Dienstag, Januar 30, 2007

TELAVIVO
Polen ist ja in etwa so wie Neukölln ohne Türken. Aber mit was um G*ttes W*llen kann man Israel vergleichen? Mit dieser völlig irrelevanten Frage beschäftige ich mich diese Woche in der Jungle World. Hier die Kolumne:


Ein bisschen Italien, ein bisschen DDR
Wie ist Israel denn so? Toll! Ja, aber wie? Was sagt man da? Ein bisschen wie Italien. Ja. Das mediterrane Klima, die mediterrane Atmosphäre. Das Verhalten im Straßenverkehr, die Handy-Manie. Die schönen Frauen, die schönen Männer. Mit einem Auge für Stil. Guter Wein. Die unstete „Parteienlandschaft“. Die Leidenschaft für laute Diskussionen, die spontane, sich per Telefon dirigierende Verabredungskultur („Wo steckst du? Wir sind jetzt hier, ich ruf dich noch mal an, wenn wir dort sind.“), eine gewisse Unzuverlässigkeit - und die charmante Ruppigkeit: Zwar sind Italiener Weltmeister im Sich-Bedanken und im Sich-Entschuldigen, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie es auch so meinen. Trotz aller Höflichkeitsformeln drängeln sie sich in der Schlange vor, schuppsen sich in den Bus hinein, schneiden dir den Weg ab, müssen an der Ampel der Erste sein. Höflichkeitsfloskeln kennen die Israelis hingegen nicht, aber auch das heißt nicht, dass sie es so meinen. Sie drängeln, schuppsen und schimpfen genau wie die Italiener, in Wirklichkeit sind aber Italiener wie Israelis unglaublich freundliche, zuvorkommende und hilfsbereite Menschen.

Ein bisschen ist Israel natürlich auch wie die USA (Multikulti, Debattenkultur, Hippies, Amerikaner) und etwas Orient (Falafel, Araber, kaum Schweinefleisch). Dazu eine Prise Old Europe (Bildung, Literatur, Kunst, Sexshops), Afrika (Wüste), Holland (Pragmatismus, Erfindungseifer) und ein wenig Japan (Technologie, bevorzugte Automarken).

Tja und dann ist Israel auch ein bisschen wie die DDR. Ja, wirklich. Und damit meine ich nicht nur die Kibbuz-Kollektive, die Produktionsgenossenschaften, die ganze quasi-sozialistische Gründungszeit. Beide Staaten sind etwa zur gleichen Zeit entstanden, was man ihnen ansieht, bzw. sah, und haben eine Generation von Pionieren hervorgebracht, die eine besondere Stellung im Staat und in der Gesellschaft einnehmen. Der Pioniergeist ist überall spürbar. Natürlich vor ganz anderen politischen Ausgangsbedingungen, und dennoch: Eine unsouverän wirkende permanente nationale oder politische Selbstvergewisserung. Und: Überall Russen! Die Architektur ist verwandt. Bauhaus stammt aus Weimar und Dessau. Die Bausubstanz vieler Wohnhäuser ist marode. Das Militär nimmt eine wichtige Rolle in der Gesellschaft ein, ist überall präsent. Die Springbrunnen sehen fast alle aus wie der am Alexanderplatz. Die ausgiebigen Grenzkontrollen, Bürokratie. Die Frauen sind selbstbewusst, was in der DDR durch ihre ökonomische Selbstständigkeit, in Israel vermutlich durch ihre Militärzeit begründet war bzw. ist.

Sicher, in noch viel mehr Punkten ist Israel ganz anders als Italien oder die DDR. Aber wer weiß, hätte die DDR am Mittelmeer gelegen und wäre von Israelis bewohnt und regiert worden… Ach, völliger Unsinn, sagen Sie? Das ist doch alles an den Haaren herbeigezogen? Das kann man auch anhand hundert anderer Staaten irgendwie konstruieren? Möglich. Gut möglich. Wahrscheinlich sogar. Vielleicht ist Israel eben doch nicht vergleichbar. Nein, ganz sicher nicht. Schon deshalb: Es ist voller Juden. Und das ist auch gut so.

Montag, Januar 29, 2007

Just Shopping
Gerade komme ich aus dem Paradies von Givataym, dem örtlichen Einkaufscenter. Eigentlich brauche ich SEHR dringend einen dünnen Pulli oder ein Sweatshirt, so was in der Art. Stattdessen besitze ich nun die ich weiß nicht wievielte Übergangsjacke. (Drei habe ich sogar dabei, jetzt sinds vier...) Nun ja, zum einen war sie spottbillig und zum anderen waren die beiden Verkäuferinnen wirklich überzeugend. Sie sprachen zwar praktisch kein Englisch und haben überhaupt nicht viel gesagt, aber die, die Israel kennen, wissen, was ich meine. In einem anderen Laden erwarb ich dann ein völlig überflüssiges öde-blaues T-Shirt, nach dem sechsten Shop kam ich langsam zur Besinnung. Bei einem portugiesischen (!) Fastfood-Imbiss habe ich dann ohne scheiß richtig lecker gegessen - und das, wo es in Portugal doch quasi überhaupt kein Fastfood, keine Imbisse oder so gibt. Dann gibt es in dem übrigens auch sehr schönen Center auch einen Laden mit lauter Massagesesseln und Wackelbetten und son völlig verrücktes Zeugs. Elektrische Möbel halt mit Fernbedienung. Jetzt denke ich die ganze Zeit, da hätte ich mal reingehen und alles gründlich ausprobieren sollen, auch wenn ich wirklich nicht die leisesten Kaufabsichten diesbezüglich hege. Aber ich finde diese Möbel/Apparate wirklich richtig witzig, und hatte noch die Ehre. Naja nächstes Mal dann, wenn ich es noch mal mit dem Pulli versuche.

- Nein, nein, keine Sorge, ich mache auch sinnvolle Dinge, so mit Kultur und Politik und Sonne und Drusen und Architektur und Templer, und den gefährlichsten Teil meiner Reise habe ich auch schon hinter mich gebracht, davon dann ein andermal vielleicht mehr… netajel kzat?

Dienstag, Januar 23, 2007

Statt einer Ansichtskarte

Lieber Torsun,
leider konnte ich nicht an Deinem großartigen Limerick-Battle teilnehmen. Ich melde mich also außer Konkurrenz zu Wort, dafür mit einem Knaller. Denn es war so: Ich flaniere so genüsslich den Dizengoff-Boulevard in Tel Aviv entlang, und was seh ich?! Da steht doch tatsächlich ein Denkmal für Dich. Ohne Scheiß! „Zu Ehren des großen Säufers und Schämers, des vorbildlichen Bohemiens, des populären Elektropunkers, Musikstars und aufrichtigen Freund Israels: Torsun“.

Und das zu Lebzeiten! Respekt, Alter, Respekt! Schade, dass ich auf meinem Laptop hier grade nicht das Originalfoto habe, nach dessen Vorlage die Statue ganz offensichtlich angefertigt wurde, aber ich denke, wir haben alle das Bild in etwa vor Augen. Sogar an das Fähnchen haben sie gedacht. Mann, ich bin echt platt!

Hoffe es geht Dir gut, und genieße Deinen Ruhm!
Herzliche Grüße aus dem wunderschönen, sonnenüberfluteten Tel Aviv,
Dein Ivo


Ein Elektropunkstar aus Berlin
war berühmter noch als es uns schien.
In Israel steht,
kommt her, dass ihrs seht,
schon heute ein Denkmal für ihn.


P.S.: Kann mir jemand erklären, weshalb die gleiche Zugfahrt von Haifa nach Tel Aviv drei Schekel teurer ist als von Tel Aviv nach Haifa? Ich bin ratlos.

TELAVIVO
Folgende kleine Kolumne von mir steht morgen in der Jungle World. Dazu hier noch eine Ergänzung…

Multitasking
Vor meinem Abflug hatte ich mir ja ein wenig Sorgen gemacht. „Bring mir bitte Folgendes mit“, hatte mein Gastgeber mir aus Israel nach Berlin gemailt. Dann folgte eine lange Einkaufsliste, die von „Kochschinken“, „Parma- und Serano-Schinken“, über „2 x Honig (wichtig!)“, „Camembert“, bis zu „eine Flasche Maggi“ reichte. Auch einen Stapel HipHop-Platten sollte ich in einem Spezialladen in Berlin besorgen. Eine andere Freundin wollte ein einfaches Hustenmedikament mitgebracht bekommen. Was ist bloß aus Israel geworden, seit ich zum letzten Mal vor knapp drei Jahren dort war, dachte ich. Verarmt, abgebrannt, am Hungertuch nagend?
Nein, es sind eben nur ein paar Dinge billiger und andere erheblich teurer als in Deutschland. Es gibt jedoch so ziemlich alles, und einiges auch im Überfluss. Vor allem Handys und Frisöre. Und Humus natürlich. Humus sowieso. Die Tel Aviver tragen ihr Handy rund um die Uhr bei sich und zwar am Ohr. Ein Arm ist daher immerzu angewinkelt, als ob das die gottgewollte menschliche Haltung sei, alle weiteren Tätigkeiten müssen mit der anderen Hand ausgeübt werden. Das beherrschen die Tel Aviver aber perfekt. Nur wenige behaupten, dass der Militäreinsatz im Libanon deshalb so unbefriedigend verlaufen sei, weil man mit einer Hand eben nicht vernünftig schießen oder Panzer fahren kann. Das ist aber Quatsch. Denn wie sollen die Soldaten sonst ihre Befehle empfangen?

Ob sie über die Straße gehen, am Strand im Café sitzen, im Einkaufscenter shoppen, oder mit dem Auto im Stau stehen – die Tel Aviver sind nie allein. Sie sind mental ganz woanders, pflegen ein ausgiebiges, beileibe nicht auf einen kurzen Informationsaustausch angelegtes Gespräch mit irgendwem, der wahrscheinlich gerade an einer anderen Stelle über die Straße geht, im Café sitzt, einkauft oder im Stau steht.

Als ich allein in der Dizengoff an einer roten Fußgängerampel wartete, stehen mir auf der anderen Straßenseite fünf Leute gegenüber, nebeneinander, jeder den rechten Arm angewinkelt, das Handy am Ohr und offenbar in eine interessante Unterhaltung vertieft. Ich fühlte mich plötzlich sehr allein. Jetzt habe ich eine israelische Telefon-Karte und scheine endlich angekommen zu sein.

Das andere, was es, neben Humus natürlich, im Überfluss gibt, sind Frisöre. In der City Tel Avivs gibt es unzählige. Hier im Weizmann-Kiez im Vorort Givatayim sogar doppelt so viele. Zwei, drei Geschäfte nebeneinander sind keine Seltenheit, auf der anderen Straßenseite ist dann noch eins, und zehn Meter weiter kommen die nächsten. Wenn man abends durch eine dunkle Straße geht und irgendwo brennt ein Licht, kann man darauf wetten, dass es ein Frisör ist. Ich weiß ja immer nicht, wie das mit dem Kapitalismus funktioniert, aber dass es funktioniert, ist ein Wunder. Hier offenbart es sich. Es kann nur eine Erklärung dafür geben: Man kann prima, während man sich die Haare schneiden lässt, telefonieren.

Vermutlich kehren die Tel Aviver oft nur deshalb bei einem Frisör ein, um mal in Ruhe ein wenig mit der Freundin oder dem Kollegen zu plauschen, die bzw. der ganz sicher zur selben Zeit bei einem anderen Frisör sitzt – zu eben jenem Zwecke.

Postskriptum:
Inzwischen sind meine Recherchen weiter gediehen. Die Tel Aviver können auch sehr gut freihändig telefonieren, das Handy zwischen Kinn und Schulter eingeklemmt. In dieser Weise bekam ich zum Beispiel heute ein Falafel zubereitet. Gestern sah ich eine Frau, die wegen eines Gipsbeins an zwei Krücken gefesselt war. Das hinderte sie allerdings nicht daran, beim humpeln mit einklemmten Handy munter herumzutelefonieren. Viele haben auch Freisprechanlagen und telefonieren so etwa beim Motorroller-Fahren. Woher die Israelis diese Leidenschaft haben, ist mir inzwischen auch klar. Sie wird ihnen von früh an anerzogen. Im Bus saß mir gegenüber eine junge Mutter mit ihrem Kleinstkind, offenbar noch keine zehn Worte mächtig. Aber einen Namen konnte das Kind sagen, woraufhin die Mutter sofort ihr Handy zückte und die entsprechende Nummer wählte, um das Telefon dem Kind ans Ohr zu halten.

Foto: Heute am Strand

Samstag, Januar 20, 2007

Diverse Winterwinde
Also offenbar habe ich ja genau den richtigen Zeitpunkt für meine Reise gewählt. Zehn Tote in Deutschland, heißt es, oder 48? Jedenfalls Armageddon total. Mensch Leute, passt mal schön auf, Ihr lebt dort echt gefährlich.
Nur gut, dass ich in Sicherheit bin. Auch die Stromversorgung ist stabil hier. Aber um Euch zu trösten: Nach vier Tagen schönstem Sonnenschein („israeli winter is like european summer“, sagte mir jemand), war es hier heute auch ordentlich windig, und ein bisschen geregnet hat es zudem. Trotzdem bin ich mit dem Rad zum Strand gefahren, wo es dann so richtig stürmisch war. Doch von Panik nichts zu spüren, statt dessen sind die Wasser-Paraglider (ich weiß nicht, wie das heißt) mit ihren Boards am Strand aktiv und nutzen die Gunst der Stunde, dass es hier mal ein paar Wellen gibt.

Ach, diese Stadt ist so schön und so großartig. Tagsüber und auch nachts. Habe jetzt schon einige Clubs und Kneipen abgecheckt und sehr nette Leute getroffen. Sogar mein Niederländisch war bereits gefragt, obwohl mein Gesprächspartner der festen Ansicht war, er rede Westflämisch. Dass ich das beherrsche, war mir neu. Auf Hebräisch kann ich schon: Prost, Ja, Nein, Eins, Zwei und Danke. Reicht erst mal, denke ich.

Gestern war ich mit einem sympathischen linksradikalen Underground-Künstler unterwegs, der auch politisch aktiv ist gegen die Besatzungspolitik in der Westbank. Ich habe ihn irgendwann im Verlauf des Abends gefragt, was er über den vergangenen Krieg im Libanon denke, und er war, wie ich erwartet hatte, strikt dagegen. Man sollte die Hizbollah bekämpfen, meinte er, aber nicht in der Art, wie dieser Krieg geführt wurde. Der sei von Anfang an strategisch falsch aufgezogen gewesen und zu sehr gegen die libanesische Bevölkerung gerichtet, und die Hizbollah, die er hasse, sei nun stärker als zuvor.

Und das ist eine Argumentation, die ich, wenn man das bei einem Glas Tuborg und angesichts einiger very nice girls am Nebentisch so gelassen vorträgt, völlig akzeptieren kann, auch wenn ich sicher vieles anders sehe als der Kollege. Es sind vielleicht auf den ersten Blick nur Nuancen gegenüber links-deutscher Anti-Kriegs-Rhetorik, aber auch der Ton (und vor allem die Motivation!) macht die Musik. Es ist vielleicht der Unterschied ums Ganze, weshalb man hier durchaus auch mit vielen linken Friedensaktivisten oder so, gut auskommen kann. Es muss ja nicht gleich Uri Avnery sein...

Ui, jetzt hat es sich, sehe und höre ich, gerade doch eingeregnet. Genaugenommen gießt es in Strömen und gewittert. Gut, dass ich Zuhause bin, ein paar Bier im Kühlschrank liegen, ich meinen Philip Roth habe, und dass die Klimaanlage funktioniert. Und morgen soll es wieder besser sein, und auf den israelischen Wetterbericht kann man sich erstaunlicherweise (immerhin sind wir hier in einer Küstenstadt) offenbar ziemlich verlassen.

Notiz für mich: Goldstar meiden! Brummschädel!

Mittwoch, Januar 17, 2007

Liebes Reisetagebuch,
das Thema Straßennamen verfolgt mich irgendwie…

Jedenfalls habe ich sehr schnell festgestellt, dass mein toller Plan, mir Straßen- und Ortsnamen zu merken, indem ich ihnen eigene, ähnlich klingende, aber zugänglichere Namen gebe, auf Dauer nicht funktionieren wird. Meine Dimitroffstraße ist eben doch die Dizengoff und der Vorort Rantanplan heißt künftig Ramat Gan. Aus meiner Fishermen-Street wird die Frishmen (bzw. je nach Stadtplan auch Frischmann) Straße usw. usf. Nur die von mir liebevoll Katze Nelson genannte Straße, die heißt wirklich Katzenelson. Da kann ich nix für.

Gut merken kann ich mir die Moses-Brücke, über die ich zu Fuß am besten in die City gelange. Auch wenn das ein bizarrer Brückenname ist. Ich meine, hey, man nennt doch eine Brücke auch nicht Jesus-Brücke. Immerhin sind diese beiden Herren dafür bekannt, dass sie eben KEINE Brücke benutzen mussten. Noch dazu führt die Moses-Brücke - abgesehen von der Autobahn, über die sie auch führt - nur über einen kleinen schäbigen Kanal, der eher einer Abwasser-Rinnsal ist. Ich finde das alles wird Moses nicht gerecht. Oder? Was die sich da nur gedacht haben?

P.S.: Noch eine private Notiz, für jene, die sich Sorgen gemacht haben wegen des Wetters: Braucht Ihr nicht. Man kann sehr wohl im T-Shirt am Strand in der Sonne sitzen, einen Cappuccino trinken und die J’lem Post lesen. Gar kein Problem. :-D

Samstag, Januar 13, 2007

on the road again
so feierabend, ihr freaks, ihr könnt mich alle mal. ich bin weg.
hier noch was für auf die ohren. (hut ab, ol’ doug! you’re great. i love you!)
meld mich dann von der ersten tanke hinter der mexikanischen grenze - oder so ähnlich…



na, heiß geworden? sicher doch.
hier gibts mehr von meinem neuen idol
und hier
und hier
und hier
und hier
und hier
und hier
und hier
und hier
und hier
und hier
und hier usw. usf. einfach bei youtube.com nach DOUG CASS suchen...
so, jetzt habt ihr erstmal zu tun, wa...

Straßenumbenennungen III

Aufbau Ost (wie es wirklich geht)
Abschließend zum Thema. Ob nun Dutschke- oder Kochstraße, Warschauer oder Blaumilch-Brücke, Olympia- oder Nike-Stadion - darüber zerbricht man sich in Berlin die Köpfe. Die Brandenburger sind da viel pragmatischer und setzen die EU-Gelder für die "Euroregion Spreewald" ganz zweckmäßig ein, und zaubern so aus Wegen Straßen, aus Straßen Alleen und aus Alleen Boulevards. Ganz ohne Baulärm und Bürgerentscheid. Respekt!

Freitag, Januar 12, 2007

Straßenumbenennungen II

Kasimir Blaumilch und die Erasmus-Brücke
In Erasmus-Brücke haben wir neulich die Warschauer Brücke in Friedrichshain umbenannt (das ist ja grad in). Weil auf dem Fußweg zwischen U-Bahnhof, S-Bahnhof und dem Simon-Dach-Kiez sich die Erasmus-Studenten nur so über die Schuhe stolpern. Der Kiez ist ja schwer multikulti, nicht wie das öde bikulturelle Kreuzberg…Du gehst hier über die Straßen und alles redet spanisch, italienisch, französisch, englisch, türkisch, baskisch und russisch. Und kein Mensch weit und breit älter als 30. (Außer mir und dem Mann vom Spätverkauf unten.)

Vielleicht aber, das kam mir heute so in den Sinn, muss man die Brücke doch eher in Blaumilch-Brücke umbenennen. Nach dem berühmten Kasimir Blaumilch. Ich glaube, das wäre angebracht. Die Warschauer Brücke besteht ja schließlich nicht nur aus dem Global-Village-Weltbürgersteig, sondern auch aus einer Fahrbahn, also eigentlich vieren. Also, wo fangen wir an mit der Geschichte…

Vielleicht so: Einerseits ist die Warschauer Brücke nicht nur eine Brücke, sondern auch die wichtigste Durchfahrtsstraße zwischen Ost- und Westberlin, zwischen den immerhin extra fusionierten Bezirken Kreuzberg und Friedrichshain. Andererseits die längste Dauerbaustelle der Stadt. Das ging 1995, also vor zwölf Jahren (!), los. Zwei lange Jahre lang hat man die Brücke komplett saniert, alles neu machen und so, den DDR-Pfusch beseitigen, alles wird ganz toll, Pipapo, ständig war nur ein Fahrstreifen geöffnet, ununterbrochen wurde gebohrt, gehämmert, asphaltiert. Dann war sie irgendwann endlichendlich fertig. Aber nein, noch nicht so ganz. Denn da fiel den Verantwortlichen auf, dass sie bei all dem Gegrabe und Gewerkel über die zwei Jahre hinweg doch glatt vergessen hatten, die Straßenbahnschienen einzubauen. Okay, also wurde 1999 alles wieder aufgerissen, die gesamte Fahrbahn, und in einem ewig langen, offenbar komplizierten Verfahren nachträglich Straßenbahnschienen verlegt, damit die Straßenbahn eine (!) Station weiter fahren kann. Bis nach Kreuzberg rüber, was eigentlich Sinn machen würde, gehen die Gleise natürlich nicht. Viele, viele Monate später lagen endlich die Gleise in ihrem Bett, und der Verkehr wurde wieder auf vier Fahrbahnen eröffnet. Aber der Spaß währte nur kurze Zeit. Denn irgendwie hatte man offenbar gemurkst, und der Asphalt begann überall aufzuspringen. Ohje! Seit 2003, also seit bald vier Jahren, hat man daher zwei Fahrbahnen wieder gesperrt und repariert seitdem sporadisch am Gleisbett herum. Hier wurde mal was aufgefüllt, da mal was geteert, dort mal was weggehämmert. Seit ein paar Monaten konnten keine Bautätigkeiten mehr festgestellt werden. Kein Bauarbeiter mehr zu sehen, der letzte Kasimir Blaumilch abgetaucht. Ich dachte schon, man ließe die offene Baustelle nun einfach so stehen, aufgegeben, nach dem Motto: scheiß drauf, wir kriegen’s halt nicht hin, wir machen die Fliege, adios, good bye. Vielleicht darf man da jetzt nach so vielen Jahren auch gar nichts mehr dran ändern; die Baustelle steht sicher schon unter Denkmalschutz! Dachte ich.

Aber nein, jetzt gibt es tolle Neuigkeiten. Endlich wird alles gut! Im Sommer (wohl eher ab dem Sommer…) werden - mal ganz was Neues - die Gleise wieder komplett herausgerissen, um anschließend - ja genau - wieder eingebaut zu werden, diesmal in „ein Bett aus Mörtel-Kunstharz“. Wow. Die nächsten fünf Jahre Baustelle sind also schon gesichert.

Ich weiß nicht, ob das eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme des Bezirkes ist oder einfach ein klassischer Schildbürgerstreich, aber vor allem denke ich mir: Was denken die ganzen Erasmus-Studenten wohl, die da Tag für Tag vorbeistiefeln? Was ist es, was sie sich da auf Baskisch oder Catalan zuraunen. Vielleicht: „In was für eine Provinznest bin ich denn da geraten?“ Vermutlich so was. Das ist es auch, was ich täglich denke - und das auf der urbansten Brücke der Stadt mit der geilsten, überwältigendsten metropolitansten Aussicht, da also, wo Berlin eigentlich ausnahmsweise mal kein Dorf ist. Aber das ist wie gesagt bloße Theorie. Und was soll’s: Eines fernen Tages wird man hier gewiss den Blaumilchkanal eröffnen und alle Schmach und Schande wird vergessen sein...

______________
Apropos Bauarbeiter, die nicht arbeiten - und weil bald Karneval ist: Hier gibt’s ein Faschingskostüm „Bauarbeiterin“ zu kaufen, bei dem ein Bikini und eine Sonnenbrille „im Lieferumfang“ enthalten sind, aber NICHT der Helm… Da sag ich doch einfach mal Helau!

Hey, sind denn alle bekloppt? Wie sagt good old Broder: "Ich bin mir sicher, dass ich nicht gaga bin. So bleibt nur die andere Option: Die Anderen sind es. Ich sage das ohne jeden Zweifel und ich kann es in jedem einzelnen Fall belegen." So sieht das aus.

Mittwoch, Januar 10, 2007

Nein, nicht Las Vegas...
Um bezüglich der Gründe und des Ziels meiner Reise keine Unklarheiten aufkommen zu lassen, und Kafkas Parabel offenbar auch nicht alles erklären kann, sehe ich mich zu folgender ergänzenden Bemerkung veranlasst:


"Du, ich muss noch mal zurück, ich glaube,
ich hab da irgendwo mein Bier stehen gelassen..."

Der Aufbruch
Das SAUGEILE an der Reise, die vor mir liegt, auf die ich mich so langsam einstimme, ist, dass es völlig unerheblich ist, ob ich zehn oder 20 Unterhosen einpacke. Es wird so oder so nicht reichen. Als ich das feststellte, hat mich das an Franz Kafkas Parabel „Der Aufbruch“ erinnert. Darin sattelt jemand sein Pferd und wird dabei vom Diener angesprochen:

„Wohin reitest du, Herr?“ „Ich weiß es nicht“, sagte ich, „nur weg von hier, nur
weg von hier. Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen.“ „Du
kennst also dein Ziel“, fragte er. „Ja“, antwortete ich, „ich sagte es doch:
‚Weg-von-hier’, das ist mein Ziel.“

So sieht das aus. Bestimmt fängt hier nächste Woche der Winter an, oder zumindest die mit ihm in dieser Stadt einhergehende Selbstmord-Stimmung, und das hat mir letztes Jahr echt fürs erste gereicht. Ich kam auf Kafka, wie ich sagte, wegen der Unterhosen. Diesbezüglich geht der Dialog in der Parabel wie folgt weiter:

„Du hast keinen Essvorrat mit“, sagte er. „Ich brauche keinen“, sagte ich, „die
Reise ist so lang, dass ich verhungern muss, wenn ich auf dem Weg nichts
bekomme. Kein Essvorrat kann mich retten.“
Habe ich schon mal gesagt, dass Kafka der Größte ist? Jedenfalls sattle ich gerade mein Pferd, den Blick nach vorn gerichtet - und so wird es auf diesem Blog demnächst nur ein paar Eintragungen aus meinem Logbuch geben. Ein Blogbuch sozusagen. Höhö. Beziehungsweise einfach: ein echtes Web-Log. Naja mal sehen… Vielleicht habe ich auch, wenn ich erst mal weg-von-hier bin, gar keine Ambitionen mehr dazu. Denn:

„Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheuere Reise.“

Montag, Januar 08, 2007

Folgenden kleinen Beitrag von mir für die Achse des Guten, sollt Ihr, liebe Gemeinde, auch lesen dürfen. Vielleicht steht Ihr ja vor dem selben Problem:

Straßen sind Schall und Rauch
Warum Rudi Dutschke meine Stimme nicht bekommt

Als Ausländer werde ich selten gefragt - zum Beispiel von wem ich regiert werden möchte. Wenn ich dann doch mal wählen, also meine Stimme abgeben darf, dann bin ich natürlich besonders erfreut. Jetzt ist es mal wieder so weit. Fein! Ein Bürgerentscheid in Berlin-Kreuzberg-Friedrichshain steht an, und ich darf bei der überaus wichtigen Frage mitentscheiden, ob ein Stück Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße umbenannt werden soll.
Das hat mich in schwere Gewissenskonflikte gebracht. Zuerst dachte ich ganz spontan: Was geht mich das an? Der zweite Gedanke war: Straßenumbenennung in Berlin? Das find ich gut. Es gibt so viele Straßen, die Namen von preußischen Generälen und anderen Feinden der Aufklärung, von Ostgebieten, Militärs und Feudalherrschern tragen, dass mir unzählige einfallen würden, die man sofort in irgendetwas anderes umbenennen oder am besten gleich aus dem Stadtplan streichen sollte. Zum Beispiel das Berliner Olympiastadion, das noch vom Führer höchstpersönlich ernannt wurde. Vielleicht in „Nike-Arena“, nach der griechischen Siegesgöttin? Das wäre doch nett. Doch genau dagegen macht Berlin gerade mobil. Olympiastadion muss bleiben, trommelt auch die „Bild“-Zeitung heftig mit. Wo bitte kann ich für „Nike“ stimmen? Nirgends? Schade.

Nein, man fragt mich nur zu olle Dutschke. Nun, da bin ich als Linker gefragt. Als Theoretiker des nationalen Antiimperialismus und als designierte Kandidat der alles andre als linken Bremer Grünen Liste steht Rudi Dutschke so ziemlich für alles Schlechte, was die radikale Linke hervorgebracht hat. Also klares: No! Andererseits hat sein früher Tod ihn vor einer Karriere wie der von Bernd Rabehl oder Horst Mahler bewahrt. Und immerhin war Dutschke kein Stalinist, er steht also auch für die Konstituierung einer Linken jenseits von Sowjet-Hörigkeit und autoritärem Staatsdenken. Und, wenn man mal alle seine Äußerungen und Aktivitäten beiseite lässt, also wenn man Dutschke beiseite lässt, dann steht „Dutschke“ symbolhaft für den Aufbruch der 68er Bewegung, der bei allem Unsinn, und auch reaktionären Gehalt, den er hervorgebracht hat, im post-faschistischen, entlang des „Eisernen Vorhangs“ geteilten Deutschland doch ein unentbehrlicher antiautoritärer Kultur- und Gesellschaftsinput war, und natürlich in Berlin eine historische Rolle gespielt hat, der man durchaus eine Straße würdigen darf - zumal wenn andere Straßen nach ganz anderen Halunken heißen.

Soweit so gut. Mein Zwischenergebnis also war: Es ist zwar nicht mein Anliegen, aber man könnte, trotz aller Kritik an Dutschke, durchaus eine Straße nach der 68er-Bewegung, meinetwegen auch personalisiert an Dutschke, benennen. Aber welche? Die Kochstraße ist nach einem Bäckermeister aus dem 18. Jahrhundert benannt, völlig irrelevant der Typ, und immerhin sollen ein Stück der Straße und der U-Bahnhof weiter seinen Namen tragen. Es gibt also kein Argument, Herrn Koch aus dem Straßenbild zu radieren, aber es gibt auch keines, weshalb eine Straße unbedingt nach ihm benannt sein sollte. Dies führt also nicht weiter.
Doch da gibt es natürlich noch den Aspekt, wo diese Straße verläuft. Sie führt rein zufällig direkt am Redaktionsgebäude der „taz“ vorbei, dem „Rudi-Dutschke-Haus“, und rein zufällig war auch die „taz“ die Initiatorin der Kampagne für die Dutschke-Straße. Kurz: Es ist also eine etwas peinliche Werbekampagne, die ich selbstverständlich aufgrund meines ausgeprägten Fremdschamgefühls nicht mittragen kann. Andererseits: Es ist eine gelungene Werbekampagne, die so gesehen auch kollegialen Respekt verdient, und: Hat nicht auch der Axel-Springer-Verlag, schräg gegenüber, seine Axel-Springer-Straße bekommen? Warum sollte die „taz“ also keine Straße nach ihrem Helden benennen dürfen?

Aber da wären wir auch schon beim nächsten Punkt: Die Rudi-Dutschke-Straße soll auch am Springer-Hochhaus vorbei führen. Der Symbolgehalt ist klar. Springer wurde von den 68ern zum Feindbild erklärt und durch die Umbenennung wird dieses Feindbild weiter gepflegt und neu aufgelegt. Doch dieses Feindbild war in den Siebzigern falsch und es ist auch heute falsch. Wie die „Bild“ machte auch Rudolf Augstein im „Spiegel“ den SDS für die von der Polizei getöteten Studenten im Frühjahr 1967 verantwortlich. Auch sonst war man nicht zimperlich mit der Verurteilung langhaariger Studenten. Und im Nachhinein gesehen war so manche Kritik an den Mao-Jüngern und Eso-Spinnern etwa ja auch völlig korrekt.

Die bürgerliche Reaktion auf 68 allein Springer zuzuschieben, ist nichts, als die Vereinfachung der Geschichte auf ein gefälliges Feindbild. Vielleicht war die Konzentration der Kritik auf Springer damals, als Springer tatsächlich über ein dominierendes Medienimperium verfügte, noch nachvollziehbar. Heute weiß jeder, dass die „Bild“ nicht die Meinung im Lande diktieren kann. Nicht nur, weil die Wirkung von Fernsehbildern jedes gedruckte Wort x-fach übertrifft. Auch weil die „Bild“, Springers umstrittenstes Produkt, keine Meinung macht, sondern die populärste wiedergibt, und sich zueigen macht (siehe Olympiastadion). Populismus nennt man das. Das darf, nein muss man kritisieren. Aber Meinungsmache ist das nicht. So verkauft man Zeitungen – und nicht indem man Leute mit ihnen nicht genehmen Meinungen konfrontiert. Ich weiß wovon ich spreche.

Zwei Themen gibt es genau, bei denen die „Bild“ nicht einfach nur Multiplikator eines vermeintlichen oder tatsächlichen „Volkswillen“ ist: Das sind die Beziehungen zu Israel und den USA. Hier hat sich Springer festgelegt, und ist heute ein Fels in der Brandung des grassierenden Antiamerikanismus’ und antiisraelischer Stimmungen. Ganz im Gegensatz etwa zum „Spiegel“, der gerade bei diesen Themen regelmäßig versucht, seine Verkaufszahlen durch Anpassung an das Ressentiment zu steigern. Man kann über die verschiedenen Springer-Produkte selbstverständlich verschiedener Ansicht sein, aber gegenüber „Rudi Dutschke“, bzw. dem, was damit gemeint ist, gilt es „Springer“, bzw. das, was damit gemeint ist, zu verteidigen.
So. Was nun tun mit dem Bürgerentscheid, den die CDU angeleiert hat, um die Umbenennung zu verhindern - vor allem, weil es zu viel kosten würde, argumentiert sie. Und umständlich wäre das doch auch. Das ist allerdings lächerlich, nein das ist typisch Berliner Provinz-CDU. Dafür bekommen die meine Stimme ganz sicher nicht.

Dutschke-Straße ja, aber woanders - ist bei der Bürgerbefragung nicht vorgesehen. Benno-Ohnesorg-Straße auch nicht. Tja… Da darf ich mal bei einer weltbewegenden Entscheidung mitbestimmen, und dann gerate ich ins Feuer zwischen einer Sponti-Bezirksregierung und der Diepchen-CDU. Wie gut, dass es mir im Grunde auch egal ist, ich wohne ohnehin ganz woanders. Vom Rudi-Dutschke-Haus muss man erst über den Moritzplatz (Moritz Nassau, der „Vater der modernen Kriegführung“), dann die Skalitzer Straße (erinnert an die Preußenschlacht bei Skalitz) entlang, am Schlesischen Tor (die Landsmannschaft lässt grüßen) vorbei, rüber nach Friedrichshain (nach dem Alten Fritz).

Ach. Ich würde so gerne mal etwas umbenennen in Berlin. Zum Beispiel Neukölln in Düsseldorfer Alt, oder die Odinstraße in Elfenweg, oder den Zentralbahnhof in Peripheriekaufhaus, aber mich fragt ja keiner…

Samstag, Januar 06, 2007

Rockstar Rabbi
Auf dem Blog Im Rausch der Zeit wird völlig zurecht seit langem dieses wunderwunderschöne Lied von Rav Shmuel („A Beer Drinking Songwriting Rabbi“ aus New York) beworben, in dem überzeugend erklärt wird, warum die Protokolle der Weisen von Zion tatsächlich echt sind. Jetzt gibt es auch ein tolles Video dazu, und ich gestatte mir, das hier einfach mal zu übernehmen.

Freitag, Januar 05, 2007

Und immer an die Leser denken…
Die B.Z. hat heute einen ultimativen „Geschenk-Tipp für Hobby-Denunzianten“. (Ja, so lautet die Überschrift) Anlässlich des 50. Geburtstags der Radarfalle empfiehlt die Zeitung eine Radarpistole („Radar-Gun“) für den Hausgebrauch. Kostet nur 29, 95 Euro, reicht aber dafür auch nur zwölf Meter weit. Aber um den Nachbarsjungen, der mit seinem Rad immer über die Torzufahrt braust, zu schnappen, dürfte es langen. Schade, dass Weihnachten schon vorbei ist…

Auch interessant für B.Z.-Leser könnte diese Website sein, dort bekommt man ein Formular, um Falschparker anzuzeigen. Man muss nur neben seinem Kissen am Fenster immer etwas zu schreiben bereit liegen haben („Ich habe immer einen Vordruck und einen Stift dabei, um mir die Angaben zu notieren“, berichtet der Hobby-Denunziant). Und wenn man dann noch ein Foto macht, kann man die Bilder hier in der Parksündergalerie veröffentlichen. Viel Spaß!

Mittwoch, Januar 03, 2007

+++ blogs, blogs, blogs +++
ich versuche ja, mein blogroll möglichst minimalistisch zu halten, sonst sähe es so aus wie hier unten. dennoch will ich jetzt mal die gelegenheit nutzen, bzw. meine pflicht und schuldigkeit tun, auf ein paar blogs aufmerksam zu machen, bei denen ich mehr oder weniger häufig vorbeischaue, um mich zu informieren oder auch um zu schmökern, zu lachen oder zu staunen, aus neugierde oder aus langeweile - oder auch um mich zu ärgern, muss auch sein. von den hier nebenan im blogroll stehenden einmal abgesehen. die sowieso! manche blogs sind politische, andere vor allem persönliche blogs. und bei den mitgliedern des olifani-imperiums lohnt es sich durch die bank immer mal reinzugucken. ich distanziere mich sicherheitshalber von sämtlichen inhalten und aussagen und überhaupt....

speziell empfehlen möchte ich folgende, die reihenfolge ist völlig zufällig, nicht alle sind geich gut und nicht alle liegen auf meiner politischen wellenlänge, und bestimmt habe ich bei dem ganzen gewusel jemand besonders wichtiges vergessen…sorry!
tofu
starblog
jesse b.
peter coffin
wadi blog
kotzen
nichtidentisches
last exit!
greasepaint-mustache
der kulla
subwave
bad blog
mms senf
jihad watch
tante emma
aftershow
nada
jules
roibaudouin
fdog
zovjet
im rausch der zeit
hilmar schmondt
bauhaustapete
ka-em
statler und waldorf
spange
augenzuppler
curry
dissidenz
geisteswelt
place2be
cliff cosmos
sozioproktologe
waiting
mechbot
kristi
hoerm
phex
resist
antiphrasis
riotpropaganda
ulrich speck
clemens wergin
caroline fetscher
endi
revanche
herr olli b
negative potential
leo
johnny mutante
sammelsurium
stepp forward
no blood for sauerkraut
w.o.m.d.
volker radke
verfolgerrevolver
transponder48
rungholt
11 freunde
rund
nur ein forum
riesenmaschine
sexy kapitalismus
scrupeda
genderblog
antifamane
sexy and smart
steffentreffen
martin hagen
lilapapierschwein
jakobs
unkultur
pusztapunk
luftpumpen…
beatpunk
mehr kaffee bitte
linksding
bonus: achmed jihad

Dienstag, Januar 02, 2007

Ansprache zum internationalen Jahr des Delfins 2007:

"Hauptsache, kein Penis"
…sagt Elektroingenieur Bauer und stellt deswegen Dildos ausgerechnet im Delfin-Look her. Spiegel-Online widmet ihm deshalb gerade eine Geschichte. Oder vielleicht auch deshalb, weil es ein „Bremer Mittelständler mit deutschen Tugenden“ (nämlich „Durchhaltewillen“ sic!) ist, der da weltweit mit seinem Sexspielzeug Erfolge feiert. Vielleicht aber auch, weil 2007 - herzlich willkommen! - offiziell das Uno-Jahr des Delfins ist.

Des Delfins? Ja des Delfins. Beliebt bei alten Griechen, Kindern, Esoterikern, Fantasy-Freaks und Kitschliebhaber/innen. Dabei müsste man eigentlich sagen: „Hauptsache, kein Delfin“, denn obwohl sie immer so süß zu grinsen scheinen, sind das ganz üble Burschen, wie der Tierfilmer und Journalist Michael Miersch bereits in einem Jungle-World-Interview einmal erklärte: „Delfine sind sozial nicht zu empfehlen. Die sind ziemlich brutal untereinander und begehen Massenvergewaltigungen.“

Die angeblich! so intelligenten Kerlchen verbringen 80 Prozent ihres Lebens mit Sex - oder was sie dafür halten. Bis zu 50 Mal am Tag rammeln sie, was ihnen vor ihren Penis kommt.

Sie tun es mit ihren Artgenossen, ob männlich oder weiblich, ob jung oder alt. Sie paaren sich auch mit anderen Delfinarten, mit Thunfischen, selbst mit Menschen - wenn diese sie lassen. Sie masturbieren an leblosen Objekten, etwa Abflussrohren. Gut, darüber könnte man hinwegsehen. Lass sie schwul sein, lass sie dauergeil sein - ist ja ihr Ding. Aber nein! Sie sind nicht nur krankhaft sexsüchtig, sie sind dabei auch skrupellose Haie! Und in der Kombination wirds gefährlich. Sie erzwingen Sex mit Gewalt. Die Männchen treiben im Rudel einzelne Weibchen in die Enge und zelebrieren richtige Gangbangs. Sie morden zudem auch gerne kleinere Tümmler oder große Schweinswale - ganz ohne Motiv! Einfach so aus reiner Mordlust. Auch eigene Babys foltern und töten sie häufig. Angeblich können einige von ihnen sogar schießen und arbeiten im Auftrag des Militärs.

Und immer wieder werden auch Menschen, gerne auch Kinder, Opfer heimtückischer Flipper-Angriffe oder sexueller Belästigungen.

Aber oooch, die süßen, schnuckeligen Delfine, die sind doch uns Menschen so ähnlich, mögen jetzt einige einwenden, die sich gerade ihr Delfin-Tattoo auf die Schulter haben stechen lassen. Denen sage ich: Eben, Leute, eben!

Und daher gehen meine Gedanken heute anlässlich des Jahres des Delfins an all die vielen namenlosen Opfer da draußen - und obwohl ich’s eigentlich nicht mag, gönne ich mir jetzt ein schönes Thunfisch-Sandwich.

Und dem Bremer Mittelständler, Herrn Bauer, empfehle ich dringend, seine perverse Geschäftsidee noch mal zu überdenken…!

Und vor der Uno kann ich nur warnen!

Und: Delfine zu Fischstäbchen!