Es geht um alles!
Liebe Online-Schmarotzer! :-D
(geleit) Die Wochenzeitung Jungle World bittet zurzeit zum zweiten Mal in ihrer über neunjährigen Geschichte, die Leserinnen und Leser, sich für das Überleben ihrer Zeitung einzusetzen. 500 neue Abos braucht die ungewöhnliche linke Wochenzeitung, damit sie ihren zehnten Geburtstag im nächsten Sommer noch erlebt. Dringend!
(history) Die Ausgangsbedingungen 1997 waren alles andere als gut. Damals entstand die überregionale Wochenzeitung nach einem 14tägigen Streik fast sämtlicher Redakteure und einer Betriebsbesetzung bei der Tageszeitung junge Welt. Anlass war der Versuch der Geschäftsführung, gegen den Willen der Redaktion durch Personalentscheidungen die Blattlinie zu verändern, und daraus das nationalbolschewistische Revolverblättchen zu machen, das es jetzt ist. Der Streit eskalierte und endete mit der Kündigung fast sämtlicher Redakteurinnen und Redakteure durch den Geschäftsführer.
(glorifizierung) Die gefeuerte Redaktion, also ein bunter Haufen undogmatischer, hedonistischer, antiautoritärer linker Journalisten, setzte sich zusammen und begann ein einmaliges Projekt in der deutschen Medienlandschaft: Ohne jedes Startkapital, ohne eigene Produktionsmittel und ohne den Zugriff auf die Abonnenten-Kartei, getragen nur von der großen Unterstützung der Leserinnen und Leser und der Solidarität anderer Medien ging die Jungle World im Sommer 1997 an die Kioske, schnell kamen so viele Abos zusammen, dass sich die Zeitung am Markt etablieren konnte.
(analyse) Seitdem hat es nie das nötige Kapital für große Werbekampagnen gegeben. Die finanzielle und politische Unabhängigkeit der kosmopolitischen linken, an keine Partei oder Bewegung gebundenen und mit Absicht unbequemen Zeitung hat ihr große journalistische Freiheiten aber gleichzeitig auch eine ökonomisch immer prekäre Situation eingebracht.
(lage) Heute erscheint die Jungle World mit einer Auflage von 15.000 Exemplaren in ganz Deutschland und Österreich. Nach wie vor lebt sie fast ausschließlich von den Abonnements. Die Preise für Druck, Versand, Agenturen und andere Unkosten steigen rasant, die Abo-Kurve aber hält bei diesem Trend nicht mit. Daher geht es, wenn es um alles geht, auch und ganz besonders um Abos. So banal das klingt.
(appell) Nach wie vor ist die gesamte Print-Ausgabe - allerdings ohne Fotos und Comis u.ä. - auch gratis online lesbar. Gerade das Online-Archiv wird stark frequentiert. Das trägt zur Verbreitung der Inhalte bei, aber nicht zur Finanzierung der Jungle World. Daher an alle, die bisher die online lesen: Wie wär’s? Auch mal eine Jungle-World-komplett probieren? Mit Comics, Fotos und echter Druckerschwärze an den Fingern? Jeden Mittwoch frisch im Briefkasten? Kein Problem: Abo quick
Jungle World - we brake for nobody!
4 Comments:
Hätte ich mehr Geld, hätte ich auch wöchentlich eine Jungle World im Briefkasten. Zumindest habe ich den "Es geht um alles"-Banner auf meinen Blog gesetzt - in der Hoffnung, dass sich wer "reiches" für ein Förderabo entscheidet...
Habt ihr eigentlich schon mal über die Einführung eines Onlineabos nachgedacht? Scheint ja bei der "taz" und der "junge Welt" auch zu funktionieren.
es gibt auch ein online-abo, aber ein ECHTES abo ist sowohl für uns als auch für den leser/die leserin viel vorteilhafter. außerdem schafft das arbeitsplätze bei der post.
wo genau liegen denn die vorteile eines echten abos, wenn man onlineabo so versteht, das man auch die bilder zu sehen bekommt? ich finde lesen, aufbewahren, wiederfinden usw am rechner viel bequemer, einen fetisch für druckerschwärze hab ich auch nicht.
wenn so ein onlineabo auch 12 euro kostet, könnt ihr doch was auf die druckkosten umlegen.
das einzige problem ist halt die möglichkeit der mehrfachnutzung eines accounts...
@empty
hast recht, wenn man das mit den bildern und comics hinbekommen würde als online-ausgabe, dann wäre das natürlich eine echte alternative... obwohl pdf-dateien lesen ja nie so richtig komfortabel ist.
im moment jedenfalls hast du online leider nur das halbe vergnügen, deshalb rate ich zum print-abo... na und weil michs oft ärgert, dass wir immer so ein aufriss um (die teure) bebilderung, layout, comics machen und dann kommen leute daher und lesen immer nur-text online und KENNEN daher den sound der jungle gar nicht.
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