Donnerstag, Dezember 13, 2007

Die Hetze des Alltags
Tatarszentgyoergy ist ein kleines ungarisches Städtchen etwa 60 Kilometer südöstlich von Budapest. Es gibt nur etwa zehn Straßen, die wenigsten davon asphaltiert. 1800 Menschen leben hier, ein Reiterhof versucht, Touristen anzulocken. Mehr ist hier nicht los. Eine deutsche Reiterferienvermittlung aus Bonn bietet an, die Gegend mit der Kutsche zu erkunden: „Vergessen Sie die Hektik und die Hetze des Alltags/ Zuhause in einer Zigeunerkutsche, mit der Sie in der Natur frei und ohne Sorgen fahren können!“
Genau das ist allerdings fraglich. Die Roma in Tatarszentgyoergy leben jedenfalls alles andre als sorgenfrei, vor allem, seit am vorigen Sonntag 250 Faschisten der "Magyar Garda" durch das sonst so verschlafene Dorf marschierten, in schwarzen Uniformen, mit Armbinden, Springerstiefeln. Sie demonstrierten mit ihrem paramilitärischen Landausflug gegen die Roma des Ortes, die etwa ein Viertel der Bevölkerung ausmachen. Dafür bekamen sie Beifall von Anwohnern. Touristen mit "Zigeunerkutschen" sind aber sicherlich auch weiterhin gern gesehen.

(Aus der aktuellen Jungle World)

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