Out of Control
Eine interessante und gar nicht abwegige Debatte: Journalisten-Blogs vs. redaktionell betreutem Journalismus... Christoph Keese hat in dem, was er über Blogs und professionellem Journalismus sagt, nicht ganz Unrecht, aber langweilig klingt das trotzdem... "Beide Konzepte markieren Gegensätze." Ja. Genau darin liegt die Spannung! Aber, wie es viele Blogger nun tun, Redaktion als "bürokratisches Verfahren" oder "Zensur" zu bezeichnen, ist Quatsch. Hmm... Die Debatte hat - aus Zeitungsmachersicht zumindest - gerade erst begonnen...
7 Comments:
Naja, so fresh ist die Diskussion generell nicht und wenn die deutsche Top A- Journaille meint darüber schwadronieren zu müssen, was denn Blogs ausmachen täte, ist das Resultat mehr als peinlich. Da purzeln dann Sätze wie "Wir müssen als professionelle Medien eine Haltung zu Blogs entwickeln, und die Debatte darüber steht noch aus." Christoph Keese aus dem Mund. Ja, hätte man vor ein paar Jahren sich mal Gedanken machen können...
es geht ja nicht um blogs an sich, sondern um blogs, die in einem online-auftritt eines print-mediums eingebunden sind. und dass da zwei unterschiedliche ansprüche eines solchen mediums aufeinanderprallen, ist ja nun offensichtlich. ich finde das durchaus nicht ausdiskutiert, und sehe jedenfalls das problem, dass keese beschreibt. ob die konsequenz, die springer gezogen hat, nun die richtige ist, bezweifel ich auch, zumindest ist sie öde und mutlos...
Zensur würde ich das auch nicht nennen, aber verglichen mit Bloggen ist es schon ein bürokratisches Verfahren, oder? Zumindest so, wie Keese es beschreibt: Wenn ein Text vier- bis fünfmal gegengelesen, korrigiert, umgestellt wird, dann geht die Spontaneität des Bloggens ziemlich verloren, finde ich.
@statler. ja stimmt schon. damit ist das bloggen innerhalb des online-auftritts von springer mehr oder weniger tot. da hast du ja recht. aber die frage stellt sich tatsächlich, inwieweit blogs zu medien passen, die eine redaktion haben und redaktionelle richtlinien und einen bestimmten journalistischen anspruch. denn diese blogs durchbrechen all das. das ist zum einen der reiz von blogs, weshalb ich sie ja sehr mag, aber das ist eben auch der unterschied zum journalismus. da muss sich eine redaktion schon entscheiden, wie sie damit umgeht. und zu sagen, das ist nicht vereinbar, finde ich plausibel - wenn auch wie gesagt öde und mutlos. ich hätte mir eine andre entscheidung von springer gewünscht, aber ich finde die argumentation von keese schon auch nachvollziehbar...
Ich denke halt nicht, dass die Verlage das Format Blog verstanden haben (Lobo/Friebe bezeichnen diese Form von Blogs in ihrem Buch "Wir nennen es Arbeit" als "Verlagsblogs"). Man möchte etwas vom Web 2.0 Kuchen abhaben und imitiert eben das Format. Rischtisch geil ist das aber i.d.R. nicht, denn das Bloggen lebt ja gerade davon - wie schon erwähnt - dass es nicht in den Redaktionsalltag einbunden ist und dadurch auch nicht an dessen Regeln gebunden ist. Verlagsblogs - das ist so wie Punkklamotten bei New Yorker kaufen. Das Interessante wird außerhalb geschrieben; etwa auf achtgut.de (also nichts mit der These, Journalisten könnten nicht gut bloggen).
ich tendiere auch zu der meinung, blogs innerhalb des online-auftritts eines redaktionellen mediums, sollten eine echte spielwiese für die autoren und somit 'out of control' sein. dann können sie durch ihre spontaneität schon bereichernd wirken. eine gewisse spannung aufbauen. aber die trennung vom redaktionellen inhalt muss schon sehr klar und deutlich sein. und da mangelt es zuweilen auch an der wahrnehmung beim publikum. und wie gesagt, eine redaktion/ ein verlag muss sich gut überlegen, was sie/er vermitteln will, und inwiefern sie/er ihre/seine journalistischen kriterien zur disposition stellt. also ich bin da immer noch unschlüssig, was ich davon halten soll...
nebenbei bemerkt habe ich meinen nietengürtel bei new yorker gekauft, was den vorteil hat, dass man durch jede sicherheitskontrolle kommt, ohne dass es piepst...
ist doch so: wenn ich blogs lese, weiß ich, das sind eher so interessantere kneipengespräche, die ich mitverfolgen kann. bis auf ein paar blogs mit journalistischem anspruch muss ich halt drei mal gegenchecken (was eher mit zeit als mit können zu tun hat) wenn ich mich drauf beziehen will, von zeitungsmachern erwarte ich, das ich nur zweimal gegenchecken muss.
btw: nannte man die anfänge des bloggens nicht mal gonzo-journalismus?
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