Freitag, Dezember 29, 2006

Mein Weg durch den Dschungel 2006
Sooo, Jahresendzeit: Rückblick-Pflicht. Da will ich mich nicht drücken. Was habe ich denn 2006 alles so angestellt? Also jetzt journalistisch, Jungle-mäßig, gemeint. Hmmm. Viele Artikel bestellt und redigiert, die nicht meine waren. Nicht alle haben mich interessiert… Andere umso mehr. Und was meine betrifft: Manche sorgten für mehr, andere für gar keine Resonanz. Einige haben mir persönlich viel Spaß bereitet, andere waren eher Pflichtprogramm. Lassen wirs nochmal Revue passieren.

Mir viel Spaß bereitet, aber relativ wenig Resonanz fand meine Besprechung des Johnny-Cash-Films „Walk the Line“. Obwohl ich dort echt dick aufgetragen habe. Mein Beitrag über den Karikaturen-Streit „Schluss mit lustig“ stieß auf große Zustimmung. Der Artikel über den israelischen Comic-Zeichner Amitai Sandy, der als Antwort auf den Teheraner Holocaust-Cartoon-Wettbewerb einen israelischen Karikaturen-Wettbewerb um den antisemitischsten Cartoon ausgerufen hatte, wurde kaum rezipiert, obwohl das Thema sehr präsent war medial und ich der erste war, der die Geschichte gemacht hat. Schließlich war Amitai einer der Illustratoren unserer Israel-Sonderausgabe 2004 und wir haben einige Zeit mit ihm verbracht. Da hatte ich mit mehr gerechnet.

Ebenfalls für nur wenig Aufsehen sorgte mein Interview mit Willi „Ente“ Lippens, obwohl das doch eigentlich ein echtes Schmankerl im Vorfeld der WM war. Umso mehr wurde mein großartiges Interview mit Martin Rooney, dem vermeintlichen Onkel von Wayne Rooney, zur Kenntnis genommen. Ein echter Scoop - dachte ich zuerst. Doch da war auch ich in die Falle getappt, die der sympathische Engländer mit seinem ihm eigenen Humor ausgelegt hatte. Das Interview war super, nur die Verwandtschaftsverhältnisse stimmten nicht so ganz. Doch wir haben in der Jungle das Beste draus gemacht. Wir gewannen Martin Rooney, der nämlich ein wirklich intelligenter und gewitzter Typ ist, in der Folge mehrere Wochen lang eine exklusive Kolumne für uns zu verfassen, „Unkle Rooney’s Welt“, die wie ich finde ziemlich gut war!

Viel zu wenig Beachtung fand dagegen mein Interview mit Ralph Giordano zum KPD-Verbot. So viele Buchstaben wurden rund um dieses Thema Land auf und ab publiziert, dabei war dieses Interview, so denke ich, wohl einer der interessantesten Beiträge dazu.

Dann waren wir ja mit der ganzen Jungle-Crew in Holland, was wie immer ein tolles Erlebnis war, aus dem Ausland eine Ausgabe zu produzieren. Das hat viel Spaß gemacht, auch nett mein Treffen mit dem Kraaker in Amsterdam. Und schön war es, festzustellen, dass mein Niederländisch sogar zum Übersetzen von Artikeln reichte. Außerdem war es mein einziger Urlaub… Aber natürlich war unsere Holland-Ausgabe nicht ganz so umjubelt, wie unsere Israel-Ausgabe 2004, aber das war ja klar.

Mal ganz was andres – für mich - war die Reportage vom Streik bei CNH in Spandau. Normalerweise hab ichs ja nicht so mit Arbeitskämpfen und Proletarier-Romantik und Gewerkschafts-Larifari. Aber das war wirklich interessant und hat echt Spaß gemacht. Auch, weil Reportagen eben doch das schönste und edelste Genre sind, ich aber viel zu selten dazu komme.

Rund um den Libanon-Krieg wurde ja viel diskutiert. Das haben wir nicht nur in der Zeitung getan, sondern auch bei dieser interessanten Veranstaltung, die ich moderieren durfte/musste… wie auch immer.

Gar nicht lustig fanden Viele meinen Beitrag, in dem ich forderte, wenn die Bundeswehr schon in den Libanon geht, dann soll sie auch den Kampf mit der Hizbollah aufnehmen und nicht „neutral“ auf dem Meer herumschippern. Da gab es manch bösen Kommentar im Netz, wohl auch, weil ich es drauf angelegt hatte, und extra ein paar Catchwörter wie „Schlussstrich“ „deutsche Normalität“ „den Kopf hinhalten!“ eingestreut hatte, damit der Beitrag auch ja Beachtung findet. Das war mir wichtig, denn wenn es soweit kommt, dass deutsche und antideutsche Linke den Holocaust dazu instrumentalisieren, dass sich Deutschland NICHT klar gegen den Jihadismus positionieren muss, dann läuft da etwas schief.

Achja, und dann gab es ja auch noch die WM. Und die Jungle World mischte sich munter in der Fahnen-Nationalismus-Debatte ein. Auch das gab viel Aufregung, allerdings nicht wegen meiner Beiträge. Obwohl mein Kommentar zu der Bedeutung der Fahnen in Ostdeutschland doch eigentlich ganz hübsch war.

Viele persönliche Reaktionen von Freunden und Bekannten – völlig überraschenderweise lauter positive - erhielt ich zu meiner Glosse „Sweet Home Antifa“ im Rahmen unserer schönen Serie zur Familien-Debatte „Happy Familiy“. Erst wollte ich das unter Pseudonym machen, aber dann dachte ich, ach scheißegal. Auch mein eher aus dem Ärmel geschüttelter Artikel „Nie wieder Antifaschismus“ fand einigen Zuspruch. Obwohl ich mit Aussagen wie „Nicht jeder KZ-Wächter war ein Nationalsozialist“ eigentlich ordentlich Zunder gelegt hatte. Aber vielleicht habe ich auch einfach mal richtig gelegen mit einer These… :-)

Zweimal war ich dieses Jahr in Dresden, wo ich als Podiumsteilnehmer einmal über „Nationalsozialismus heute“ und einmal über Rassismus diskutierte. Das war ganz witzig, weil man im tiefen Osten, fern der Jungle-Leserschaft ziemlich leicht mit nur halbwegs steilen Thesen Leben in die Bude bringen kann.

Just Fun war mein Beitrag zur eher launischen Disko-Serie über Punk. Aber so was muss ja auch mal sein. Mein Interview mit Mitchell Cohen vom New Yorker Magazin Dissent wurde leider kaum zur Kenntnis genommen, obwohl der Mensch viele interessante Dinge zu sagen hatte, und als „left hawk“ in den USA eine sehr spezielle Rolle einnimmt. Gleich zwei Interviews machte ich mit Pro Asyl zu Flüchtlingen, Migration und Rassismus, aber, zugegeben, bahnbrechende neue Erkenntnisse gab es da nicht.

Umso mehr Aufregung gab es um die Sache mit der Hamas und der Linkspartei. Da habe ich doch ordentlich Staub aufgewirbelt und ein paar gute Beiträge machen können. War ja auch ein dankbares Thema. Das führte dann zu Verwicklungen mit meinem alten Kollegen Jürgen Elsässer, der mir glatt eine Vendetta unterstellte.

Noch einen kleinen Aufreger produzierte ich mit einem eher mäßigen und nur semi-ambitionierten Disko-Beitrag zur Amok-Debatte, nachdem mir ein anderer Artikel in der Zeitung dazu als zu gefällig erschien. Dabei hatte ich gar keine echte These, sondern eher Fragen und wollte die Debatte einfach noch mal aufmachen, bevor sie mit dem Verweis auf die schlimme soziale Lage der Gesellschaft zur allgemeinen linken Zufriedenheit beendet wird. Nun, das ist zumindest im Ansatz gelungen. Meinen schlechtesten Text, ein fadenscheiniger Kommentar zu Linken und Knästen, hat zum Glück kaum jemand wahrgenommen. Jedenfalls habe ich keine Reaktionen darauf vernommen, obwohl das wirklich eine echt dünne Suppe war.

Natürlich gab es noch jede Menge anderer Dinge, aber das sind die, die erstmal in Erinnerung blieben. So, und was kommt 2007? Also für die kommende Jungle-Ausgabe habe ich mal ein Horoskop für das Jahr ausgearbeitet, das zeigt, warum alles schlechter wird. Das stimmt allerdings nur ALLGEMEIN, weil MEIN Jahr 2007 wird ganz megadufte. Davon dann mehr in zwölf Monaten an dieser Stelle. Auf ein Neues!

Donnerstag, Dezember 28, 2006

Punk sucht Fahrrad
„Ich heiße Svenchi, bin 1,61m groß, hab nen Iro und grüne blaue Augen. Anfangs bin ich immer ein bisschen schüchtern, aber sobald ich jemanden genauer kenne, kann ich sogar ziehmlich frech werden! Ich wohne in Berlin mit meinen 9 Ratten und meiner Hündin.“

Lust, Svenchi kennen zu lernen? Oder lieber Kutte („chronisch depressiv – MetalHead - guter Zuhörer- verständnissvoll – zärtlich - Partygänger – zuverlässig – spontan - hetero ;-) – kompliziert – eigensinnig - im Charakter ziemlich multibel ...also eigentlich alles , was n Mädel nich will.“)?

Dann habe ich hier nen Tipp. Denn auch Punks können einsam sein, auch Freaks suchen Anschluss, auch Grufties wollen kuscheln, auch Skins frieren im Winter. Doch bei der Fisch-sucht-Fahrrad-Single-Party würden sie sicher keine gute Figur machen. Drum gibt es einen echt professionell abgefuckten Chatroom für abgefuckte Singles namens „Abgefuckt liebt dich“. Unter den offenherzig dargelegten Persönlichkeitsmerkmalen wird auch der „Lieblingsalkohol“ notiert. Na da wird doch wohl zusammenfinden, was zusammen gehört. Die Flirtline hat nach Eigenangaben angeblich über 27.000 Mitglieder (52 % männlich, 48 % weiblich) und circa 16.700 Besucher täglich, 7,4 Millionen monatliche Page-Impressions. Wow. Da sieht mans mal wieder: Wer bei „Punk-Single“ nur an einen Tonträger denkt, der kennt offenbar die Welt nicht. Wundert mich nur, dass die alle einen Computer haben. Aber warum auch nicht?

Abgefuckt liebt Dich -Alles Gute gegen das Alleinsein. Nur für echte Indies und solche, die es werden wollen.

Auf diese ausgesprochen unterhaltsame Seite stolperte ich übrigens beim Studium dieses ebenso unterhaltsamen Blogs eines künftigen Amok-Läufers, das ich auch ganz dringend empfehlen möchte. Man siehe und staune!

Wer sich jetzt noch langweilt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Dienstag, Dezember 26, 2006

Gleichwie: Der Spiegel spinnt...
In der Bahn habe ich den aktuellen Spiegel gelesen. Titelgeschichte zum Monotheismus und wie er die Gewalt in die Welt brachte. Eine wilde Zusammenwürfelung antisemitischer Geschichts- und Theologie-Theorien, die uns irgendwie sagen will, dass die Juden in Ägypten KZs unterhalten haben, und dass die Welt gut war, bis die Juden den Monotheismus in der Welt verbreitet haben. Das kann man natürlich nur behaupten, wenn man die anderen Religionen in der übrigen Welt und Menschheitsgeschichte einfach mal beiseite lässt, was der Spiegel-Autor konsequent schafft. Nachdem dann jede Menge Theorien aufgestellt und wieder verworfen werden, beziehungsweise als Spekulation gekennzeichnet, kommt der Beitrag zu dem Schluss: „Gleichwie: 2500 Jahre danach ist der Nahe Osten immer noch ein Pulverfass.” Vor allem das „Gleichwie“ ist eine Offenbarung. Nach dem Motto: Egal, wie es nun wirklich war, und ob das alles, was da vorher in diesem Text steht, irgendwie Hand und Fuß hat, beweist doch allein die Tatsache, dass im Nahen Osten "immer noch" Unfriede herrscht, was hier gesagt werden sollte. Da hätte man den ganzen theologisch-historischen Schmonzes vorher auch weglassen können.

Hannes Stein hat den Artikel schon ordentlich eingetütet. Drum erspar ich mir die Details. Nur noch ein Blick auf die Bebilderung (siehe oben). Zwei Gemälde aus dem 19. Jahrhundert (einmal „jüdischer Angriff auf Jericho“ und einmal „christliche Kreuzritter“), und dazwischen ein Foto dreier islamistischer Selbstmordattentäter-Darsteller. Bildunterzeile: „Religiöse Gewalt“. Die naheliegende Beobachtung, dass GLEICHWIE die Geschichte vor 2500 Jahren nun genau war, zwei dieser Bilder Ereignisse aus Urzeiten zeigen, und eines ein aktuelles Foto ist, gibt dem Spiegel offenbar nicht zu denken.

Mir schon. Nachdem der Spiegel in den letzten Wochen schon ausgerechnet den Deutschen das Töten beibringen und die Bürger vor dem Angriff der Killerheuschrecken warnen wollte, kriege ich langsam Angst vor der Entwicklung des „Deutschen Nachrichten-Magazins“. Irgendwann reichts mal, lieber Spiegel. Ich versteh ja, dass man zu Weihnachten mit einem Religionsthema aufmachen will. Aber wenn man nur einen Autoren hat, der vor allem ein Buch, das er grade gelesen hat, zitiert und dies dann Telegrammartig zusammenschustert, dann hat das mit seriösem Journalismus wirklich nichts zu tun… Ich sag einfach mal, ganz naiv empört: Pfui!

Sonntag, Dezember 24, 2006

Testbild
Pausenzeichen wegen dem X-Mas


Copyright by Daddy

Montag, Dezember 18, 2006

Diese Studentinnen…
und Studenten wollen ja heute gerne Studierende genannt werden. Das würde aber beinhalten, dass sie auch STUDIEREN, also einer entsprechenden Tätigkeit nachgehen. Daran habe ich allerdings gewisse Zweifel, wenn ich mir anschaue, womit sich die lieben Studentinnen und Studenten so ihre Zeit vertreiben…


Hundeputzen

Nackt Achterbahn fahren

Schreien

Kanalschwimmen

Keksburgbauen

Dauerrutschen

Bücherdomino

Papierbrückenbauen

34stündige Diskussionen führen

Tag-und-Nacht-Vorlesungen

Endlos trommeln

Burgeressen

Zauberwürfeldrehen

Sektkorkenknallen

Irre Primzahlen ausdenken

Hufeisenbiegen

Und dann chatten diese STUDIERENDEN noch ungestört von jeglichen datenschutzrechtlichen Bedenken tage- und nächtelang hier herum... Das Internet machts möglich: "Finde heraus, was für Leute in Deinen Lehrveranstaltungen sitzen!" Man könnte ja auch einfach mal HINGEHEN zu der Lehrveranstaltung. Dann würde man das schon sehen. Wenn man nur zwischen Nackt-Achterbahnfahren und Keksburgenbauen noch Zeit fände... Aber was red ich da... Geht mich ja nix mehr an. :-D

Freitag, Dezember 15, 2006

Stimmung!
Und dann wünsche ich noch Frohes Fest!

Donnerstag, Dezember 14, 2006

Und dann das hier...


Mittwoch, Dezember 13, 2006

Teheran goes Berlin
Nachdem im Iran eine wissenschaftliche Auseinandersetzung zur Frage, ob es den Holocaust nun gab oder nicht, stattgefunden hat (das Abstimmungsergebnis steht noch aus), eröffnet die iranische Botschaft in Deutschland am kommenden Samstag in Berlin eine Konferenz zum Thema Mohammed - zusammen mit den Kameraden vom Muslim-Markt. Das ganze findet in Berlin in der Urania („das erste Science Center der Welt“) statt…

Dazu ein Artikel aus der heute erschienenen Jungle World :

Beim Barte des Propheten
Renommierte Wissenschaftler, bekannte Islamisten und Vertreter der iranischen Botschaft treffen sich am Samstag zu einem Symposium in der Berliner Urania.
Von Udo Wolter

„Kultur“ ist, zumal in Deutschland, das Zauberwort, mit dem sich fast jede Art von Ideologie und Propaganda an den Mann beziehungsweise an die Frau bringen lässt. Besonders gut gelingt das, wenn das K-Wort in einem Bouquet zusammen mit den Begriffen „Dialog“ und „Islam“ präsentiert wird.

Das weiß man auch in der Kulturabteilung der Botschaft des iranischen Islamistenregimes in Berlin. Der dort beschäftigte Kulturrat Homayoun Hemmati hat die Ehre, am kommenden Samstag in der Berliner Urania ein „Symposium zum Jahr des Propheten Muhammed“ unter dem Titel „Der Prophet Muhammed – Sein Verhalten, sein Charakter“ zu eröffnen. Ganz zufällig findet die Veranstaltung nur wenige Tage nach einem vom iranischen Präsidenten und notorischen Holocaust-Leugner Mahmoud Ahmadinejad initiierten Spektakel, der so genannten Holocaust-Konferenz in Teheran, statt.

Dort geben sich in diesen Tagen Negationisten aus aller Herren Länder ein Stelldichein, um nach dem Programm des veranstaltenden „Institute for Political and International Studies“ Themen wie „Holocaust: Western Media & Propagandas“, „Gas Chambers: Denial or Confirmation“ und vor allem „Holocaust and Carnage of Palestinians“ zu erörtern.

Als Kontaktperson der Kulturabteilung der iranischen Botschaft für das Symposium in der Urania fungiert Yakup Kilic, der unter anderem als Moderator auf der Berliner Demonstration gegen die in Dänemark erschienenen Karikaturen des Propheten Mohammed in Erscheinung trat. Im Jahr 2005 war er Hauptredner der Berliner Islamistendemonstration zum Al-Quds-Tag, dem von Ayatollah Khomeini ins Leben gerufenen anti-israelischen Kampftag des iranischen Regimes.

Aber auch die Liste der Referenten verdient Beachtung. Auf einem Podium sitzen soll eine islamische Theologin und „Referentin für den interreligiösen Dialog“, Hamideh Mohagheghi. Sie ist nicht nur, wie im Programm angegeben, Gründungsmitglied des islamischen Frauenvereins HUDA, sondern auch Vorsitzende der von der Bundeszentrale für politische Bildung mitgegründeten und finanzierten Muslimischen Akademie.

Die Bundeszentrale hielt am Montag in Berlin in explizitem Widerspruch zur Teheraner Konferenz der Holocaustleugner eine eigene prominent besetzte Konferenz zum Thema „Der Holocaust im Transnationalen Gedächtnis“ ab. Ob dort bekannt ist, dass die Vorsitzende einer von ihr geförderten Institution auch bei Veranstaltungen der Kulturabteilung der Botschaft jenes Staats mitmischt, der die negationistische Konferenz in Teheran ausrichtet?

Mit Yavuz Özoguz wird ein weiterer prominenter Teilnehmer der Berliner Al-Quds-Demonstrationen bei der Veranstaltung in der Urania anwesend sein. Er ist vor allem als Betreiber des islamistischen Internet-Portals „Muslim-Markt“ zu zweifelhaftem Ruhm gelangt, was aber auf dem Flyer der Veranstaltung nicht erwähnt wird. Dort firmiert er als Vorsitzender des Vereins „Islamischer Weg e.V.“ – ebenfalls für seine Beteiligung bei der Organisation der Demonstrationen zum Al-Quds-Tag bekannt – und „Gründer der internetbasierten ‚Enzyklopädie des Islam’“. Das klingt ja auch viel besser als „Muslim-Markt“, schließlich möchte Özoguz über ein so erhabenes Thema wie „Faszination Muhammed – Mensch des Ideals und idealer Mensch“ referieren.

Der „Muslim-Markt“ bietet in seinem Newsletter übrigens auch „Islamischen Tourismus“ einer Orient-Okzident-Gesellschaft für Kulturaustausch GmbH mit Sitz in Berlin an. Beworben werden etwa eine „spirituelle Pilgerreise nach Maschad und Ghom“ oder eine „politische Reise nach Iran“ mit hochoffiziellen Treffen und Besuchen staatlicher Gedenkstätten für Khomeini und andere Größen der islamistischen Diktatur.

Der Geschäftsführer der Orient-Okzident Gesellschaft ist Bahman Berenjian, der wiederum für eine besondere Form des Kulturaustausches steht. Nach Auskunft des Verfassungsschutzes im Prozess gegen die Drahtzieher des Attentats auf kurdisch-iranische Oppositionelle in der Berliner Gaststätte „Mykonos“ im Jahr 1992 war das langjährige Führungsmitglied des regimetreuen Islamischen Studentenvereins U.I.S.A in den neunziger Jahren auch Mitarbeiter des iranischen Geheimdienstes Vevak und enger Kontaktmann von Kazem Darabi, der als Anführer der Attentäter gilt und 1997 wegen vierfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Das Terrorteam um Darabi soll bei der Vorbereitung eines früheren tödlichen Überfalls auf oppositionelle iranische Studenten in einem Mainzer Studentenheim gar zeitweise in einem Haus untergekommen sein, das Berenjian gehörte.

Die geplante Veranstaltung wäre keine runde Sache, würden nicht noch ein paar nichtmuslimische Theologen (gern auch Theologinnen), vor allem aber deutsche Islamwissenschaftler dem Ganzen das richtige Flair von Dialog und Multi-Kulti verpassen. So lud man den renommierten Professor für Islamwissenschaft des nicht-arabischen Raumes an der Humboldt-Universität zu Berlin, Peter Heine, aufs Podium. Der wackere Professor, der nicht davor zurückschreckte, dem „Muslim-Markt“ von Özoguz im August ein Interview zu gewähren, scheint offenbar auch keine Bedenken zu haben, sich für eine Veranstaltung zur Verfügung zu stellen, die vor allem der iranischen Staatspropaganda dienen dürfte.

Kurz: Ein renommierter Professor der Humboldt-Universität und die Vorsitzende einer von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderten Institution des islamisch-deutschen Kulturaustausches setzen sich mit einem Menschen auf ein Podium, der Werbung für die Reisegeschäfte eines zumindest ehemaligen Agenten der islamischen Republik macht, welcher in den achtziger und neunziger Jahren tief in den damaligen Staatsterror gegen die iranische Auslandsopposition verstrickt war. Ein schöner Kulturaustausch!

Der Direktor der Urania, Ulrich Bleyer, bekannte im Gespräch mit der Jungle World freimütig sein Unbehagen angesichts der Teilnehmer und Organisatoren des Symposiums zu Ehren Mohammeds. Nur habe man leider keine Handhabe, die Räumlichkeiten bestimmten Anmietern zu verweigern, solange diese keine eindeutig rechtswidrigen Inhalte verbreiteten.


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Wer noch hingehen möchte zu der Konferenz: 16. Dezember, 10.30 – 18.30 Uhr, in der Urania, An der Urania 17, 10787 Berlin, viel Spaß!

Dienstag, Dezember 12, 2006

Oase der Freiheit
Zum Kringeln ist der Auftritt eines deutschen Nazi-Hippies bei der Holocaust-Leugner-Konferenz in Teheran, der sich dort als „Freiheitsaktivist“ präsentiert. Es ist Peter Töpfer, ein bekannter Nazi-Querfront-Aktivist aus Berlin. Er schwärmt davon, „frei atmen, frei reden und die Farben der Welt genießen“ zu können. Und das kann er in Deutschland offenbar nicht:

„Aber seltsam, heute stehe ich hier und versuche mir Gehör jenseits des Landes zu verschaffen, in dem ich lebe; versuche ich, aus dem Ausland auf jenes Land einzuwirken, das sich als nur scheinbar demokratisch und frei herausgestellt hat. (…) Und natürlich ist es wieder richtig, sich anderswo Gehör zu verschaffen und ein Forum im Ausland zu benutzen, wenn im eigenen Land keine Meinungsfreiheit besteht. Es kommt mir so vor, als springe die Meinungsfreiheit von Insel zu Insel, als benötige sie immer eine Oase, wo sie sich ausruhen und sein kann. Im Grunde ist sie immer auf der Flucht. Aber immerhin gibt es sie überhaupt.“

Diese Oase der Meinungsfreiheit ist also der Iran. Das sind mal Erkenntnisse! Ist das noch Comedy oder schon Teil des wissenschaftlichen Programms der Konferenz? Ich hoffe doch, Töpfer zieht die Konsequenzen und in den Iran. Die ganze Rede findet sich hier. Extrem lustig, aber Achtung, Link geht auf Nazi-Seite.

Sonntag, Dezember 10, 2006

Pöbeln
Diese Jugendlichen an den Bushaltestellen, werden doch immer frecher... diese scheiß Wixer!
Da krieg ich sooon Hals. Die Polizei empfiehlt: Mal richtig durchbummsen...

Und Tschüss…
Gestern – ich glaub zum ersten Mal – von einer Party geflogen. Also es ging nicht um mich, sondern um die Anwesenheit des geschätzten Herrn Torsun, mit dem ich unterwegs war. Wir waren auf einer Soli-Party auf einem Schiff in Friedrichshain, veranstaltet von so einem „Antifa-Bündnis Südost“, entrichteten brav unseren Solidaritäts-Eintrittsobolus, und fanden uns im Kreise zahlreicher netter Bekannter wieder, die meisten aus irgendwelchen Antifa-Grüppchen, für die Torsun fast alle schon Konzerte gegeben hat.

Doch irgendwelche Pfeifen aus Weißensee, oder wer immer das war, meinten, ausgerechnet der liebe Torsun müsse gehen, er sei ein Sexist, weil er die Bahamas „supporte“. (Muss man das verstehen???) Dass Bahamas-Redakteure von Partys ausgeschlossen werden sollten, hatte ich schon gehört, dass nun auch Leser und „Supporter“ ins Visier der Gesinnungspolizei geraten, war mir neu.

Sie wollten uns schon hinausbefördern. Aber die Party war eh schlecht, die Deppen waren jung, sie hätten uns auch - DAS hätte ich verstanden - wegen Überschreitens der Altersgrenze von der Party rauskomplimentieren können, also haben wir es nicht darauf ankommen lassen, und sind mit unserem Trüppchen ins Rosi’s, wo es keinerlei linken Anspruch gab, da waren lauter sehr nette Leute, es wurde getanzt und die Stimmung war harmonisch, freundlich, entspannt und bei weitem nicht so mackerhaft wie bei diesen coolen Aggro-Antifa-Jungs auf ihrer Macker-HipHop-Party.

Mittwoch, Dezember 06, 2006

Vendetta oder Verschwörung?
Darüber streiten sich die Gespenster, äh Geister. Jürgen Elsässer meint, ich führe eine „kleine Vendetta“ gegen ihn. Die junge Welt sieht dagegen dunkle Mächte am Werk. Das begann wohl, so erklärt man dort, mit dem Spiegel, der „das große Halali eröffnete“, dann „eröffneten die Heckenschützen erneut das Feuer“ auf die flüchtenden Nationalbolschewisten. Doch wegen „ihrer Schwäche“ konnten diese nicht näher bezeichneten Kräfte (wahrscheinlich ich und mein Mossad) ihre „Attacken“ nur noch in dem „Szene-Organ Jungle World“ ausüben. So weit ein gewisser Markus Bernhardt. Da sieht man es mal wieder: Leg dich nie mit Verschwörungstheoretikern an, sonst bist du gleich selbst Teil der Verschwörung…

Na gut, lassen wir den irren Verschwörungs-Dünnpfiff aus der Kanalisation mal beiseite und beschäftigen uns lieber mit Jürgen Elsässers „Vendetta“-Theorie. Das klingt doch viel interessanter!

Eine solche sizilianische Blutrache soll ich also angeblich gegen Jürgen Elsässer hegen. Das kann man auf diesem neuen Blog aus dem Space des Neuen Deutschlands erfahren, oder auch in vollem Wortlaut hier.

Hmm… Zugegeben, ich bin ein großer Sizilien-Fan. Aber Blutrache? Eigentlich gar nicht mein Ding. Ich bin ein extrem wenig nachtragender Mensch, schon allein weil ich so vergesslich bin - und noch dazu Rheinländer. Um bei mir Rachegelüste zu wecken, müsste da schon eine sehr große persönliche Enttäuschung im Spiel sein. Das kann ich hinsichtlich Jürgen Elsässer nicht sagen. Ich habe nie persönlich Streit mit ihm gehabt, in den schweren Stunden des Putsches bei der jungen Welt 1997 hat er sich politisch wie menschlich absolut korrekt und angenehm verhalten und war auf der richtigen Seite. Ich habe ihn immer für einen schrägen Vogel gehalten, aber ich mag schräge Vögel. Ich habe mit ihm auch damals politisch immer über Kreuz gelegen, aber das stets als fruchtbar erlebt. Nur irgendwann ist einfach mal Schluss mit persönlicher Rücksichtnahme, wenn es politisch dermaßen crazy und gefährlich wird, wie derzeit bei Jürgen Elsässer. Es ist eine rein politische Auseinandersetzung, von einer Vendetta nicht die Spur, und Blutfließen soll da bitte auch nicht. Selbst, dass Jürgen Elsässer wegen meines Artikels offenbar Ärger bei seinem Arbeitgeber der Linksfraktion bekam, weshalb er diese Stellungnahme abgab, war, ich schwöre, nicht beabsichtigt und tut mir leid. Denn das Problem in der Linksfraktion heißt ja nicht Elsässer, sondern Lafontaine und Maurer und Dehm, und die brauchen keinen Ärger zu fürchten, weil die Linkspartei die wirklich anstehenden politischen Debatten gar nicht führt, weil sie weiß, dass ihr sonst der Laden um die Ohren fliegt.

Man kann mir vorhalten, den Clinch von 1997 bei der jungen Welt etwas überzubewerten. Möglich. Ich habe damals 14 Nächte auf einer Iso-Matte auf dem Fußboden in der Redaktion geschlafen. Da bleibt vielleicht was zurück. Aber Vendetta… Selbst die politische publizistische Auseinandersetzung mit Werner Pirker, der damals zur Gegenseite gehörte, hat nichts mit einer Vendetta zu tun. Den Kerl konnte ich schon damals nicht leiden, weswegen ich auch nicht persönlich enttäuscht werden konnte.

Elsässer legt in seiner Stellungnahme vor allem Wert darauf, dass er nicht gewusst habe, dass es sich bei Le Choc du mois um ein Fascho-Blatt handelte, als er ihm ein Interview gewährte. „Erschlichen“ habe sich das Blatt das Interview. Mag sein. Keine Ahnung. Kann ja passieren, dass man mal ausgetrickst wird. Ich will ihm das gerne zugestehen. Ich habe ja auch nur geschrieben, dass sein Interview dort neben einem Interview mit Le Pen erschien. Ich denke allerdings, dass Elsässer sich deshalb „austricksen“ ließ, weil ihm die Parameter für eine Bewertung der Zeitung als Nazi-Blatt fehlen. Im Grunde wird dort ein antizionistischer, antiamerikanischer, verschwörungstheoretischer Antiimperialismus vertreten, wie es Elsässer auch tut. Da es sich beim Herausgeber und Chefredakteur um ausgemachte Faschisten handelt, sollte Elsässer vielleicht eher darüber nachdenken, wieso die inhaltliche Schnittmenge zwischen ihm und denen so enorm ist, als darüber, wie es passieren konnte, dass man ihn austrickste.

Auch die Schweizer Zeitschrift Zeit-Fragen, die seine Texte veröffentlicht und mit der er zusammen Lesereisen organisiert, sei “kein rechtes und schon gar kein rechtsradikales Blatt”. Dass sie mit der offiziell aufgelösten rechten Politsekte „Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis“ in Zusammenhang stehen soll, erwähnt er nicht, aber gut, dass kann ich nun auch nicht beweisen. Aber geschenkt. Ich bin kein Antifa-Recherche-Fritze, mir geht es um Inhalte. Bezeichnend ist Elsässers Rechtfertigung: „Rechtsradikale und rechte Autoren gibt es in diesem Blatt ebenso wenig wie rechtsradikale oder rechte Themen, wie sich unschwer im Archiv auf www.zeit-fragen.ch ersehen lässt.“ Tatsächlich zeigt ein Blick in dieses Archiv, um was für ein aggressiv antiisraelisches Produkt es sich da handelt. Ersehen ist eben nicht das selbe wie erkennen.

Nun ja. Der Krampf geht weiter. Heute, Mittwoch, kündigte die junge Welt an, dass morgen, also am Donnerstag, ein Briefwechsel zwischen Elsässer und Petra Pau in der Zeitung erscheinen sollte und - darauf warte ich besonders gespannt - eine Stellungnahme der Kommunistischen Plattform. In der gerade online erschienenen Donnerstagsausgabe finde ich allerdings nichts dergleichen. Was ist passiert? Hat die Verschwörung des zionistischen Medienkartells nun sogar die junge Welt erfasst? Nein, nein, das kommt sicher alles noch, beruhigen mich gerade meine Hintermänner mit ihrem gewohnt angenehm schnurrenden hebräischen Akzent...

Dienstag, Dezember 05, 2006

Im Dreyeckland
Wenn man mich so mit nem Bier in der Hand auf ner Party Reden schwingen hört, oder wenn ich was ernsthaft vorlese, würde man es nicht vermuten: Aber so ein richtig guter Redner bin ich wohl nicht. Meistens stelle bei Interviews ja auch ich die Fragen. Aber da es nu eh schon über den Äther ging, könnt Ihrs meinetwegen auch hören… (6,46 Minuten, also 3,46 Minuten zu lang für einen guten Punkrocksong)

Downloaden kann ich auch nicht gut, drum hier einfach der Link:

Audioportal Freier Radios

Montag, Dezember 04, 2006

Halleluja Berlin!
Sorry. Ich komm grad zu nix Vernüftigem. Drum als kleiner Zeitvertreib, eine große Hymne auf Berlin - und vor allem seine Vorhölle.



Tipp by Angela