Diverse Winterwinde
Also offenbar habe ich ja genau den richtigen Zeitpunkt für meine Reise gewählt. Zehn Tote in Deutschland, heißt es, oder 48? Jedenfalls Armageddon total. Mensch Leute, passt mal schön auf, Ihr lebt dort echt gefährlich.
Nur gut, dass ich in Sicherheit bin. Auch die Stromversorgung ist stabil hier. Aber um Euch zu trösten: Nach vier Tagen schönstem Sonnenschein („israeli winter is like european summer“, sagte mir jemand), war es hier heute auch ordentlich windig, und ein bisschen geregnet hat es zudem. Trotzdem bin ich mit dem Rad zum Strand gefahren, wo es dann so richtig stürmisch war. Doch von Panik nichts zu spüren, statt dessen sind die Wasser-Paraglider (ich weiß nicht, wie das heißt) mit ihren Boards am Strand aktiv und nutzen die Gunst der Stunde, dass es hier mal ein paar Wellen gibt.
Ach, diese Stadt ist so schön und so großartig. Tagsüber und auch nachts. Habe jetzt schon einige Clubs und Kneipen abgecheckt und sehr nette Leute getroffen. Sogar mein Niederländisch war bereits gefragt, obwohl mein Gesprächspartner der festen Ansicht war, er rede Westflämisch. Dass ich das beherrsche, war mir neu. Auf Hebräisch kann ich schon: Prost, Ja, Nein, Eins, Zwei und Danke. Reicht erst mal, denke ich.
Gestern war ich mit einem sympathischen linksradikalen Underground-Künstler unterwegs, der auch politisch aktiv ist gegen die Besatzungspolitik in der Westbank. Ich habe ihn irgendwann im Verlauf des Abends gefragt, was er über den vergangenen Krieg im Libanon denke, und er war, wie ich erwartet hatte, strikt dagegen. Man sollte die Hizbollah bekämpfen, meinte er, aber nicht in der Art, wie dieser Krieg geführt wurde. Der sei von Anfang an strategisch falsch aufgezogen gewesen und zu sehr gegen die libanesische Bevölkerung gerichtet, und die Hizbollah, die er hasse, sei nun stärker als zuvor.
Und das ist eine Argumentation, die ich, wenn man das bei einem Glas Tuborg und angesichts einiger very nice girls am Nebentisch so gelassen vorträgt, völlig akzeptieren kann, auch wenn ich sicher vieles anders sehe als der Kollege. Es sind vielleicht auf den ersten Blick nur Nuancen gegenüber links-deutscher Anti-Kriegs-Rhetorik, aber auch der Ton (und vor allem die Motivation!) macht die Musik. Es ist vielleicht der Unterschied ums Ganze, weshalb man hier durchaus auch mit vielen linken Friedensaktivisten oder so, gut auskommen kann. Es muss ja nicht gleich Uri Avnery sein...
Ui, jetzt hat es sich, sehe und höre ich, gerade doch eingeregnet. Genaugenommen gießt es in Strömen und gewittert. Gut, dass ich Zuhause bin, ein paar Bier im Kühlschrank liegen, ich meinen Philip Roth habe, und dass die Klimaanlage funktioniert. Und morgen soll es wieder besser sein, und auf den israelischen Wetterbericht kann man sich erstaunlicherweise (immerhin sind wir hier in einer Küstenstadt) offenbar ziemlich verlassen.
Notiz für mich: Goldstar meiden! Brummschädel!
5 Comments:
na toll. bei regen in der bude hocken und bier saufen. oder mit friedensbrezeln unterhalten.
da hat sich ja die reise echt gelohnt.
naa toll, ich krieg hier die stahltraeger vom ollen mehdorn ab und dank dirhab ich jetzt gleich fernweh nach zwei staedten new york und tel aviv... grummel
bitte ein interview in einer der näxten jungles, und ein paar impressionen jenseits dem orthodoxen-müll...
hallo ivo,
das heißt kite-surfen, was du meinst.
ansonsten weiterhin viel spaß!
toda raban für die infos.
und keine sorge. es ist schon wieder sonnig und soll jetzt richtig warem werden... :-P
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