Mittwoch, November 29, 2006

Bigbeatland!
Der Comic-Strip.
Woche für Woche in der Printausgabe der Jungle World.

Das Buch.
Bereits seit vier Jahren zeichnet Andreas Michalke seine wöchentlich erscheinende Serie "Bigbeatland" für die Wochenzeitung Jungle World. Eine Sammlung dieser "linken Lindenstraße", deren Episoden in sehr unterhaltsamer Weise die privaten und politischen Irrungen und Wirrungen seiner Helden porträtiert, erscheint JETZT erstmals in Buchform mit einem Vorwort von Diedrich Diederichsen.
Bestellen jetzt hier!

Die Party.
Unter anderem mit Bigbeatland Puppentheater Ensemble
Live: HUAH! aus Hamburg
DJ Asphalt Tiger
DJ Knarf Rellöm
Am Dienstag, den 5. Dezember 2006, ab 20.30 Uhr im Festsaal Kreuzberg (Berlin), Skalitzer Str. 130, nahe U-Bhf. Kottbusser Tor. Eintritt: 8 Euro

Montag, November 27, 2006

Wir lieben das Leben
Und haben die Mittel
Also Leute, haltet Euch fest! Hier kommt’n echter Knaller! Das fing alles so an: Als ich aus dem Sonnenstudio kam, war es schon kurz vor Acht und zuhause der Kühlschrank komplett leergeräumt. Ich also schnell in einen Edeka-Supermarkt rein. Geh ich ja sonst nie. Zum Edeka. Und werd ich sicher auch nicht wieder. Denn die Folterkammer 101 ist ein Ikea-Kinderparadies dagegen.
Offensichtlich hat ein verdienter Filialleiter in seiner einsamen Single-Freizeit an seinem Küchentisch sitzend mal eine Liebeserklärung an sein Edeka gereimt, so wie ers sieht, und das Ganze dann zum Edeka-Hauptamt geschickt, wo man die Sache aus irgendeinem unbekannten Grund weiterleitete. Jedenfalls lief laut tönend während meines gesamten Einkaufs, den ich fluchtartig erledigte, DIESE Mega-Hymne nonstop. Ich sag nur: Lautsprecher voll aufdrehen, und genießen…

Hier in ganzer Pracht: Wir lieben Lebensmittel

@Torsun. Wenn Du DARAUS nen fetten Kirmes-Techno-Track hinkriegst, bist das Genie des Jahrhunderts…

Update: Ach du grüne Neune, die Welt ist ein Irrenhaus!!!!!!!

Samstag, November 25, 2006

Ego-Shooter
Ego-Shooter-Woche bei der Jungle World. Und auch draußen im Real Life, alle reden ja davon. Ich kenn mich mit so was ja nicht so aus, aber je mehr ich darüber höre und lese, desto neugieriger bin ich. Also ich spreche jetzt von Computerspielen, nicht von Ego-Shootern à la Hamas-Suicide-Oma, obwohl die ganz sicher der Ego-Shooter der Woche ist, im wörtlichsten Sinne. Meine Baller-Verangenheit ist jedenfalls eine ganz harmlose. Guckst du hier:

Donnerstag, November 23, 2006

Kein Ticket nach Teheran
Einen Tag nachdem ich in der Jungle World berichtet hatte, dass Oskar Lafontaine seine bereits im April geplante Reise nach Teheran noch vor Jahresende nachholen wolle, lese ich heute in den Potsdamer Neuesten Nachrichten (Tagesspiegel): „Angst vor Missverständnissen: Lafontaine sagt Iranreise ab“.

Hab das jetzt grad nicht überprüft, aber wenn dem so ist, ist das doch irgendwie bedauerlich, denn der Zeitpunkt wäre so günstig gewesen: „Lafontaine hätte Mitte Dezember reisen können und wäre dann just zum Zeitpunkt im Land gewesen, wenn dort ein Symposium zum „Mythos“ der Judenvernichtung im „Dritten Reich“ stattfindet. Auf Einladung des Instituts für politische und internationale Studien in Teheran sollen Wissenschaftler am 11. und 12. Dezember über Themen wie „Gaskammern: Leugnung oder Bestätigung“ reden – ganz im Sinne der Hetzpropaganda des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad.“

Aber die Linkspartei, bzw. Oskar Lafontaine und Norman Paech bleiben tapfer am Ball:

„Ganz aufgeben will Lafontaine nicht: Wenn ihm der Iran zubilligt, mit Vertretern aller politischen Kräfte zu sprechen, will der Politiker die Reise im kommenden Jahr nachholen.“

Sie suchen nur nach einem günstigen Zeitpunkt. Da kann ich sie allerdings beruhigen: Egal wann sie fahren, es wird keine Missverständnisse geben. Es ist alles völlig klar, logisch und konsequent...

Montag, November 20, 2006

Vorsicht, die Sozis kommen!
Vielleicht war das mit dem antifaschistischen Schutzwall doch gar keine so schlechte Idee... Innerhalb der Linkspartei wäre er jedenfalls allmählich angebracht.
Aus der morgen erscheinenden Jungle World:

Angst vor den Oskars
Linkspartei und Wasg wollen fusionieren. Oskar Lafontaine und andere SPD-Veteranen aus der Wasg blasen zum nationalbolschewistischen Angriff.
Von Ivo Bozic

Im kommenden Jahr wollen die Linkspartei, also die ehemalige PDS, und die Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (Wasg) fusionieren. Viele Linke machen sich Sorgen darüber, dass die sozialistische Linkspartei damit von aus dem Westen stammenden Sozialdemokraten übernommen und weiter sozialdemokratisiert wird. So kann man das sehen, aber auch genau andersrum. Denn während sich die Linkspartei/PDS in den letzten 17 Jahren langsam, aber doch stetig von einer nationalbolschewistischen kommunistischen Partei hin zu einer laschen Sozialdemokratie gewandelt hat, stoßen nun – vor allem mit der Wasg – aus dem Westen ehemalige SPD-Kader hinzu, die sich in den letzten Jahren von der Sozialdemokratie abgewandt haben und bei der PDS den Anschluss an ein nationalbolschewistisches Milieu suchen. Es klingt bizarr, aber die Wasg ist heute mehr SED als die Linkspartei/PDS.

Eine Symbolfigur dafür ist Oskar Lafontaine, der eine zunehmend wichtige Rolle in der Bundestagsfraktion der Linkspartei spielt und wohl – vermutlich neben Lothar Bisky – künftiger Vorsitzender der vereinigten Linkspartei wird. Der ehemalige SPD-Vorsitzende war einer der Protagonisten bei der Demontage des Asylrechts 1993, forderte „Auffanglager“ für Flüchtlinge in Nordafrika und hetzte gegen „Fremdarbeiter“, die deutschen Männern und Frauen die Arbeit wegnähmen. Den EU-Beitritt der Türkei lehnt Lafontaine ab, und auch sein Faible für den Islamismus teilt er mit der NPD. Er verteidigt das Atomprogramm des Iran, im April wollte er gar Mahmoud Ahmadinejad in Teheran besuchen und konnte gerade eben noch von seinen Genossen davon abgehalten werden.

Die Reise will er jedoch noch dieses Jahr zusammen mit dem ehemaligen Sozialdemokraten Norman Paech, jetzt MdB der Linkspartei, nachholen, wie das Büro von Lafontaine der Jungle World bestätigte. Im vergangenen Februar beschwor Lafontaine die „Schnittmengen zwischen linker Politik und islamischer Religion“ – darunter das „Zinsverbot“.

Mit dieser Querfrontlogik steht er nicht alleine da. Sein Weggefährte Ulrich Maurer, früher Fraktionsvorsitzender der SPD in Baden-Württemberg, der nun ebenfalls für die Linksfraktion im Bundestag sitzt, sieht das genauso. In seinem kürzlich erschienenen Buch „Eiszeit“ fordert er, dass die Linke ihren „militanten Atheismus“ überwinden müsse und im Widerstand gegen die „neoliberale Hegemonie“ das Bündnis mit dem „katholischen Lager und der islamischen Welt“ suchen solle. „Gläubige und Linke“ seien „natürliche Verbündete“. Auch den linken „Nihilismus in der nationalen Frage“ kritisiert er und sieht Deutschland nach wie vor von feindlichen Alliierten bedrängt. Die Bundesrepublik habe nach der Wiedervereinigung ihre „Souveränität nur unvollständig erlangt“, erklärte er im Oktober in einem Interview in der Wochenzeitung Freitag. Auf deutschem Territorium seien „nach wie vor fremde Truppen stationiert“, über die die „deutsche Staatsgewalt keine Kontrolle“ habe.

Das Interview mit Maurer führte Jürgen Elsässer, der inzwischen nicht mehr nur als journalistischer Lautsprecher Lafontaines und Maurers in der jungen Welt auftritt, sondern auch bei der Linksfraktion im Bundestag Beschäftigung gefunden hat, zunächst als Berater des ehemaligen Sozialdemokraten und jetzigem Linkspartei-Abgeordneten Wolfgang Neskovic, und nun als Mitarbeiter des Fraktionsmagazins Clara. Elsässer wird zunehmend zum Stichwortgeber und Multiplikator des Lafontaine-Flügels in der Linkspartei. In der jungen Welt schrieb er: „Mit Staatsknete wird Multikulti, Gendermainstreaming und die schwule Subkultur gefördert, während die Proleten auf Hartz IV gesetzt werden und sich oft auch keine Kita, kein Schwimmbad und keine warme Wohnung mehr leisten können.“

Die gestandene PDS-Politikerin Petra Pau reagierte erschrocken: „Was empfiehlt Elsässer letztlich? Klassenkampf für Hetero-Deutsche. Ich finde: Das ist nicht links, das ist originär rechts. Eine Partei, wie sie nach meiner Lesart Elsässer vorschwebt, gibt es schon. Sie heißt NPD.“

Damit scheint Elsässer jedoch kein Problem mehr zu haben. Nicht nur, dass seine Artikel in der Schweizer Zeitschrift Zeit-Fragen erscheinen, einem Nachfolgeprodukt der offiziell aufgelösten rechten Politsekte „Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis“, und er regelmäßig bei Veranstaltungen dieser Zeitschrift auftritt, nun findet man Elsässer auch in dem rechtsextremen Blatt Le Choc du mois aus Frankreich, das die Antifa-Zeitschrift Der Rechte Rand als „strömungsübergreifendes Projekt der extremen Rechten mit eindeutig verschwörungstheoretischen, antisemitischen und negationistischen Tendenzen“ beschreibt. Ein Interview mit Elsässer fand sich dort in derselben Ausgabe wie eines mit Jean-Marie Le Pen.

Fest an der Seite Lafontaines als Vertreter des national-sozialen Flügels der Linkspartei steht auch Dieter Dehm. Dieser war lange Vorsitzender der Unternehmervereinigung in der SPD, dann stellvertretender Bundesvorsitzender der PDS und fordert seit Jahren einen positiven Bezug auf die Nation. Sein Antikapitalismus ist laut, aber billig und reduziert sich im Grunde auf die Verdammung der „Banken und Konzerne“. Auch der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Uwe Hiksch, der zwischenzeitlich Geschäftsführer der PDS war und heute der Wasg angehört, soll als Mitarbeiter Dehms in den Kreis der Fraktion zurückkehren.

Unterstützt wird der Kurs dieser alten SPD-Veteranen auch von der trotzkistischen Gruppe Linksruck in der Wasg und in der Fraktion der Linkspartei. Die Linksruck-Funktionärin Christine Buchholz ist Mitglied im Bundesvorstand der Wasg und Mitarbeiterin in der Linksfraktion. Ihr wird ein großer Einfluss auf die außenpolitische Linie der Fraktion zugeschrieben. Viele weitere Linksruck-Aktivisten sind in der Wasg aktiv. Die offensiv Lafontaine stützende Organisation ist nicht nur eine harmlose Trotzkisten-Sekte, sie vertritt einen aggressiven Antizionismus, stellt das Existenzrecht Israels in Frage, bezeichnet die Hamas und die Hizbollah als „rechtmäßigen Widerstand“ und fordert zu deren Unterstützung auf. Christine Buchholz forderte vor einer antiisraelischen Demonstration im August in Berlin, die Hizbollah nicht weiter zu „dämonisieren“. Angesichts dieses Einflusses erscheint es nur folgerichtig, dass die Linksfraktion kürzlich die Hamas zu einer Nahost-Konferenz nach Berlin eingeladen hat.

In der Linkspartei scheint so langsam manchem zu dämmern, was für rotbraune Genossen man sich mit den ehemaligen BRD-Sozialdemokraten da ins Boot geholt hat. Nicht nur Petra Pau findet inzwischen deutliche Worte. Die Einladung der Hamas war bei der stellvertretenden Parteivorsitzenden Katja Kipping und zahlreichen anderen Parteimitgliedern und -funktionären auf heftige Empörung gestoßen. Wulf Gallert, Fraktionsvorsitzender in Sachsen-Anhalt, warnte davor, »das Tor zu natio-nalistischer, antisemitischer und fremdenfeindlicher Mobilisierung« zu öffnen.

Es erscheint wie ein Treppenwitz der Geschichte, dass es nun offenbar an den alten SED-Veteranen aus dem Osten ist, die ehemaligen SPD-Veteranen aus dem Westen daran zu hindern, die Linkspartei geradewegs Richtung NPD marschieren zu lassen.


(Die Links und Hyperlinks gibt es nur hier auf dem Blog)

Sonntag, November 19, 2006

Darfur-Horror
Neue Großoffensive der sudanesischen Regierung in Darfur! Nichts davon gehört? Vielleicht deshalb, weil Journalisten der Zugang zu den umkämpften Gebieten verwehrt wird, teilweise auch der Uno. Auch die Hilfsorganisationen kommen nicht in die entscheidenden Regionen. Dabei deutet alles daraufhin, dass die Lage gerade wieder eskaliert.

Eine der wenigen Reportagen aus Darfur findet sich heute in der Welt am Sonntag. Sehr lesenswert!

Die Kollegin Caroline Fetscher vom Tagesspiegel macht in ihrem Blog außerdem auf eine neue Darfur-Initiave in Berlin aufmerksam, die sich an alle richtet „egal, ob Sie Springer oder die Jungle World lesen“. Und das finde ich angesichts der Situation im Sudan absolut angebracht und unterstützenswert. Hier

Die Wand des Schweigens durchbrechen!

Das Manifest arabischer Intellektueller gegen das Schweigen zum Sudan hat Clemens Wergin dankenswerterweise für den Tagesspiegel ins Deutsche übersetzt.

Samstag, November 18, 2006

Auswärtssieg
Ich habs ja nicht so mit Zahlen. Aber schön sind so Statistiken manchmal doch. Wie spannend ein Spiel war, kann man an ein paar Zahlen ablesen, auch ohne die Sportschau gesehen zu haben. Toll, dass es so was gibt!


Gestern war ich bei einer Party vom Intro-Magazin (mit Peter-Licht-Konzert, schön) und offenbar der einzige Mensch mit einem Feuerzeug. Also habe ich den ganzen Abend über sämtlichen Leuten dort Feuer gegeben. Hätte ich jeweils 50 Cent genommen, hätten wir uns einen neuen Stürmer kaufen können. Eine Geschäftsidee, die ich unseren neuen Herren mal vorschlagen wollte, die könnten das sicher organisieren. (Notfalls gibt es Top-Scorer auch schon für unter 30 Euro…) Aber ach, egal. So'n Quatsch. Wir brauchen ja gar keinen neuen Stürmer, gelle.

Bild: AP via ZDF

Freitag, November 17, 2006

Unter Leute
Wer meint, Redakteure wären staubtrockene, asexuelle, weltfremde Wesen, die hauptsächlich vor ihrem Bildschirm sitzen und per Email und Telefon mit der Welt Kontakt halten, hat im Großen und Ganzen Recht. Aber manchmal muss man zur Recherche, zum Meinungsbilden, Diskutieren und zum Kontaktpflegen eben auch mal raus, unter Leute. Das mache ich in den letzten Wochen recht intensiv und muss sagen: nicht nur, dass es eben doch effektiver ist, es macht auch deutlich mehr Spaß.
So habe ich mich in den letzten Wochen z.B. ins Auswärtige Amt auf einen Plausch einladen lassen, habe mir bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung Uri Avnery reingezogen, war mit einem netten Kollegen einer Springer-Zeitung Bier trinken, mit alten Hausbesetzer-Genossen Wein, im Bundestag bei der Linkspartei zum Kaffee, diskutierte beim Dinner in einer schicken Bauhaus-Suite mit amerikanischen Democrats, habe versucht, einem Blogger-Kollegen, das Berliner Nachtleben zu zeigen (und ihn, glaub ich, etwas geschockt ;-) ) saß mit Mitchell Cohen (vom US-Magazin Dissent) im Café Einstein und habe mit dem ehemaligen sächsischen Innenminister Heinz Eggert bei Schnittchen über Nazis geredet. Auf ARD-Kosten ließ ich mich mit einem Taxi kreuz und quer durch Berlin chauffieren und habe bei einer amüsanten Geburtstagsparty mit lauter Antifas (angeblich…) ein Glas gegen die Wand geschmissen (Notwehr! Es lief „Moskau, Moskau“!). Ein sozialdemokratisches Urgestein lud mich ein und wollte sich von mir über die Antideutschen aufklären lassen (wusste aber besser Bescheid als ich). Dann war ja noch der israelische Gesandte bei uns in der Redaktion zum Hintergrundgespräch zu Besuch (kam mit zwei schwarzen Limousinen mit Blaulicht vor unseren düsteren Hinterhof vorgefahren) und dann gab es gestern eine Party des letzten linken Germanisten im Kreise der Jungle-Community mitten in den Kreuzberger Banlieues und ich bin erstmals (nach 17 Jahren Berlin) mit einem Nachtbus heimgefahren. Wow.
Dann natürlich noch diverse andere persönliche Dinge, und als Ergebnis lässt sich feststellen: Soo schlimm ist die Welt hinter der Scheibe gar nicht. Kann man ruhig mal auschecken. Auch weil es so schön Frühling geworden ist. Oder wie ist grad das Wetter da draußen? Sitze schon wieder seit fast zehn Stunden hinterm Rechner…

Mittwoch, November 15, 2006

Opfer des Holocaust. Heute: die Palästinenser

Sinngemäß hat der iranische Präsident Achmed Jihad ja mal gesagt:

„Nicht zuletzt unter dem Schock des Holocaust fand der gegen die arabischen Staaten gefasste Beschluss der Vereinten Nationen, die Gründung eines Staates Israel zu akzeptieren, internationale Zustimmung. Mit anderen Worten: Es ist der Holocaust, der das seit sechs Jahrzehnten anhaltende und gegenwärtig bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Leid über die (muslimischen wie christlichen und drusischen) Palästinenser gebracht hat.“

Weshalb er schließlich forderte, Israel nach Deutschland zu verlegen. Aber wie gesagt – nur sinngemäß. Denn bei ihm ist der Holocaust ja nur ein „angeblicher“. Wörtlich hingegen sagen das 25 Professoren und Akademiker in einem skandalösen "Manifest der 25", das heute in der Frankfurter Rundschau abgedruckt wurde, und das von der ersten bis zur letzten Zeile den Juden den Holocaust vorwirft. Immerhin wird der Holocaust nicht geleugnet, aber, wer es noch nicht wusste: die Opfer sind vor allem die Palästinenser.

Das geht dann so: „Ohne den Holocaust an den Juden würde die israelische Politik sich nicht berechtigt oder/und gezwungen sehen, sich so hartnäckig über die Menschenrechte der Palästinenser und der Bewohner Libanons hinwegzusetzen, um seine Existenz zu sichern. Und ohne den Holocaust erhielte Israel dafür nicht die materielle und politische Rückendeckung der USA, wie sie sich v.a. seit den neunziger Jahren entwickelt hat.“

Lustig ist in dem Manifest lediglich die Idee, einen Tunnel zwischen Gaza und Westbank zu graben, durch den die Palästinenser hin und herlaufen können. Der Rest ist ganz und gar nicht lustig, sondern nur ekelhaft…

Hattip: Clemens Heni

Sonntag, November 12, 2006

Seufzen oder zusammenzucken?
Upps, was steht denn da im „Rechten Rand“?

Dokumentation:

Der (S)choc(k) des Monats oder
Wie der Elsässer zu den Nazis kam

Vom Kommunistischen Bund (KB) zur „Radikalen Linken“. Eine Station im Leben des Jürgen Elsässer. Damals, zur Zeit des Untergangs der DDR, als er publizistisch noch als Jürgen (Stuttgart) auftauchte, gehörte er zu den Wortführern der antinationalen Strömung der deutschen Linken. Diese analysierten treffend, dass der Anschluss der DDR nicht nur einen sozialen Kahlschlag in Ost und später auch in West nach sich ziehen würde, sondern dass das größere Deutschland auch größere Ziele verfolgen würde, danach strebend sich als Weltmacht zu etablieren. Und auch die Tendenzen zu einem Geschichtsrevisionismus, der die Schatten der NS-Vergangenheit verdrängen sollte, sagten Elsässer und die Antinationalen voraus.

Politische Wortführer und Publizisten leben von der Originalität. So auch Jürgen Elsässer. Von der „Analyse + Kritik“ des KB ging es zur „Jungen Welt“, vom undogmatischen Kommunisten über den Antinationalen wandelte er sich zum Antideutschen. Auf den Bruch mit der „Jungen Welt“ und die Mitbegründung der „Jungle World“ folgte eine Periode als Redakteur der Monatszeitschrift „Konkret“. Und nach dem nahezu unvermeidlichen Zwist mit deren Herausgeber Hermann Gremliza kam der Salto rückwärts, die Heimkehr zur Tageszeitung „Junge Welt“. Die war zwar in ihrer Ausrichtung das geblieben, was der Elsässer von früher scharf gegeißelt hatte, nämlich ein Blatt mit unübersehbaren nationalbolschewistischen Tendenzen und häufigen antisemitischen Ausfällen, doch der Elsässer von ehedem hatte inhaltlich nicht mehr viel gemein mit dem reumütigen Heimkehrer.

„Mein Gott, Jürgen!“, seufzten bald manche, die ihn ein Stück seines kurvenreichen Weges begleitet hatten. Diejenigen, die seine Kritik am NATO-Angriffskrieg auf Rest-Jugoslawien geteilt hatten, zuckten zusammen, wenn sie nunmehr seine Rechtfertigungen der Politik Slobodan Milosevics oder die völkischen Positionsnahmen gegen Albaner lasen. Jene, die mit ihm gemeinsam vor den antisemitischen Konnotationen eines unreflektierten Antiamerikanismus gewarnt hatten, wandten sich entsetzt ab, wenn er nunmehr anlässlich des faktischen Bündnisses der slowakischen Sozialdemokraten mit der zur extremen Rechten zählenden Slowakischen Nationalpartei (SNS) verkündete: „Zum ersten Mal seit der kapitalistischen Wende 1989/90 kommt in Donald Rumsfelds ‚neuem’ Europa eine politische Kraft ans Ruder, die mit dem Neoliberalismus brechen will.“ Der Elsässer von heute scheint es mit dem CSU-Chef Franz-Josef Strauss zu halten, der angesichts von Parteigründungen rechts von der Union lapidar erklärt hatte: „Mit Hilfstruppen darf man nicht zimperlich sein.“ Zimperlich ist erst recht Jürgen Elsässer nicht, wenn es um Verbündete im Kampf gegen den Neoliberalismus der USA geht. Er geht sogar noch weiter aus Strauß. Zwar gesteht er ein, dass die Propaganda der SNS „gelegentlich unappetitlich“ sei, doch nur um sofort wieder eine völkische Wende zu vollziehen, indem er als eigentlichen Feind die ungarische Minderheit in Slowakien ausmacht, die gleichzeitig auch das ausgemachte Hassobjekt der SNS darstellt.

Doch schlimmer geht immer. Keinen Preis gibt es für die Frage, von wem das folgende Zitat stammt: „Mit Staatsknete wird Multikulti, Gender-Mainstreaming und die schwule Subkultur gefördert, während die Proleten auf Hartz IV gesetzt werden und sich oft auch keine Kita, kein Schwimmbad und keine warme Wohnung mehr leisten können. Muss man sich wundern, dass die Opfer dieser Politik diesen Betrügern ihre Stimme nicht mehr gegeben haben?“ Richtig, es handelt sich natürlich nicht um den Kommentar der NPD zu den Berliner Abgeordnetenhauswahlen, sondern um den von Jürgen Elsässer zum Abschneiden der dortigen neoliberalen Linkspartei.PDS. Auch Worthülsen wie „Staatsknete“ und „Proleten“ ändern allerdings nichts daran, dass die NPD dem Inhalt umstandslos zustimmen könnte.

Doch noch, werden Kritiker einwenden, habe doch Elsässer, immerhin Autor eines kritischen Bandes über die DVU, den Rubikon nicht überschritten. Noch sei er schließlich den Weg Horst Mahlers, Bernd Rabehls und anderer Renegaten der Linken nicht gegangen, die sich den Faschisten andienen. Das stimmt. Und es stimmt nicht.

In Deutschland nämlich hält es sich tatsächlich (noch) zurück. Im Ausland sieht dies anders aus. Dort redet es sich gänzlich ungeniert. „Choc du mois“ (Schock des Monats) heißt das Hochglanzmagazin, das in Frankreich seit dem Mai dieses Jahres in einer Auflage von 25.000 Exemplaren vertrieben wird. Aufmacher der ersten Ausgabe war ein Interview mit dem schwarzen Komiker Dieudonné M’bala M’bala, einstmals bei der Linken geschätzt und inzwischen glühender Antisemit. Die Oktober-Nummer präsentiert ein Gespräch mit Brigitte Bardot, heute vor allem bekannt durch ihre Nähe zum faschistischen Front National. Die Orientierung ist eindeutig. Es handelt sich um ein strömungsübergreifendes Projekt der extremen Rechten mit eindeutig verschwörungstheoretischen, antisemitischen und negationistischen Tendenzen.

Es knüpft an den gleichnamigen erfolgreichen Vorgängen an, der 1993 sein Erscheinen einstellen musste. Chefredakteur damals wie heute ist Bruno Larebière. Heutiger Herausgeber ist Jean-Marie Molitor, der zugleich das faschistische Monatsblatt „Minute“ verantwortet. 1993 musste die Zeitschrift ihr Erscheinen nach einem Interview mit Robert Faurisson einstellen, der darin vom „Mythos der Gaskammern“ gesprochen hatte. Die nachfolgende Geldstrafe überlebte das Blatt nicht.

Nun ist es wieder da. Und präsentiert stolz in der Ausgabe von Juli/August auf drei Druckseiten ein Gespräch mit Jürgen Elsässer. Weitere Interviewpartner in der gleichen Nummer: der Chef des Front National, Jean-Marie Le Pen, sowie dessen ehemaliger Kronprinz Bruno Mégret. Unter dem Titel „Wie der Dschihad nach Europa gekommen ist“ präsentiert Elsässer seine Erkenntnisse. Heimlich paktierten die USA weiterhin mit den Islamisten, auch wenn der Krieg in Afghanistan ein anderes Bild vermittle. So seien die SDA in Bosnien und die UCK im Kosovo weiterhin die Komplizen der USA. Elsässer wörtlich: „Auf dem Balkan ist die Hauptkraft der Destabilisierung die albanische Mafia, die Drogen und Waffen von ihren Brüdern in Afghanistan und anderswo bezieht.“ Behauptungen, die weder neu noch originell sind. Es handelt sich um eine Argumentationskette, die bereits seit Jahren der „neu “rechte Autor Alexandre de Valle in seinen Büchern „Kriege gegen Europa. Bosnien – Kosovo – Tschetschenien…“ sowie „Islamismus und Vereinigte Staaten – Ein Bündnis gegen Europa“ entwickelt hat. Del Valle gehört zu jener Fraktion der „Neuen“ Rechten, bei der der frühere Doppelfeind USA – UdSSR durch den neuen Zwillingsgegner USA – Islamismus abgelöst worden ist.

Nein, neu ist das alles wahrlich nicht. Originell sind höchstens andere „Erkenntnisse“, die Elsässer seinem französischen Gesprächspartner verrät. In Washington bestehe nämlich eine Doppelherrschaft, die sich der Kontrolle von George Bush entziehe. Neokonservative wie Cheney, Rumsfeld und Wolfowitz bildeten den Gegenpart zum Präsidenten, „Männer, die verknüpft sind mit den Interessen der Petro- und Rüstungsindustrie“. Sie wollten Chaos auf dem gesamten Globus herbeiführen, damit sich Waffen leichten und Öl teurer verkaufen lassen. Wem das noch nicht genug der Verschwörungstheorie ist, für den hat Elsässer noch ein Schmankerl zu bieten. Am Morgen des berühmten 11. September habe es einen Attentatsversuch auf George W. Bush gegeben. Der Präsident habe sich deshalb den ganzen Tag in einem unterirdischen Bunker verstecken müssen und habe nicht nach Washington zurückkehren können. Für die geistigen Urheber des Attentats fehlt Elsässer vorsichtshalber den Konjunktiv. Es sollen „Cheney & Co.“ Gewesen sein.

„Wie der Dschihad nach Europa gekommen ist“ lautet auch der Titel des jüngsten Buches von Elsässer, erschienen im österreichischen NP-Verlag, einem Tochterunternehmen des renommierten Residenzverlags. Das Interview ist faktisch Promotion für die französische Übersetzung des Bandes. Das Vorwort dazu hat der prominente nationalistische Sozialdemokrat und ehemalige Präsidentschaftskandidat Jean-Pierre Chevènement verfasst. Soweit, so unspektakulär. Der Verlag, der Elsässers Band für das französischsprachige Publikum veröffentlicht hat, ist scheinbar ein unbeschriebenes Blatt. Es handelt sich um den im schweizerischen Vevey ansässigen Verlag „Xenia Éditions“. Ganz und gar kein unbeschriebenes Blatt ist dagegen der Verleger, der Exil-Serbe Slobodan Despot. Despot hatte vor der Gründung seines eigenen Unternehmens fünfzehn Jahre lang den Verlag „L’Age d’homme“ geleitet, der sich immer stärker zum Hausverlag der „Neuen“ Rechten entwickelt hatte. Alain de Benoist findet sich unter den Autoren ebenso wie der bereits angeführte Alexandre del Valle oder der ehemalige General Pierre-Marie Gallois. Ebenso wie Despot tauchen die drei genannten Autoren als Unterzeichner des Aufrufs „Non à la guerre!“ (Nein zum Krieg) auf, mit dem die französische „Neue“ Rechte 1999 während des Kosovo-Kriegs nicht ohne Erfolg versuchte, ein Querfront-Projekt zur Unterstützung Serbiens zu starten. Ein Umgebung also in der sich Jürgen Elsässer wohl fühlen dürfte.

Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Was hat ein solcher Autor als Berater der Bundestagsfraktion der Linkspartei.PDS für den Untersuchungsausschuss zur BND-Affäre zu suchen?

Volkmar Wölk


Und ich dachte schon, es geht darum…

Der Rechte Rand, „Informationen von und für AntifaschistInnen“. Immer wieder lesenswert! Kann man auch abonnieren!

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Donnerstag, November 09, 2006


Der Mann ohne Gesicht
Der ehemalige Chef der DDR-Auslandsspionage, Markus Wolf, ist vergangene Nacht gestorben. Nachdem ich in der aktuellen Jungle World kein gutes Haar an der DDR-Politik gegenüber Israel gelassen habe, ist dies die Gelegenheit, auf ein außergewöhnliches Interview hinzuweisen, dass Markus Wolf der Schweizer Jüdischen Rundschau gab, und in dem er über seinen jüdischen Familienhintergrund und sein persönliches Verhältnis zu Israel spricht. Zwar redet er nicht gerade Tacheles, aber immerhin offenbart sich seine eigene Widersprüchlichkeit. Interessant. check it out!

Mittwoch, November 08, 2006

Moderate Hamas
oder: Mal über Tiere reden
Die Linkspartei wollte ja gerne mit der Hamas reden. Ach nein! Sorry. Nicht mit der Hamas, sondern nur mit der Hamas. So sagte es jedenfalls Wolfgang Gehrcke: „Wir haben nicht die Hamas eingeladen. Neben der israelischen Linken, PLO und Fatah wurde auch der Sprecher der palästinensischen Regierung eingeladen, der gehört der Hamas an. Er wird allgemein als moderat dargestellt.“ Und dass Hamas-Sprecher Ghazi Hamad im Westen als moderat gilt, habe der Linkspartei „die Entscheidung leichter gemacht“, ihn zu der Nahost-Konferenz am vergangenen Wochenende einzuladen.

Der moderate Hamas-Mann, der ja nicht die Hamas ist, sondern nur der Sprecher der Hamas, erklärte heute: Israel müsse „vom Angesicht der Erde getilgt“ werden. Und fügte hinzu: „Dies ist kein Staat von Menschen. Es sind Tiere und eine Gruppe von Banden.“

Auch Uri Avnery und sein Gush Shalom wollen „Mit der Hamas reden!“ Nein, wahrscheinlich auch nicht mit der Hamas, sondern nur mit der Hamas, sie ist ja schließlich eine demokratisch gewählte Regierung. Es geht eben nichts über ein moderates Gespräch mit einer demokratisch gewählten Regierung - über die Tierwelt und das Angesicht der Erde…

Dienstag, November 07, 2006

Gollwitz 2006
Es stand in einigen Zeitungen heute. Auch in der jungen Welt. Nur eine kleine Meldung, den Agenturen entnommen:

„Das Land Brandenburg unterstützt die Restaurierung von Schloss Gollwitz bei Brandenburg/Havel. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sicherte am Sonntag in Potsdam 10.000 Euro aus Lottomitteln zu. (…) Das Schloss wird zu einer Begegnungsstätte für jüdische und nichtjüdische Jugendliche ausgebaut. Jungen Menschen aus verschiedenen Ländern wie Deutschland, den USA, Großbritannien und Israel soll dort Gelegenheit geboten werden, einander und andere Kulturen kennen zu lernen. (…) Die Stiftung entstand 2001 als Initiative von Bürgern mit Beteiligung der Gemeinde Gollwitz und des Landkreises Potsdam-Mittelmark sowie mit Unterstützung des Zentralrats der Juden in Deutschland und Prominenter aus Politik und Gesellschaft. Die Sanierung des Schlosses wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz begleitet. Die Restaurierung wird über Spenden sowie EU-, Bundes- und Landeszuschüsse finanziert.“

Aber irgendetwas fehlt bei dieser Meldung. Nämlich der politische Hintergrund, weshalb genau in diesem „Schloss“ ein deutsch-jüdisches Begegnungszentrum eingerichtet wird. Und diese Leerstelle ist - gerade in der jungen Welt - sicher kein Zufall. Denn Gollwitz und Juden - war da nicht mal was?

Allerdings: Der Gemeinderat des 400-Einwohner-Dorfes Gollwitz im Landkreis Potsdam-Mittelmark hatte sich einstimmig gegen die Aufnahme von 50 jüdischen Aussiedlern in Gollwitz ausgesprochen. Bürgermeister Andreas Heldt erklärte die Weigerung des Gemeinderats damit, dass "wir einfach Probleme sehen", wenn die Aussiedler in der Gemeinde untergebracht würden. Heldt beschwerte sich außerdem darüber, dass das zuständige Sozialministerium auf "die Sorgen und Ängste" der Dorfbevölkerung nicht eingegangen sei. In der Bürgerversammlung monierte jemand, dass die Juden dann rund 15 Prozent der Dorfbevölkerung ausmachen würden. Bürgermeister Heldt brachte schließlich eine Beschlussvorlage ein, in der das Übergangsheim abgelehnt wird, weil es "erheblich in das dörfliche Gemeinschaftsleben eingreifen" würde. Die Abgeordneten stimmten ohne Ausnahme für diesen Antrag, die rund 20 Einwohner im Versammlungsraum klatschten Beifall.

Gegenüber der Lokalpresse gab der Bürgermeister sogar zu, dass er "vielleicht ausländerfeindlich" sei, aber "nicht braun". Gegen Juden habe er "persönlich" nichts. Er sei selbst drei Wochen in Israel gewesen und habe die Gedenkstätten angeschaut. "Aber dort sind sie auch nicht gut auf die Deutschen zu sprechen, das muss ich auch mal sagen", erklärte der Bürgermeister. Nach einer auch in der Linken heftig umstrittenen Antifa-Demo in Gollwitz, am 9. November 1997, forderte er, der Zentralrat der Juden in Person von Ignatz Bubis, der den Gemeindebeschluss heftig kritisiert hatte, müsse sich für die Hetze gegen die Gollwitzer entschuldigen.

Die Tageszeitung junge Welt ergriff seinerzeit Partei für die Gollwitzer Bevölkerung. Nach der politischen Säuberung der Redaktion im Juni 1997 zeigte das Blatt erstmals ganz ungeschminkt, welche Richtung es zu gehen gedachte. "Pressegeier über Gollwitz" titelte sie am 6. Oktober 1997 und schwang sich auf, die beschimpften und beleidigten Bewohner der "märkischen Sandbüchse" zu rächen. Journalisten "von westlich der Elbe" hätten in Gollwitz einen neuen "Fall ostdeutschen Antisemitismus" ausgemacht. Das Fernsehteam vom ORB sei "eigens zur Berichterstattung aus Gollwitz angereist". Skandal! Dabei waren die Gollwitzer doch selbst nur Opfer! Die junge Welt analysierte: Von oben werden sie im sozialen Elend gehalten, "weder einen Kaufladen oder eine Kneipe; noch eine Kita, eine Schule oder ein Jugendzentrum" gebe es in dem Dorf. Und harte Einzelschicksale: "Nun als Rentner baut er sich die Heizung in sein Häuschen selbst ein. Eine Installationsfirma kann er sich nicht leisten." Bemitleidenswerte „Krisenopfer“ seien die Gollwitzer, nicht Täter.

Die Kommunistische Plattform (KPF) der PDS, sprang der jungen Welt bei. Nicht Rassismus sei das Problem, sondern die soziale Benachteiligung der ehemaligen DDR-Bevölkerung. KPF-Sprecherin Ellen Brombacher skizzierte die Gesellschaft als Hühnerhof, bei dem auf der sozialen Hühnerleiter ein Huhn auf das rangniedrigere einhacke. Da die Ostdeutschen, in diesem Fall speziell die Gollwitzer, auf der vorletzten Sprosse stünden, dürfe man sich nicht wundern, wenn sie auf die einzige Bevölkerungsgruppe einhackten, die sich darunter befinde - offenbar jüdische Ausländer. Ganz NATÜRLICH also, mehr oder weniger eine Frage der sozialen Biologie. Rassismus? Das könne es bei ehemaligen DDR-Bürgern ja gar nicht geben…

So entschuldigten damals Teile der Linken (es entstand der Begriff „Gollwitz-Linke“) den virulenten Antisemitismus und Rassismus in der ostdeutschen Bevölkerung. Gollwitz war der Ausgangspunkt so mancher Spaltung und Ausdifferenzierung in der Linken, auch übrigens für den Weg, den die gerade erst entstandene Jungle World in Abgrenzung zu diesem nationalbolschewistischen Antisemitismus einschlug. Das ging soweit, dass Jürgen Elsässer, heute wieder 110prozentig auf dem nationalbolschewistischen Weg, damals in der Jungle World in einem Artikel zu dem Ergebnis kam: Nach Gollwitz sei es „nicht nur illusionär, sondern reaktionär, sich positiv auf die Linke zu beziehen“. Ein Beitrag, an den ich ihn und alle gerne erinnere: hier der Link.

Dass nun ausgerechnet in Gollwitz ein deutsch-jüdisches Begegnungszentrum entsteht, ist kein Zufall - und war in Gollwitz auch nicht unumstritten. Nach dem großen Medieninteresse 1997 an der rassistischen und antisemitischen Grundstimung in dem Städtchen, versuchte die Gemeinde, ihren Ruf zu retten. Es gab Gesprächskreise, wie etwa im Jahr 2002, von dem der Tagesspiegel berichtete:

„Das Dorf Gollwitz wurde bekannt, als es sich gegen den Zuzug von 50 jüdischen Aussiedlern aus Russland wehrte. Das war vor fünf Jahren und deshalb trafen sich dort jetzt Brandenburger Schüler und jüdische Altersgenossen aus Berlin mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Sie sollten über Antisemitismus sprechen, sich kennen lernen und Vorurteile abbauen. Das war die Idee der Organisatoren. Doch die Unterhaltung zeigte: Rechtfertigungsversuche, Vorwürfe und Missverständnisse machen es den Schülern schwer, sich anzunähern. (…)
Das neue Projekt soll eine Chance sein für den Ort, sein Image zu verbessern, hofft der Gemeinderat. Gollwitz unterstützt die Stiftung finanziell. Die Alteingesessenen freuen sich in erster Linie darüber, dass sich jemand um das verfallende Schloss kümmert, sagte gestern ein Dorfbewohner. Eine junge Frau lehnt dagegen die neue Nutzung ab: „Begegnungsstätte ist doch ein anderes Wort für Asylantenheim.“

Die eine Seite versucht also, ihr Image zu verbessern, die andere, darunter der Zentralrat der Juden, hofft offenbar, die Menschen in Gollwitz zur Vernunft bringen zu können mit einem Bildungs- und Kulturangebot.

Wie die Geschichte in Gollwitz weitergeht, wird zu beobachten sein. Doch das, was damals an politischem Bruch in der Linken stattgefunden hat, das ist nicht mehr zu kitten. Hoffentlich! Es war ein geradezu historischer Bruch, der die zentralen, unüberbrückbaren Differenzen zwischen der nationalbolschewistischen und der, sagen wir, emanzipatorischen, antinationalen Linken offenbarte. Für diese Klarstellung, muss man der jungen Welt und den anderen Idioten, die damals auf deren Zug aufsprangen, höchst dankbar sein. Auch dafür steht Gollwitz 2006.

Sonntag, November 05, 2006

Journalist bittet um Mithilfe


Berliner Journalist sucht für eine ambitionierte Reportage über Party-Unfälle Menschen, die sich bei dieser auf dem Foto dargstellten Art des Getränketransports einen Finger gebrochen haben, oder einschlägige Erlebnisse mit anderen Varianten des einhändigen Drei-Flaschen-Tragens hatten. Bitte nehmen Sie Kontakt mit mir auf! Ein Honorar kann leider nicht gezahlt werden. Diskretion wird garantiert.

Freitag, November 03, 2006

„It’s a jungle out there“ (Randy Newman)
Manche schreiben einfach bei einer „Kreuzberger Wochenzeitung“ ab, um dann eine „Israel-Lobby“ bei der Linkspartei zu konstruieren. Das ist natürlich bequem. Noch bequermer wärs, wenn man ein Abo hätte! Was für die einen zwar Hauptinformationsquelle aber gleichzeitig nur ein nicht erwähnenswertes, namenloses Kreuzberger Kiezblättchen ist, ist für andre ein gefährliches Organ von „Medienknechten als Schild und Schwert des Kapitals“ mit ungeahnter „Interpretationsmacht“.

Darüber kann man also offenbar unterschiedlicher Meinung sein. Gut. Gar keine Ahnung habe ich hingegen, welchen Wahrheitsgehalt dieser Blog-Bericht hat… Aber das Denkbare ist manchmal auch schon ganz schön schauderlich….


thanx for the tipps!

And the Winner is…
Indymedia! LATUFF, Stammautor des linksradikalen Medienportals Indymedia, räumte den zweiten Platz beim iranischen Wettbewerb um den antisemitischsten Holocaust-Cartoon ab. Da sage ich nur: Herzlichen Glückwunsch Indymedia…!