Offene See
Eine Seefahrt, die ist lustig. Vor allem wenn das Schiff »SS Free Gaza« heißt, da vergeht nicht einmal der Holocaustüberlebenden an Bord die gute Laune. Am vergangenen Samstag legten zwei Boote einer kalifornischen Organisation im Hafen von Gaza an. 45 pro-palästinensische Aktivisten brachten eine Kiste mit 200 Hörgeräten mit und rühmten sich, mit ihrer Bootstour »die Blockade Gazas« durchbrochen zu haben. Ein Angebot des israelischen Außenministeriums, die Hörgeräte auf dem Landweg über einen der drei offenen Grenzübergänge nach Gaza zu bringen, hatten die Friedens-Skipper zuvor abgelehnt. Am Schiff war ein Transparent mit der Aufschrift »End Occupation« angebracht. Das wird die am Ufer wartenden und jubelnden Palästinenser vermutlich irritiert haben, denn sie zumindest dürften vom Abzug Israels aus Gaza 2005 schon gehört haben. Aber das kann doch einen Seemann nicht erschüttern. Al-Jazeera übertrug die Landung bei schwachem Wellengang live. Auf der Kampagnenwebsite illustrierte man das Ganze mit einem Cartoon von Carlos Latuff, der 2006 den zweiten Platz bei Ahmadinejads Karikaturenwettbewerb für Holocaustleugner gewonnen hatte. Nun müssen sich die humanitären Retter in Gaza nur noch mit Lebensmitteln eindecken, bevor sie wieder die Rückreise antreten können. Ihre Ankunft in Zypern wird dann aber wohl nicht live übertragen.
Mit einer anderen »symbolischen Geste« war man in Palästina jedoch nicht ganz zufrieden. Dass Israel am Montag 198 palästinensische Häftlinge freigelassen hatte, sei eindeutig zu wenig, kritisierte die Fatah, 10 000 Amnestien müsse es geben. Die Hamas im Gaza-Streifen fühlte sich gar »diskriminiert«, weil keine Hamas-Leute unter den Freigelassenen waren. Aber dafür haben sie in Gaza ja jetzt 200 Hörgeräte.