssen. Wir fordern aber, die Einladung an Dr. Hamad zurück zu nehmen und sich einer kritischen Debatte über das Verhältnis der Linken zum militianten Islamismus zu stellen.


Erstunterzeichner (zum 26.10.2006)
Boris Krumnow (Vorstand Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen)
Christophe Immer (Linkspartei.PDS Berlin-Neukölln)
Fabian Blunck (Beauftragtenrat Junge Linke.PDS Sachsen)
Gregor Henker (Beauftragtenrat Junge Linke.PDS Sachsen)
Gunnar Zerowsky (Linkspartei.PDS Berlin-Neukölln)
Heinz-Jürgen Voß (Promotionsstipendiatin der Rosa Luxemburg Stiftung)
Juliane Nagel (Landesvorstand der Linkspartei.PDS Sachsen)
Kenneth Plasa (Linkspartei.PDS Leipzig)
Marko Forberger (Mitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen)
Markus Heide (Linkspartei.PDS Leipzig)
Matthias Gärtner (Kreistagsabgeordneter, Linkspartei.PDS-Wittenberg)
Norbert Meyerhöfer (Linkspartei.PDS Berlin, LAG Rechtsextremismus)
Stefanie Götze (stellvertretende Vorsitzende Linkspartei.PDS Leipzig)
Ulf-Peter Graslaub (Linkspartei.PDS Leipzig, Mitglied des DIG Leipzig)

Die Unterzeichner/innen wollen offenbar weitermachen und haben nun auch eine Homepage hier bzw. da, und folgende Email: info@israel-debatte.de

Montag, Oktober 23, 2006

Hamas in den Bundestag!
Ja, genau das plant die Linkspartei. Zu einer „Nahost-Konferenz“ vom 3. bis 5. November in Berlin haben die Bundestagsfraktion der Linkspartei und die Rosa-Luxemburg-Stiftung nicht nur den unvermeidlichen Uri Avnery eingeladen, den sowieso, klar, sondern auch den Regierungssprecher der Hamas, Ghazi Hamad, dem man wie allen internationalen Gäste auch das deutsche Parlament zeigen möchte. Norman Paech moderiert das bizarre Treffen im Bundestag. Ob man den Sicherheitsleuten im „Reichstagsgebäude“ mal Bescheid geben sollte?

Außerdem eingeladen sind u.a.: Gershon Baskin (IPCRI), Yosif Ben Bassat (Meretz), Yossi Beilin (Vorsitzender Meretz), Daniel Levy (Genfer Friedensinitiative), Dov Khenin (Chadash), Abdullah Abdullah (PLC), Bassam Al-Salhi (PPP), Qaddoura Fares (Fatah), (Abdallah Frangi, Fatah-Leiter Gaza), Fouad Hallak, (PLO), Khalida Jarrar (PFLP), Wassim Khazmo (PLO).

Na dann wünsche ich ein schönes Beisammensein!

Aber man soll ja nicht immer nur das Schlechte sehen. Tatsächlich regt sich in der Linkspartei zunehmend Unmut über die antiisraelische Parteilinie, vorsichtig und zum Teil reichlich halbherzig, aber immerhin. Es könnte spannend werden…

Dazu ein Artikel aus der Mittwoch erscheinenden Jungle World:


Hamas im Bundestag
Nach den antiisraelischen Stellungnahmen während des Libanon-Kriegs und einer Einladung an die Hamas regt sich vorsichtig Widerspruch in der Linkspartei. von Ivo Bozic

Den Antizionismus verwerfen und eine grundsätzliche Kritik am Antiimperialismus formulieren! Mit solchen Forderungen sorgt Katja Kipping, die stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei, derzeit für etwas Verwirrung in ihrer Partei. Kipping reagierte mit einem Positionspapier auf die zuweilen unverhohlen antiisraelischen Stellungnahmen von Parteikollegen und deren Sympathiebekundungen mit der islamistischen Terrormiliz Hizbollah während des Krieges im Libanon.

Am 12. August marschierten in Berlin über 2000 Menschen gegen Israel auf. „Friedensdemonstration“ nannte sich das, aus dem Lautersprecherwagen ertönten Parolen wie: „Wir sind alle Hizbollah!“, „Hizbollah bis zum Sieg!“ und „Kein Platz für Israel!“ In der ersten Reihe schritt selig lächelnd Wolfgang Gehrcke, Bundestagsabgeordneter und Vorstandsmitglied der Linkspartei. Der Bundesvorstand hatte zur Teilnahme an der Demonstration aufgerufen. Angemeldet hatte sie Nabil Rachid, ein palästinensischer Aktivist, der auf seiner Homepage Reden des Londoner Islamismus-Sympathisanten George Galloway veröffentlicht und sich akribisch darum bemüht nachzuweisen, dass Israel ein „Apartheidstaat“ sei. Bei der letzten Bundestagswahl kandidierte er – erfolglos – in Berlin-Neukölln für die Linkspartei.

Auch die Partner von der Wasg hatten zu der Demonstration aufgerufen. Ihr Vorstandsmitglied Christine Buchholz erklärte: „Die Dämonisierung der Hizbollah ist Teil der ideologischen Kriegsführung. Die Linke sollte dabei nicht mitmachen.“

Doch die Beteiligung der Linkspartei an jener Demonstration war nicht unumstritten. Während der Bundesvorstand zur Teilnahme aufrief, verweigerten sich der Berliner Landesverband und die Abgeordnetenhausfraktion einem solchen Ansinnen. Axel Hildebrandt, der Sprecher des Landesverbands, erklärte im Vorfeld, an einer „Lobhudelei der Hizbollah“ werde man sich nicht beteiligen. Und die Berliner Abgeordnete Marion Seelig kritisierte: „Den Pro-Hizbollah-Demos der letzten Wochen haben wir uns nicht angeschlossen. Auf einer Friedensdemonstration, an der wir teilnehmen, darf nicht die Vernichtung Israels gefordert werden.“ Kritik hatte es parteiintern vor allem am Auftritt der Tübinger Bundestagsabgeordneten Heike Hänsel gegeben, die bei einer anderen Kundgebung von einem „Vernichtungskrieg“ Israels gesprochen haben soll, was sie allerdings bestreitet.

Dass im Berliner Landesverband der Linkspartei die Sensibilität beim Thema Naher Osten größer ist als in anderen Parteigliederungen, zeigt auch die Ablehnung der antiisraelischen Al-Quds-Demo am Samstag. Neben Marion Seelig hatten auch die Berliner Abgeordneten Evrim Baba, Udo Wolf und Steffen Zillich sowie die Vizepräsidentin des Bundestags, Petra Pau, den Aufruf zur Gegenkundgebung unterzeichnet.

Noch deutlicher wurde der Lichtenberger Bezirksverordnete Michael Grunst, der in mehreren Briefen an Gehrcke, Oskar Lafontaine und Gregor Gysi, die „antiisraelischen Positionen“ in der Linkspartei kritisierte und Gehrcke vorhielt: „Für eure antiisraelischen Stellungnahmen habe ich kein Verständnis!“ Gehrcke hatte zuvor zusammen mit den Bundestagsabgeordneten Monika Knoche und Norman Peach – der unter anderem die Meinung vertritt, der Boykott der Hamas sei „ein Verbrechen“ – ein Papier verfasst, das die Schlussfolgerung enthält: „Der Schlüssel für die Befriedung der Region liegt in der Lösung der Palästina-Fragen, also in den Händen der israelischen Regierung.“ Diese Sätze hatten bei Grunst „große Besorgnis ausgelöst“.

Auch in Sachsen widersetzt sich eine kleine kritische Minderheit der antizionistischen Parteilinie. Drei junge Parteimitglieder aus Leipzig schrieben im August einen Offenen Brief an die Bundestagsfraktion, in dem sie diese aufforderten, sich „nicht mit terroristischen Vereinigungen wie Hamas und Hizbollah zu treffen“. Sie verlangten eine „Solidarisierung mit Israel einerseits, und die Entsolidarisierung von religiösen, fundamentalistischen (Volks-) Befreiungsbewegungen andererseits“.

Aus der Bundestagsfraktion schloss sich der sächsische Abgeordnete Michael Leutert der Kritik an. Die Linksfraktion erwecke den Eindruck, „wir seien solidarisch mit Hamas und Hizbollah, anstatt ganz klar unsere Solidarität mit Israel in den Mittelpunkt zu stellen“. Jan Korte, der Mitglied des Parteivorstands ist, sagte der Jungle World, so langsam entwickle sich eine Debatte in der Linkspartei, wenngleich die Kritik am Antiimperialismus „alles andere als mehrheitsfähig“ sei. Schnell werde man als „Antideutscher“ abgestempelt. Es komme jetzt darauf an, die angefangene Diskussion zu organisieren.

Leutert ist da pessimistischer: „Es gibt eine Diskussion, das ist schon mal schön, aber unter einer Debatte verstehe ich etwas anderes.“ Eine offene Aussprache über die Beteiligung von PDS-Politikern an antiisraelischen Demonstrationen etwa habe nie stattgefunden. Er sei überrascht, dass das Papier von Katja Kipping, in dem sie mit dem Antizionismus abrechnet, für so wenig Furore gesorgt habe. „Ich werbe in der Fraktion und überhaupt in der Linken um ein Verständnis für das Sicherheitsinteresse Israels und der israelischen Bevölkerung. Aber für diese Position finden sich nicht viele Unterstützer“, sagt Leutert. Stattdessen pflegten viele in der Partei immer noch eine antiimperialistisch motivierte „undifferenzierte Solidarität mit jedem, der eine Knarre in der Hand hält und nach Solidarität ruft“.

Die ehemalige ARD-Journalistin Luc Jochimsen, die für die Linkspartei ein Bundestagsmandat ausübt, sagte, sie habe Kippings Papier mit „größter Bewunderung“ gelesen. Kipping sei mit diesem Beitrag „etwas Fantastisches gelungen“, die Debatte sei „überfällig“. Sie gehe davon aus, dass das Papier, das in der vergangenen Woche den Fraktionsunterlagen aller Abgeordneten beigelegen habe, demnächst auf einer Fraktionssitzung besprochen werde.

Kippings Papier mit dem Titel „Für einen linken Zugang zum Nahost-Konflikt jenseits von Antizionismus und antideutscher Zuspitzung“ beschreibt Antizionismus und Antiimperialismus auch als historisches Problem der Linken und versucht eine positive Bezugnahme auf „linken Zionismus“. Das ist in der Partei offenbar nicht zu machen ohne eine penetrante Abgrenzung gegenüber „Antideutschen“ und eine jedem einzelnen Absatz aufgepfropfte Relativierung der eigenen Kritik. Dennoch ein bemerkenswerter Schritt. Denn Katja Kipping gilt als Politikerin mit Zukunft in der Partei. Sogar als künftige Parteivorsitzende wird sie gehandelt.

Die 28jährige Dresdnerin gehört auch zu den Initiatoren der „Emanzipatorischen Linken“ (Jungle World, 42/06), eines Kreises, der neben der vom Berliner Landesverband geprägten „Reformlinken“, nach Ansicht Jan Kortes, die Strömung ist, in der es am ehesten Raum für Debatten über linken Antiamerikanismus und Antizionismus gebe.

Kipping erklärte, dass sie auf ihr Papier bisher keine negativen Reaktionen und aus der Basis sogar einigen Zuspruch erfahren habe. Jedoch spiele die Debatte derzeit eine untergeordnete Rolle. Bei der Formulierung der programmatischen Grundsätze im Vereinigungsprozess von Linkspartei und Wasg sei dies kein Thema.

Vermutlich sind sich Akteure beider Seiten des Zündstoffs bewusst, den diese Kontroverse beinhaltet, und dass ihre Meinungen so unvereinbar sind, dass es mit einer Aussprache auf dem nächsten Bundesparteitag nicht getan wäre.

Anlass für einen ordentlichen Streit gäbe es hingegen genug: Zu einer „Nahost-Konferenz“ am 3. November hat die Linkspartei völlig unbeeindruckt von der parteiinternen Kritik u.a. den Hamas-Regierungssprecher Ghazi Hamad nach Berlin und in den Bundestag eingeladen.

*
dazu auch dies
und Ulrich Maurers (MdB) Abrechnung mit dem Atheismus, und dem neuen Bündnis der Linken mit den Gläubigen hier

Zellteilung
Aus gegebenem Anlass: Kurt Tucholsky über den Reichsverband Deutscher Verbände zur Züchtung stubenreiner Gebrauchsdackel (Opposition) :

„…Durch eine unerhörte Schiebung (Übertragung des Stimmrechts auf die vorstandstreuen Garderobenfrauen) gelang es dem reaktionären, gemeinen, bolschewistischen, faschistischen, korrupten und zuchthausreifen Vorstand noch einmal, sich zu halten. 54 Stimmen: Ja; 53 Stimmen: Nein; 1 Stimmenthaltung. Kollege Entenstertz war von verruchter Hand auf der Herrentoilette eingeschlossen worden. Verrat –!

Und es geschah das Seltsame: der Verein spaltete sich nicht. „Unser Verein!“ dröhnte die Majorität, »Wir sind vereinstreu!« pfiff die Minorität. „Wir halten durch!“ die Mehrheit. „Wir bleiben bei der Fahnenstange“ die Minderheit; „wir wollen nur ... „ Was wollten sie nur –?
Sie wollten den Verein noch mal. Einer genügte ihnen nicht. Und weil es in jedem Menschenhaufen immer zwei Gruppen gibt: die fixen und die langsamen; die trocknen und die humorvollen; die sorgfältigen und die mit dem Husch-Husch, so zerfiel der Verein nicht, aber er glich nun einem Wagen, bei dem das eine Pferd nach links, und das andere nach rechts zieht. Die Leute im Wagen wunderten sich bass…

…Eines Tages beriet die Opposition, die längst ein eigenes Vereinslokal hatte, eigene Garderobenfrauen und eigene Bierseidel –, eines Tages beriet die Opposition über ihr Verhalten in der nächsten gemeinsamen Sitzung, was sie der Mehrheit nun anzutun gedächte, und wie man durch überraschende Ablehnung des Vorschlags 17 dem Vorstand ordentlich einen auswischen könnte. Das war so gut wie beschlossene Sache. Der Oppositionsvorstand schritt zur Abstimmung. Da stimmten zwei Mann dagegen!...

…Und die neue Opposition zog gegen die alte Opposition zu Felde und nannte sich – in Klammem – »Neue Opposition«. Und die neue Opposition zeugte einen linken Flügel der neuen Opposition; und der linke Flügel zeugte einen radikalen Flügel, und der Radikale zeugte Melchisedek, und Melchisedek zeugte Jerobeam, und Jerobeam ... zum Schluss war der deutsche Idealzustand erreicht: Jeder Mann seine eigene Partei.“

AABer ist schon okay so. Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht mit Spaltungen! Die Revolution vermehrt sich vermutlich durch Zellteilung.
Antifa ist, wenn man trotzdem lacht.


(Danke D. für den Tucholsky!)

Samstag, Oktober 21, 2006

Meinungsfreiheit
Also, nicht, dass es nicht auch auf der Kundgebung gegen den Al-Quds-Tag heute in Berlin höchst merkwürdige Redebeiträge gegeben hätte. Aber den Vogel haben natürlich trotzdem die Islamisten abgeschossen mit dem Transparent „Meinungsfreiheit für Zionismusforscher und Gegner Israels“. Sowieso, neben den Parolen gegen Israel ging es den Mullah-Freunden vor allem um das Recht auf Antizionismus. Meinungsfreiheit (für Antisemiten) und das Recht auf Kritik (an Israel)! Für diese Forderungen sollte man die Anhänger der Islamischen Republik steinigen! Nein Quatsch, natürlich nicht! So was passiert nur (also nicht nur, ich weiß) im Iran, und wenn es um andere Meinungen und andere Kritik geht.

Auf der Gegendemo gab es hingegen Meinungsfreiheit en masse, es wurde viel Unsinn geredet, jeder durfte mal was sagen. Es gab aber auch ein paar ganz gute Beiträge und der Beste kam von einem aus der autonomen Linken stammenden „Genossen“ - und das fand ich irgendwie ungewöhnlich aber beruhigend.

Erste Berichte hier und hier.

Und dann hab ich nochn kleenes Vidscheo gedreht, voilà:

Freitag, Oktober 20, 2006

Mullahs on the Road again
Eine berechtigte Kritik am Aufruf zur Kundgebung gegen den Al-Quds-Marsch in Berlin gibt es bei Lizas Welt. Ich schließe mich der Meinung an, und denke, dass man nächstes Jahr, deutlicher und weniger gefällig formulieren sollte. Doch bei aller Kritik am Wortlaut des Aufrufs, darf meiner Meinung nach nicht vergessen werden, dass es kaum gesellschaftliche Ereignisse gibt, bei denen sich ein breites Bündnis offen dem Jihadismus und der iranischen Antiisrael-Politik entgegenstellt. Und dass daraus auch ein Diskursraum entsteht, indem tatsächlich darüber geredet wird, wie „zivilgesellschaftlich“ gegen Islamismus vorgegangen werden kann. Daher hier noch mal der Hinweis auf die Kundgebung des Bündnisses gegen den Al-Quds-Tag:

Die Kundgebung findet am Samstag, den 21.Oktober, von 11 bis 13 Uhr in Berlin auf dem Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche statt. Es kann noch zu örtlichen Veränderungen kommen! Deshalb noch mal auf dieser Website vorbeischauen!

Was tun gegen Islamismus? Was tun!

Dienstag, Oktober 17, 2006

Elite und Discount
Stehen zwei Leute vor der Uni, sagt der eine: „Exzellenz-Universität! Ich kann es nicht mehr hören!“. Sagt der andere: „Ich kann es nicht mal schreiben.“

Diese Karikatur von OL, morgen in der Jungle World, sagt eigentlich alles zum Thema Elite-Unis und das deutsche Bildungssystem. Pisa, OECD - jeder internationale Vergleich erbringt es erneut: Breitenbildung ist, was in Deutschland fehlt. Aber man überschüttet lieber mal eben drei Unis mit Geld und hofft, wenigstens, wenn sonst schon nix klappt, ein paar Nobelpreisträger heranzuzüchten.

Die anderen Unis, nicht mit solchen Staatssubventionen verwöhnt, versuchen nun krampfhaft den Anschluss nicht komplett zu verlieren, und lassen sich daher immer mehr auf Privat-Sponsoring ein. Was das für die Unabhängigkeit und Kritikfähigkeit der Wissenschaft bedeutet, kann man sich ausmalen. Ein klein bisschen Elite- und ganz viel Aldi-Bildung. In der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt gibt es daher jetzt auch den ersten Aldi-Hörsaal. Der größte Vorlesungsraum, der bisher die Bezeichnung "Z02" trug, heißt seit Semesterbeginn "Aldi-Süd-Hörsaal".

Mit den Sponsor-Einnahmen soll der renovierungsbedürftige (sic!) Raum instand gesetzt werden. Der offenbar vom Zerfall gezeichnete Hörsaal soll in den Aldi-Farben und mit dem Logo des Konzerns umgestaltet werden. Damit sich die neue Akademiker-Generation schon mal an ihr künftiges Schicksal gewöhnen kann. Aldi Süd beschreibt sich selbst so: „ein bedeutendes Unternehmen (…), das sich konsequent dem Discount-Prinzip verschrieben hat.“ Dann passt's ja. Ob Lidl bereits das Sponsoring für eine Billigbillig-Professur angeboten hat, ist nicht bekannt.

Elite und Discount. Die zwei Säulen einer ganz exzellenten Bildungspolitik. Wirtschaft, Experten, Politiker - alle sind sich einig: In Deutschland nehmen zu wenige Menschen ein Studium auf. Konsequenz: Studiengebühren. Ist das noch Dummheit oder schon kompletter Wahnsinn? Dabei stimmt das noch nicht mal: Fast alle, die ein Abi machen, fangen ein Studium an, es mangelt bereits daran, dass zu wenige überhaupt die Hochschulreife erlangen. Es stimmt einfach von Grund auf gar nichts in der deutschen Bildungspolitik. Jemand hatte neulich die These, sie sei von einigen Taliban unterwandert worden, die subversiv alles sabotieren. Möglich. Man mag gar nicht genauer drüber nachdenken.

Da hilft wohl nur, gleich den Kopf ganz ausschalten.

Achso, und dann wollte ich den Studierenden noch einen schönen Semesterstart wünschen!


Foto: RTL-Bachelorette Monica - Wofür ein Abschluss alles nützlich ist...

Sonntag, Oktober 15, 2006

Fremde Wörter
Diverses/ Sammelsurium/ Ungeordnet

Auf dem Cover des Duden-Fremdwörterbuches steht, wozu man dieses Ding angeblich gebrauchen soll: „Notwendig für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter“. Nein! Leute, das stimmt nicht! Ich gebrauche dieses Buch regelmäßig und zwar aus einem einzigen Grund: „für das Verstehen und die Vermeidung fremder Wörter“. So ist das Werk ja auch aufgebaut. Man schlägt ein unbekanntes Fremdwort nach und findet eine einfache Übersetzung ins Allgemeinverständliche. Offenbar gibt es also für die meisten Fremdwörter eine entsprechende Formulierung. Und nicht nur eine. 50.000 Fremdwörtern stehen im Duden 400.000 Angaben zur Bedeutung gegenüber. Mit vermeidbaren Fremdwörtern meine ich nicht Anglizismen, die jeder kennt, sondern so etwas wie „proabel“, wenn man „wahrscheinlich“ sagen will.
Das wollte ich einfach mal ganz einfach gesagt haben.

Was ich außerdem gesagt haben wollte zum Thema Fremdwörter im weitesten Sinne: Die junge Welt, bzw. konkret Werner Pirker schreibt nicht von "Nordkorea" sondern lieber von der „Koreanischen Demokratischen Volksrepublik“ bzw. "KDVR". Sogar in der Überschrift bevorzugt die jW dieses umständliche Kürzel, obwohl noch Platz war in der Zeile. Dann muss es ihr wohl sehr wichtig sein. Braucht man noch mehr dazu zu sagen? Naja, vielleicht, dass Pirker betont, dass es keinesfalls erwiesen sei, dass die KDVR eine Atombombe besitze oder fähig sei, sie einzusetzen. Hingegen: „Von Israel, das den Atomwaffensperrvertrag nie unterzeichnet hat, ist hingegen bekannt, dass es über mindestens hundert jederzeit einsetzbare Nuklearsprengköpfe verfügt.“
Aber so richtig überrascht das auch nicht mehr.

Extrem befremdlich ist hingegen ein Aufstand der Zwerge gegen die Teilnahme Henryk M. Broders am XIII. Else-Lasker-Schüler-Forum in Zürich. Broder, wie immer der Klügere, gibt nun nach und erklärt sich bereit, auf seine Teilnahme zu verzichten, unter gewissen Vorraussetzungen… :-)

Dieser Polizeibericht aus der Fremde (Essen) ist auch ein Knaller: Mann ausgeraubt, splitternackt ausgezogen, von der Polizei nach Hause gebracht. Na, welche Frage stellt sich da?

Auch bizarr (bzw. eigentlich eher geschmacklos), dass eine „Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat über die Bekämpfung des Sextourismus“ unter dem Schlagwort „Fremdenverkehr“ läuft. Da sag ich jetzt mal nix zu…

Ebenfalls sehr befremdlich, dass hier abends um 22 Uhr Kollegen in der Redaktion auflaufen, um zu arbeiten!

Es gibt so Tage, da bin ich in erster Linie irritiert...

Samstag, Oktober 14, 2006

Respekt!
Ich bin ein Freund groooßer Auftritte. Nicht für mich selbst, ich bin eher bescheiden. Umso mehr Respekt habe ich vor anderen, wie meinem Freund Torsun, der nicht nur als Popstar Erfolge feiert, sondern auch eine historisch zu nennende Lesung absolvierte, bei der er im wörtlichsten Sinne ALLES gab. Einen ersten Ausschnitt aus der zum Weihnachtsgeschäft erscheinenden DVD „Aus dem Tagebuch eines Trinkers“ gibt es nun bei Youtube. Ich kann nur sagen Prost - und empfindliche Seelchen vor dem Anblick warnen… Und, liebe Kinder, bitte nicht nachmachen!

Donnerstag, Oktober 12, 2006

Mit Kim im Kino
„Aufgrund der engen Terminlage“ konnte Dieter Kosslick meiner Interview-Anfrage leider nicht entsprechen. Schade. So gerne hätte ich mir vom Berlinale-Direktor, Bundesverdienstkreuzträger und ehemaligen Konkret-Redakteur erzählen lassen, wie es in Pjöngjang war. Erst vor kurzem ist der Mann zusammen mit einer deutschen Kulturarbeiter-Delegation aus Nordkorea zurückgekommen, wo er Deutschland beim Internationalen Filmfestival vertreten hat. Erfolgreich! Denn der Film „Napola – Elite für den Führer“ über eine nationalsozialistische Erziehungsanstalt erhielt den Preis als bester Film. Der Film (oder Napola?) scheint den Nordkoreanern gefallen zu haben. Spezialpreise gab es für „Das Wunder von Bern“ und „Sophie Scholl“. Das Motto des Filmfestivals lautete „Unabhängigkeit – Frieden – Freundschaft“. Ein paar Tage später ließ Nordkorea dann die Bombe platzen…

Es muss eine bizarre Reise gewesen sein. Nicht, dass Kim Jong-il keine Filme mögen würde. Im Gegenteil, er ist ein leidenschaftlicher Cineast, der rund 20.000 Filme in seiner privaten Videothek stehen haben soll. Für die nordkoreanische Filmproduktion lässt Kim Jong-il auch öfters mal ausländische Filmstars entführen - so wichtig ist ihm das Genre.
Daher hätte ich Kosslick gerne nach der Zukunft des nordkoreanischen Films gefragt, und überhaupt, wie die Delegation dort so behandelt wurde. Auch, was die angeblich bis zu 9.000 nordkoreanischen Zuschauer so gesagt haben, als sie die ausländischen Filme sahen, hätte mich interessiert. Denn normalerweise droht ihnen Gefängnis, wenn sie ausländische Filme schauen oder Musik aus dem Westen hören. Auch ihre Radios dürfen nur nordkoreanische Sender empfangen. Aber es gibt ja zum Glück eine ausgeprägte eigene Filmproduktion unter der Leitung des preisgekrönten Regisseurs (!) Kim Jong-il, so dass für die Freizeitgestaltung gesorgt ist…

Na jedenfalls kein Interview mit Kosslick, schade. So erfuhr ich nichts über die subversive Strategie des konstruktiven Kulturimperialismus der Berlinale-Macher. Dabei hätte ich auch einen Vorschlag gehabt. Statt Kim mit „Napola“ womöglich auf (weitere) falsche Gedanken zu bringen, hätte ich die Filmrollen mit „The Day After“, „Bond - Stirb an einem andren Tag“ oder „Team America“ einlegen lassen. Gut, das sind zwar keine deutschen Filme, aber vielleicht wäre für Kim „Der Untergang“ auch pädagogisch wertvoll gewesen…

Ach so, was gefährlicher als die nordkoreanische Atombombe ist und wer da „wirklich zündelt“, wollt Ihr wissen? Wer dabei naiver weise nicht an Israel denkt, kann sich ja hier aufklären lassen… (Der Wahnsinn wohnt nicht nur in Pjöngjang...)

Mittwoch, Oktober 11, 2006

Ich brauche keine Millionen…
oder doch? Nachdem ich mir nun seit einer Woche den Kopf zermartere, wie ich die 37 Millionen Euro auf den Kopp hauen würde (gestern in der Kneipe aufwendige Rechnungen durchgeführt und wütend über die ungerechte Steuer-Politik gegen Großverdiener hergezogen), überlege ich nun, was ich mit 120 Millionen Euro anstellen würde.

Und was ich dafür tun würde. Immer eine Gazprom-Mütze tragen? Mein Blog in Gazprom-Blog umbenennen? Gar ein Gazprom-Tattoo auf die Brust?

Und es wäre beim nächsten Kneipenbesuch zu erörtern: Ist der Gazprom-Deal meines Lieblingsvereins politisch zu verteidigen gegen die ganzen Kritiker an dem „Global Player“ und „multinationalen Konzern“ oder zu verurteilen, weil Putin-Mafia? Oder sagen wir: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul? Oder trinken wir einfach einen fair gehandelten SchalkeKaffee drauf und sind dann quitt?

Eins steht fest, Günther Jauch mit seiner Arme-Leute-Show interessiert mich grade nicht die Bohne…

Dienstag, Oktober 10, 2006

Braune Karten
„Synagogen müssen brennen“, „Führer, Führer, Führer“, „Auschwitz ist wieder da“, „Dies ist kein Judenstaat, dies ist keine deutsche Judenrepublik“, „Vergast die Juden“, „Wir bauen eine U-Bahn bis nach Auschwitz“ tönte es vom Spielfeldrand in Berlin-Altglienicke. Der Schiedsrichter reagierte konsequent: Es hagelte rote Karten - gegen die sich darüber beschwerenden Spieler des Makkabi-Clubs, auch dessen Trainer wurde des Platzes verwiesen. Ein ungeheuerlicher Vorfall bei einem Fußballspiel des TuS Makkabi Berlin gegen den VSG Altglienicke und seine Folgen. Unbedingt lesen! Hier bei Lizas Welt

Sonntag, Oktober 08, 2006

Wurst - eine Sache der Familienehre
Solche und ähnliche heroische Geschichten aus der Welt des Klein- und Mittelstands, bietet die Aktion „Mutmacher der Nation“.
Ich bin nur zufällig auf die Seite gestoßen, weil ich dachte, huch, warum äußert sich die Mutter der Nation zum Thema Stehvermögen? Es war dann aber so, dass irgendein Heini von dieser Kampagne gesagt hatte: „Es ist faszinierend zu sehen, dass sich Mut, Eigeninitiative und Stehvermögen auch heute noch auszahlen.“ Die Homepage explodiert vor lauter solchen Phrasen. „Schluss mit Jammern, es geht auch anders!“ „Deutschland braucht frische Vorbilder!“ usw. usf. Durchhalteparolen am laufenden Band.

Ziel der Aktion: Dem verzweifelten deutschen Verlierer mit Blick auf das bittere Hartz-IV-Schicksal soll schmackhaft gemacht werden, sich auch noch auf die abenteuerlichste unternehmerische Existenzgründung einzulassen. Angeblich im Dienste des Standorts. So nach dem Motto: Du hast ne Idee? Toll, nimm nen Kredit auf, und dann: einfach durchhalten und die Hoffnung nicht aufgeben! Und wer badet das dann wieder aus? Wer muss die hoch verschuldeten gescheiterten Existenzen nachher durchfüttern? Wir Hartz-IV-Empfänger, working poor Steuerzahler und anderen armen Hunde, die es immerhin schaffen, zum Wohle der Volkswirtschaft ihr Dispo nicht über die 1000 Euro-Marke steigen zu lassen.

Mut machen soll z.B. die Geschichte eines 32jährigen Mannes aus Gießen, der arbeitslos wurde: „Seine erste Idee war die Gründung eines Konzert-Ticket-Centers. ‚Diese Geschäftsidee ist leider wegen der Sabotage eines zuständigen Vertriebsmitarbeiters geplatzt’, berichtet Harbort.“ Man ahnt schon, dass die Sache zum Scheitern verurteilt ist, dass hier ein wahrer Donald Duck am Werke ist. Als nächstes kommt er auf die innovative Idee, eine Automatenvideothek zu eröffnen. Gute Idee, denn die einzige Voraussetzung für so etwas ist ja ein entsprechender Automat. Hatte er aber nicht. Dennoch mietete er schon mal ein Ladenlokal an… Das gab natürlich Scherereien, bis er irgendwie doch noch einen Kredit bekam, und somit einen Automaten, und nun läuft sein Laden schon seit Dezember 2003. Ende gut, alles gut. Wirklich? Das Happy End liest sich in dem Bericht der Mutmacher drei Jahre später so: „Obwohl das Geschäft allmählich (sic!) läuft, muss Harbort noch nebenbei in einer Galerie als Einrahmer arbeiten, um sich über Wasser zu halten. Aber die Hoffnung verliert er nicht: ‚Wer nicht kämpft, hat schon verloren!’

Hm, was hätte Flaubert gesagt? „Optimist ist ein anderes Wort für Dummkopf.“

Freitag, Oktober 06, 2006

Das Adverb
Wenn man den ganzen Tag irgendwie mühsam Texte bearbeitet, kommt man manchmal schwer ins grübeln. Dabei entstand sozusagen eben dieses eher kleine aber sehr liebevoll gereimte Gedicht...

Das Adverb

Ein Adverb ist sozusagen
ein sehr umständliches Wort,
lässt sich meistens nicht gut steigern,
findet sich an manchem Ort.

Daher nennt man es Partikel,
irgendwie ein schräges Ding,
gleichsam und gewissermaßen
macht es selten sehr viel Sinn.

Häufig tritt es auf in Massen,
lebt zuweilen gern in Klassen
Trotzdem ist es oft allein,
sogar manchmal kaum daheim.

Lässt sich niemals deklinieren,
wird beizeiten falsch gebraucht.
Dennoch woll’n wir’s heftig loben,
stünden sonst arg auf dem Schlauch.

Was machen eigentlich…
die Japaner? Jedenfalls mehr FUN als Cat Stevens. Hier ganz nebenbei mal schöne Musik, was fürs Herz…

Donnerstag, Oktober 05, 2006

Was macht eigentlich…
Neulich zum Frühstück mal wieder Cat Stevens gehört. Dann dachte ich, was zum Teufel macht eigentlich Cat Stevens? Gut, dass er konvertiert ist und sich nun Yusuf Islam nennt, war mir bekannt. Aber was MACHT er, was SINGT er, macht er überhaupt noch, obwohl nach Ansicht einiger Muslime streng verboten, Musik??? Kurz mal ins Netz gehängt - mit diesem Ergebnis. Ich sag nur A is for Allah bis Z is for Zombie-Hippies…
Alles weitere hier und hier


Mittwoch, Oktober 04, 2006

Heute in der Jungle World:

Heidi in der Burka
In der Türkei ist es gängige Praxis, Bücher "islamverträglich" zu übersetzen und eine religiöse Alltagssprache einfließen zu lassen. Von Conny Letsch

Um die Leselust anzukurbeln, veröffentlichte das türkische Bildungsministerium bereits am 15. Juli 2005 eine offizielle Liste der „100 grundlegenden Werke“, die als Leitfaden für Pädagogen und Eltern die Wahl der richtigen Lektüre für den leseunlustigen Nachwuchs erleichtern sollte. Doch der gute Vorsatz des Ministeriums entpuppte sich als problematisch: Das Projekt wird nun in der Türkei nicht nur teilweise heftig als »pädagogisch völlig wertlos« und absurd kritisiert, das Ministerium sieht sich außerdem mit dem Vorwurf der islamistischen Propaganda konfrontiert.

Da die meisten Autoren der Bücher auf der Liste seit über 70 Jahren tot sind, fallen ihre Werke nicht mehr unter das Urheberrecht. Dies wiederum lässt den Verlagen die Freiheit, Bücher in eigenen Übersetzungen herauszugeben oder Texte nach eigenen, ökonomisch oder ideologisch motivierten Entscheidungen zu verändern, sie zu kürzen oder ihnen neue Wörter, Zeilen oder ganze Seiten hinzuzufügen.

Journalisten der linksliberalen Tageszeitung Radikal fanden, in Anlehnung an Arbeiten von Übersetzungswissenschaftlern verschiedener Istanbuler Universitäten, Ende August heraus, dass ein großer Teil der Bücher, die das Prädikat „vom Bildungsministerium empfohlen“ tragen, nicht nur massiv verändert wurden, sondern auch, zum Teil erhebliche, ideologische Züge tragen.

In allen diesen Büchern, so zum Beispiel „Heidi“, „Pinocchio“, „Robinson Crusoe“ oder „Der glückliche Prinz“ von Oscar Wilde, finde sich ein inflationärer Gebrauch religiöser Alltagssprache gläubiger Muslime, der unter anderem bei Begrüßungen oder Bekundungen von Dank oder Erstaunen zum Ausdruck kommt, so das Ergebnis der Untersuchung.

Im Vorwort der Ausgabe von „Pinocchio“ wird sogar unterstrichen, dass die im Buch beschriebene Geschichte vom islamischen Glauben abweiche und „nur Allah durch seinen Atem Holzpuppen zum Leben erwecken kann“. weiter….

Sonntag, Oktober 01, 2006

Frischfleisch mit Haken
Erst dachte ich, wow, gute Nachrichten für Ivo, als ich in der B.Z. las: „Ivos neue Frau wird nach Berlin geliefert“. Und es ging noch besser weiter: Die Neue, namens Bibi, sei eine „junge Dame aus gutem Hause mit idealen Maßen. Dazu intelligent und selbstbewusst.“ Das sind doch mal schöne Aussichten für unseren Lieblingsgorilla.

Gestern in der Abendschau wurde dann berichtet, dass Bibi bereits eingetroffen ist.

Also doch noch eine Chance für Ivo, dachte ich, nachdem es ja zunächst so aussah, als wolle man den Guten gleich wieder abschieben, nur weil er sich dem voyeuristischen Sex-Hunger der Berliner Zoologen und Zoo-Besucher und dem dauernden Fortplanzungsterror verweigerte.

Aber man soll eben nicht immer nur B.Z. lesen, sondern auch mal gegenrecherchieren! Also googelte ich noch mal bei der Berliner Morgenpost nach, und dort war schon im Juni klar, dass man an dem bösen Abschiebeplan festhalten wird, und Bibi nicht etwa extra als Gespielin für Ivo geholt wird, sondern als Verfügungsmasse, als Frischfleisch für irgendeinen x-belibigen Affen! Und so erbärmlich wie das ist, so reden diese Zoo-Typen auch - auch über Ivo: „Gorillamann Ivo steht ebenfalls zur Disposition. ‚Er muss ausgetauscht werden’“, sagt der zuständige Primaten-Beauftragte, als wenn’s um eine Glühbirne ginge. Während man auf das neue Weibchen aus den Niederlanden wartete, wurde für Ivo bereits „eine neue Heimat“ gesucht. Ebenfalls gesucht wird ein "Nachfolger" für Ivo. Mehr Euphemismus geht wohl kaum...

Vielleicht, ganz vielleicht, hat Ivo doch noch eine Chance: Wenn er es sich mit Bibi so lange und exzessiv gibt und mit ihr rumbummst, bis den Berliner Witwen, die sich Tag für Tag an seiner Käfig-Scheibe die olle Nase platt drücken, die Lockenwickler aus den Haaren fallen. Aber wie ich Ivo kenne, wird er sich lieber abschieben lassen, irgendwohin, möglichst weit weg, wo er sich in aller Ruhe auf das Wesentliche konzentrieren kann: lekker Erdnussbutterstullen. Ivo – wir sind bei Dir!