Aus dem Off
Es ist sehr entspannend, das Internet mal ne Weile mehr oder weniger zu ignorieren. Hatte ich ja eigentlich nicht vor, hat sich so ergeben. Aber wenn man vor Ort ist, muss man nicht immer googeln und surfen.
Vor Ort in Holland also. Nun haben wir unsere Holland-Jungle auf den Markt geworfen und auch in Amsterdam bei einigen Verkaufsstellen vorbeigebracht. Ist immer wieder ne irre Sache diese Auslandsproduktionen. Durch die Gegend rockern, mit Leuten reden, Fotos machen, Kontakte herstellen, mit dem Team zusammen wohnen, arbeiten, diksutieren, essen, spielen und trinken. Und dann das Ergebnis in den Haenden halten, wow. Es macht echt spass. Allerdings ist der erste groessere Fehler schon aufgeflogen: Es haette auf dem Titelblatt nicht "Wekelijks Krant" sondern "Wekelijkse Krant" heissen muessen. Aber das bemerken wohl nur die Niederlaender...
Jedenfalls habe ich also nicht allzuviel von dem mitbekommen, was die liebe Net-Community so treibt. Da wurde wohl u.a. ueber meinen Jungle-Artikel "Sag mir wo du stehst" diskutiert. Dass ich mich fuer eine Beteiligung der Bundeswehr an der Uno-Truppe im Libanon ausgesprochen habe, hat einige wohl verwirrt. Schoen. Nur mitdiskutieren konnte ich jetzt nicht.
Irgendwo schrieb jemand (habe jetzt die Links nicht hier, sorry!), ich wuerde mich ja nun komplett mit Deutschland identifizieren, weil ich sone Polit-Berater-Saetze gebraucht habe wie "Deutschland muss sich positionieren". Und man fragte, woher der "Wahn" komme, "die politischen Eliten interessierten sich auch nur einen Furz fuer" meinen Artikel. Hm, aus stilistischer Sicht gebe ich der Kritik ja recht. Aber erstens war die Zielgruppe nicht die Bundesregierung, sondern die wie auch immer antideutsche Linke und zweitens weiss ich nicht, ob Forderungen wie "Nie wieder Deutschland", "Deutschland muss sterben" usw. usf. von den "politischen Eliten" mit groesserem Interesse zur Kenntnis genommen werden.
Jemand anderes meinte, ich wuerde nun meiner "eigenen Nation Ratschlaege geben". Also erstens habe ich keine Nation, zweitens waere es nach allen formal-juristischen Kriterien nicht die deutsche, drittens waren es keine Ratschlaege und viertens richteten die sich wie gesagt an die Linke.
Ich denke in der Tat, dass die Kritik an Deutschland einzig mit dem Verweis auf die Vergangenheit oberflaechlich, ideologisch und von Tag zu Tag wertloser ist. Das heisst nicht, dass man die Kritik an Deutschland einstellen sollte, im Gegenteil. Ich denke, derjenige stellt sie nach und nach ein, der Deutschland aus seinem antideutschen Reflex heraus als Hauptfeind der Juden und Israels charakterisiert, und nicht zur Kenntnis nimmt, welche Rolle Deutschland gegenueber Israel und in der Weltpolitik insgesamt tatsaechlich einnimmt, und wo die viel groessere Gefahr fuer Israel und die Juden derzeit droht. Aber dann muesste man ja wieder ueber Islamisten und Jihadisten reden, und das moegen die, die mich da kritisiert haben, ja nicht. Unterstellen gleich Rassismus, oder meinen, ich haette da so eine Manie... Und um nicht ueber den Iran reden zu muessen, reden sie halt lieber ueber das boese Deutschland und die Shoa und die verweigerten Entschaedigungszahlungen usw. Alles gut und wichtig, aber so wie es gerade laeuft, eine Instrumentalisierung der Shoa, die ich nicht akzeptieren mag.
Deutschland kritisieren, kann (wenn wir ueber Aussen-, Weltpolitik reden) nur bedeuten, zu kritisieren, dass sich Deutschland nicht genuegend positioniert im Nahost-Konflikt, nicht eindeutig genug, nicht bedingungslos genug hinter Israel stellt. Das kann man aus der Shoa begruenden, muss man aber nicht. Denn auch von allen anderen Staaten sollte so eine Positionierung gefordert werden, auch solche, die nicht einen Massenmord an Juden vorzuweisen haben. Es ist egal, ob ein Staat eine Geschichte wie Deutschland hat oder eine wie Frankreich, oder eine wie Polen, oder eine wie Russland oder die USA: Wichtig ist, dass sich diese Staaten eindeutig gegen die Koaltion den Jihadisten und hinter Israel stellen. So einfach ist das. Wer mir da mit der deutschen Sonderrolle kommt, und der Shoa, den finde ich verdaechtig.
Eventuell mal einen Schlussstrich zu ziehen, das habe ich nicht im Hinblick auf die "deutsche Nation", sondern auf dessem kritischsten Teil der Linken gesagt. Wer sich jetzt hinter der Shoa vor den konkreten Herausforderungen (Hizbollah entwaffnen, Israels Norden schuetzen) versteckt, der steht bald neben Westerwelle, Stoiber und der Friedensbewegung ganz wunderbar in nationaler Aufstellung.
Nun kann ich aber immer noch nicht weiter darueber diskutieren, denn ich verlaengere meine Reise noch etwas - und zwar aus lauter Deutschland-Abneigung, um die Antideutschen unter Euch zu beruhigen.
Jetzt noch ein paar Tage Amsterdam und dann noch ein bisschen weiter urlauben.
Ich glaube, ich geh jetzt ein bisschen Boot fahren....
Achso. Und an den verehrten Kollegen Torsun: Wie ich Deinem Blog entnehme, hat Dich die Lektuere, die ich Dir in die Hand gab, maechtig inspiriert :-) Das machen wir dann aber auch mal zusammen!
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