Unter Leute
Wer meint, Redakteure wären staubtrockene, asexuelle, weltfremde Wesen, die hauptsächlich vor ihrem Bildschirm sitzen und per Email und Telefon mit der Welt Kontakt halten, hat im Großen und Ganzen Recht. Aber manchmal muss man zur Recherche, zum Meinungsbilden, Diskutieren und zum Kontaktpflegen eben auch mal raus, unter Leute. Das mache ich in den letzten Wochen recht intensiv und muss sagen: nicht nur, dass es eben doch effektiver ist, es macht auch deutlich mehr Spaß.
So habe ich mich in den letzten Wochen z.B. ins Auswärtige Amt auf einen Plausch einladen lassen, habe mir bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung Uri Avnery reingezogen, war mit einem netten Kollegen einer Springer-Zeitung Bier trinken, mit alten Hausbesetzer-Genossen Wein, im Bundestag bei der Linkspartei zum Kaffee, diskutierte beim Dinner in einer schicken Bauhaus-Suite mit amerikanischen Democrats, habe versucht, einem Blogger-Kollegen, das Berliner Nachtleben zu zeigen (und ihn, glaub ich, etwas geschockt ;-) ) saß mit Mitchell Cohen (vom US-Magazin Dissent) im Café Einstein und habe mit dem ehemaligen sächsischen Innenminister Heinz Eggert bei Schnittchen über Nazis geredet. Auf ARD-Kosten ließ ich mich mit einem Taxi kreuz und quer durch Berlin chauffieren und habe bei einer amüsanten Geburtstagsparty mit lauter Antifas (angeblich…) ein Glas gegen die Wand geschmissen (Notwehr! Es lief „Moskau, Moskau“!). Ein sozialdemokratisches Urgestein lud mich ein und wollte sich von mir über die Antideutschen aufklären lassen (wusste aber besser Bescheid als ich). Dann war ja noch der israelische Gesandte bei uns in der Redaktion zum Hintergrundgespräch zu Besuch (kam mit zwei schwarzen Limousinen mit Blaulicht vor unseren düsteren Hinterhof vorgefahren) und dann gab es gestern eine Party des letzten linken Germanisten im Kreise der Jungle-Community mitten in den Kreuzberger Banlieues und ich bin erstmals (nach 17 Jahren Berlin) mit einem Nachtbus heimgefahren. Wow.
Dann natürlich noch diverse andere persönliche Dinge, und als Ergebnis lässt sich feststellen: Soo schlimm ist die Welt hinter der Scheibe gar nicht. Kann man ruhig mal auschecken. Auch weil es so schön Frühling geworden ist. Oder wie ist grad das Wetter da draußen? Sitze schon wieder seit fast zehn Stunden hinterm Rechner…
2 Comments:
Hab mich mal auf die Suche nach diesem geheimnisvollen Blogger gemacht und ein Interview geführt.
Ich: Wie wars denn jetzt wirklich in besagter Nacht?
Er: Eigentlich total okay! Es hat Spaß gemacht, die Drogen, der Alkohol und die Nutten… nur die JoJo-Sammlung von Herrn Planet Hop, die hat mich echt geschockt. Kein normaler Mensch hat eine so umfangreiche Sammlung!!!
@fuxbau: :-D
@www.de: hm, weiß nicht mehr woher. quelle ist "eigene dateien, eigene bilder". hast du das auch mal geklaut, oder was?
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