Samstag, Oktober 27, 2007

Ganz wichtig: Öfter mal entspannen!

Nessi mach kein Quatsch!
Neulich schlenderte ich bei mir durch den Kiez und da stieß ich an jeder zweiten Ecke auf diesen Aushang. Ich war erschüttert, musste richtig mit den Tränen kämpfen. Nessi! Sag mal, spinnst Du? Meld Dich gefälligst, tauch auf! Nessi-Sichtungen bitte hier melden!

Donnerstag, Oktober 25, 2007

Wir müssen eine Mauer bauen... (Rocko Schamoni)
Mauern? Böse, ganz böse. Mauern trennen. Mauern sind Grenzen. Mauern markieren das Ende der Freiheit. Hinter Mauern will niemand leben, eingemauert möchte man nicht sein, mauern in der Diskussion ist unfair, Mauerblümchen sind uncool. Break down the Wall! Open the Gate! Die Mauer muss weg! Das scheint dem Menschen ein ganz grundsätzliches Anliegen zu sein. Ohne Mauern wäre einfach alles viel schöner und besser, verdammt sollen die Schurken sein, die den Mörtel erfunden haben!

Drum ist es auch völlig legitim, den israelischen Schutzwall mit wahlweise KZ-Mauern, der DDR-Mauer oder mit jener Mauer, auf der die kleine Wanze liegt, zu vergleichen, denn tatsächlich: Es handelt sich zwar größtenteils um einen Zaun, aber an einigen Stellen ist es, da beißt die Maus kein Faden ab: eine Mauer. Nun will der Fotograf Kai Wiedenhöfer an der Berliner East Side Gallery - so nennt man das Überbleibsel der Berliner Gallery, äh, Mauer - Fotos aus seinem Bildband „The Wall" zeigen. 2,80 Meter hoch, sollen sie dort im Frühling drei Wochen lang hängen. Selbstredend sind es nicht Fotos vom DDR-Todesstreifen, sondern Fotos von der israelischen Schutzanlage, die als Reaktion auf die vor ihrer Errichtung zahlreichen Selbstmordattentate in Israel gebaut wurde.

Die Aussage ist klar: So wie die Berliner Mauer fiel, wird und soll auch die israelische fallen. Man könnte die Fotos natürlich auch auf die Chinesische Mauer tapezieren oder auf jene zwischen Indien und Pakistan, oder der zwischen Nord- und Südkorea, oder zwischen Saudi-Arabien und dem Jemen, oder der, die der Iran an der Grenze zu Pakistan baut, oder dem Zaun zwischen Simbabwe und Botswana - vielleicht auch gleich an die Klagemauer oder an die Mauern im eigenen Kopf.

Aber am einfachsten ist es in Berlin, denn da gibt es verständnisvolle Kulturbeauftragte, die sich an derlei origineller Gesellschaftskritik erfreuen können. Etwa die ehemalige Kultursenatorin Adrienne Göhler. Sie bestreitet gegenüber der Berliner Zeitung, dass es bei dem Kunstprojekt um eine Gleichsetzung der Berliner und der israelischen East Side Gallery gehe. Aber man solle der Realität doch bitte mal ins Gesicht sehen: "Es stellt sich die Frage, ob man der Realität ins Gesicht sehen will. Denn die israelische Mauer durchschneidet zu 80 Prozent palästinensisches Gebiet, nur 20 Prozent trennen Israelis von Palästinensern." Woher sie das hat, wissen wir nicht, aber es ist natürlich ein schlagendes Argument dafür, die Poster in Berlin aufzuhängen, denn wie wir wissen, war das Hauptproblem bei der Berliner Mauer, dass fortan die Wessis auf dem Weg zu ihrem Olivenbaum eine viertel Stunde Umweg in Kauf nehmen mussten.

Nein, nein, Frau Göhler hat schon Recht. Mauern sind böse und gehören eingerissen. So wie die Mauern der als World Trade Center getarnten „Phallussymbole“ in New York. Wie man hört, hat sie bereits angefangen, die Wände ihrer Wohnung abzutragen. Viel Erfolg!

Mittwoch, Oktober 24, 2007

Lustprinzip
Freud Euch des Ravens!
Einmal wird er (<-) noch wach, dann ist es soweit.

Stagediving und mehr - morgen pünktlich um 22 Uhr im eel pie in Berlin!



Dienstag, Oktober 23, 2007

Feuerwehr mit Herz
In der Steiermark trug sich ein tragischer Unfall zu, bei dem 120.000 Eier zu Schaden kamen. Die österreichische Kleine Zeitung berichtet wie folgt. Am meisten hat mich der Satz beeindruckt: „Die Feuerwehr war zunächst damit beschäftigt, jene wenigen Eier einzusammeln, die bei dem Unfall unbeschadet geblieben sind.“ Na da werden noch Prioritäten gesetzt! Da hab ich mich mal bei der Freiwilligen Feuerwehr Sebersdorf umgeschaut und gesehen, dass sie echt goldige Gesellen sind. Bei einer Brandschutzübung, war der erste Feuerwehrmann bereits eine (!) Minute nach dem Alarm vor Ort, und es war auch noch der Bürgermeister höchstpersönlich. Applaus! Ob er auch am Auflesen der Eier beteiligt war, weiß ich aber nicht.

Hier das Protokoll der Brandschutzübung im Kindergarten:

10.00 Uhr: Ein Nebelgerät wird im Heizraum aufgestell.
10.50 Uhr: Alexander ruft: „Du, Tante da draußen nebelt`s
so wüd“.
10.51 Uhr: Mit der Gashupe werden die Kinder in Alarmbereitschaft gebracht. Kinder reagieren sofort und sind sehr schnell bei Frieda am Ausgang. Schlüssel mitnehmen!
Tel.: 03332/122: Meldung: Margareta Oswald, Kindergarten Sebersdorf. Übungsannahme: Brand im Kindergarten. Starke Rauchentwicklung im Heizraum. Wir brauchen die Feuerwehr
10.52 Uhr: Sirene heult, erster Feuerwehrmann: Bürgermeister Haindl! Feuerwehr nach kurzer Zeit zur Stelle.

Und hier die Unfallmedlung:

LKW stürzte über Böschung: 120.000 Eier zerbrochen
Kurioser LKW-Unfall am Montag in Großhart - Feuerwehr Sebersdorf im Ei(n)satz.

Wie kann man rund 120.000 Eier auf einmal aufschlagen? Ungewollt wurde diese Frage am Montag im Bezirk Hartberg bei einem kuriosen Lkw-Unfall geklärt.
Nachdem einem LKW-Lenker auf der Gemeindestraße bei Großhart gegen 8 Uhr auf seiner Seite ein Auto entgegenkommen war, musste er mit seinem Fahrzeug ausweichen. Der mit Eiern beladene Lastkraftwagen geriet dabei über eine Böschung, der Anhänger kippte draufhin um - und rund 120.000 Eier wurden zerschlagen. Die Feuerwehr war zunächst damit beschäftigt, jene wenigen Eier einzusammeln, die bei dem Unfall unbeschadet geblieben sind. Danach musste der LKW geborgen werden.

Samstag, Oktober 20, 2007

Bücher und Menschen
Ach, heute bekommt Ihr mal ein Gedicht, das ich vor 12 Jahren geschrieben habe... biddeschööön:


Stalin
"Die deutsche Ausgabe
der Werke J.W. Stalins
erfolgt auf Beschluß des Parteivorstandes
der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands
und wird entsprechend der russischen Ausgabe
in 16 Bänden vorgenommen."

Ich selbst hab durch ne kleene Erbschaft
neun davon bekommen.

Jetzt fehln mir die letzten sieben.
Wo sind diese restlichen Bände
in braunem Leder
bloß geblieben?

Was wollte mir Genosse Stalin noch sagen?
Hat er sich am Ende mit den Anarchisten wieder vertragen?

Und Trotzki, der lebt noch auf Seite 270
des 9. Bandes. Det jibts nich?

Oh doch, aber was ist aus ihm geworden?
Verleiht Stalin dem Trotzki in Band 16 nen Orden?

Ach, werte die Menschen, die Menschen nicht nach den Worten,
die sie wählen.
Es sind die Taten, die Taten sind es allein, die zählen.

Freitag, Oktober 19, 2007

Apropos Autobahn

Hitler und die Autobahn - da wird ja auch gerne mal übertrieben...

Dienstag, Oktober 16, 2007

30 Jahre Stammheimzellenforschung,
40 Jahre deutsch-palästinensische Freundschaft

Das öffentliche Reden über die RAF ist ein Reden über die Gewalt. Über deren politische Basis wird kaum ein Wort verloren.

Von der Gewalt sollen sie sich distanzieren, Reue zeigen, sich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigen – die öffentliche Auseinandersetzung mit den ehemaligen RAF-Mitgliedern gleicht einem monströsen Beichtstuhl. Neben akribischen Spekulationen rund um die berühmte Nacht von Stammheim, geht es dabei aber hauptsächlich um Befindlichkeiten. Die Öffentlichkeit, vor allem Publizisten und Rezipienten, die selbst einst in der 68er Studentenbewegung irgendwo mitmischten, möchten den reuigen Sündern nur allzu gerne vergeben, wenn, ja wenn sie sich nur konsequent vom bewaffneten Kampf distanzieren. Klar, Stefan Aust und Thomas Schmid griffen nicht zur Waffe (soweit man weiß), haben jedenfalls niemandem gewaltsam etwas angetan – und beaufsichtigen heute eine Pferdezucht bzw. die Welt. Von den Schilys und Joschkas gar nicht erst zu reden. Ihnen allen verlangt man in diesen Tagen keinen Bußgang ab. Nur der bewaffnete Arm der 68er-Linken soll im Nachhinein abgehackt werden, nicht zuletzt, um dieser Bewegung, der sie entstieg, die Absolution zu erteilen.

So unumgänglich und notwendig die Auseinandersetzung mit der mörderischen Gewalteskalation ist, die politische Auseinandersetzung wird so eher verkleistert als gefördert. Und das ist wohl auch im Sinn all der moralischen Aufarbeiter im Weinberg des Herrn. Denn die politische Katastrophe, die die Politik der RAF darstellte, ist ebenso die politische Katastrophe der Linken jener Zeit.

Katastrophe? Ja. Eine Linke, die sich nichts dabei dachte, die Alliierten, also die Befreier vom Nationalsozialismus, als feindliche Besatzer zu bezeichnen, die nicht aufschrie, als Ulrike Meinhof von „Israels Nazi-Faschismus“ sprach und davon, man solle „das deutsche Volk vom Faschismus freisprechen“, um im Gegenzug das Massaker an israelische Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 in München zu begrüßen, eine Linke, die die Selektion jüdischer Geiseln 1976 in Entebbe ohne mit der Wimper zu zucken zur Kenntnis nahm, die das sozialdemokratische Deutschland der siebziger Jahre als faschistisch bezeichnete, während sie Maos Kulturrevolution in China feierte, bei der zigtausende politische Gegner ermordet wurden - welche politischen Kategorien hatte die überhaupt?

Es war eine reichlich verkorkste Nachkriegsgeneration, die, wie es Richard Herzinger auf Welt-Online treffend formulierte, „den antifaschistischen Widerstand, den ihre Eltern nicht geleistet hatten, (…) jetzt im Kampf gegen die einstigen Gegner Nazideutschlands nachholen“ wollte, und damit alles andere als Antifaschismus praktizierte. So zu tun, als sei all dies nur auf den Mist der RAF gediehen, ist jedoch eine bequeme Haltung für all die Alt-68er, die jetzt so gerne mit dem Finger auf jene zeigen, für die sie damals mindestens „klammheimliche“ Sympathie empfanden. Von der Gewalt können sich diese ehemaligen Studentenrevolutionäre heute leicht distanzieren, ihnen fehlte damals vielleicht schlicht der Mut, in den Untergrund zu gehen. Ihr politisches Denken jedoch unterschied sich kaum von dem der RAFler. Was also bringt uns das Insistieren auf die Distanzierung von der Gewalt heute noch? Selbst die RAF hat bereits 1998 die Waffen niedergelegt, die Militarisierung ihrer Politik als schweren Fehler kritisiert. Alle RAFler, derer man habhaft wurde, wurden verurteilt, haben ihre Strafen abgesessen – das alles ist Geschichte.

Gewalt ist zudem kein objektiver Begriff, bzw. bezieht seine Objektivität ausschließlich aus der jeweils aktuell gültigen Rechtslage (wahlreise religiöse Schriften). Sich allein darauf zu berufen, ist unzulässig, das haben auch die Nazi-Verbrecher in den Nürnberger Prozessen getan. Selbstverständlich gibt es gerechtfertigte Gewalt, notwendige Gewalt. Nur Radikalpazifisten und Nonnen können das ernsthaft bestreiten. Hätte die andere R.A.F., die britische, nur Sit-Ins veranstaltet, wo wären wir heute? Wichtiger als die abstrakte Kritik der Gewalt ist jetzt die Kritik der Motive jener Gewalt. Die Motive, die Munition für die Gewalt, lieferte jedoch die gesamte Linke.

Der Kommunistische Bund forderte 1973 die „Zerschlagung des zionistisches Staates“ Israels. Hat in diesem Gedenkjahr eigentlich schon irgendjemand vom früheren KB-Mitglied Jürgen Trittin eine Stellungnahme dazu eingefordert? Der maoistische, die Roten Khmer hofierende KBW bezeichnete die Fernsehdokumentation „Holocaust“ 1979 als „zionistische Propaganda“. Hat man die KBW-Mitglieder Reinhard Bütikofer und Ulla Schmidt schon dazu interviewt? Joschka Fischer wurde als Außenminister regelmäßig mit den Prügel-Fotos aus Frankfurt konfrontiert, dass er 1969 in Algier Jassir Arafats Rede über den Kampf gegen Israel bis zum „Endsieg“ lauschte und dazu die Faust zum Gruß erhob, war hingegen immer nur eine Randnotiz wert. Die PDS/Linkspartei/Linke distanziert sich gern von Militanz, die Zusammenarbeit von SED und PLO hat man dort noch nie aufgearbeitet.

Gewalt böse finden, das ist eine leichte Übung. Das unterschreibt dir jeder, selbst der größte Massenmörder. Die Aufarbeitung der linken Irrungen und Wirrungen der letzten 40 Jahre, das ist eine ganz andere Herausforderung. Wer das jedoch nicht möchte, der sollte über die RAF schweigen.


Bild1: Stefan Aust (Mitte), Quelle

Bild 2: RAF-Anwalt Schily, Revolutionärer Kämpfer Fischer und RAF-Anwalt Schröder

Samstag, Oktober 13, 2007

Hä?
Da hab ick mir wohl vahört. Frau von der Leyen hat nicht gefordert:
Kinderschnitzel erst ab 14 Jahre!
Aber es muss irgendwas ähnliches gewesen sein…

Donnerstag, Oktober 11, 2007

Die Rückkehr der Tempelritter
…lautet das Schwerpunktthema der heute erschienenen Jungle World. Warum? Weil vor 700 Jahren der Orden der Tempelritter zerschlagen wurde – die Verschwörungsideologien um sie jedoch weiterhin bestehen, sich mit Freimaurerfeindschaft paaren und am Ende – obwohl wir es bei den Templern mit einer durch und durch christlichen Angelegenheit zu tun haben - zu einem Brei antisemitischen Verschwörungsdenkens werden…

Daneben ist das Thema auch interessant, weil es bis heute Ritter und Ritterorden gibt, weil auch heute noch Christen ihren Anspruch auf das „Heilige Land“ erheben und weil sich im israelsolidarischen Milieu einige wirre Geister befinden, die sich bei ihrem Kampf gegen Islamismus und für die Verteidigung des Abendlandes ausgerechnet auf die Kreuzritter beziehen.

Mein Artikel von Heute hier unten (angereichert mit Links) - die Beiträge von Wolfgang Wippermann, Daniel Kulla und das Interview mit dem Freimaurer und Freimaurerforscher Helmut Reinalter hier.


Vom Tempelberg nach Tempelhof
Vor 700 Jahren wurde der Orden der Tempelritter zerschlagen. Ritter, Ritterorden und den christlichen Anspruch auf das »Heilige Land« gibt es auch heute noch. Von Ivo Bozic

Am frühen Morgen des 13. Oktober 1307, einem Freitag, öffneten überall in Frankreich die Leiter der königlichen Polizeidienststellen einen versiegelten Umschlag. Kurz darauf begann eine landesweite Großrazzia und Verhaftungswelle gegen die Angehörigen des Templerordens. Der volle Name des damals etwa 200 Jahre alten Ordens lautete »Arme Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel«, es war der erste Orden, in dem die Stände der Ritter und Mönche verschmolzen, er war hoch angesehen als wichtigste militärische Einheit beim Kampf ums »Heilige Land«. In über 1.000 Komtureien, den Gutshöfen, Ländereien und Klöstern des Ritterordens fielen an jenem Morgen Polizisten ein und verhaftet 546 Tempelritter. Illegalerweise übrigens: Die Templer unterstanden ausschließlich dem Papst, jedoch keiner weltlichen Gerichtsbarkeit. Auch der folgende, über sieben Jahre dauernde Prozess entbehrte jeder rechtlichen Grundlage, erst recht nach heutigem Verständnis. Zwar wurden die Beschuldigten vor Gericht gehört, doch unter Folter hatte man ihnen längst Geständnisse abgepresst, die die 172 größtenteils absurden Anklagepunkte zu bestätigen schienen. Selbst der Großmeister des Tempels, Jacques de Molay, gestand zunächst, widerrief dann allerdings seine Aussagen. Zu den Vorwürfen gehörte die angebliche Anbetung eines Götzenbildes, die Verleugnung Christi, die Besudelung des Kreuzes, Homosexualität, Bündelei mit den Muslimen, Verschwendung der Ordensgüter, Habgier bei Geschäften.

In Wirklichkeit jedoch wurden die Templer Opfer eines Machtkampfs zwischen dem französischen König Philipp IV. und dem Papst. Dem König war der Orden zu mächtig geworden. Die in ganz Europa verbreiteten Mönchsritter stellten eine Art nicht-territorialen, extralegalen Staat im Staate dar, der zudem Bankgeschäfte erledigte und noch dazu über enorme Besitztümer verfügte – auf die es König Philipp ebenfalls abgesehen hatte.
Die Templer wurden schließlich allesamt verurteilt, zu lebenslanger Kerkerhaft oder zum Tode. 1314 wurde schließlich der Großmeister Jacques de Molay in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Bereits 1312 war der Orden verboten worden. Die Besitztümer, vor allem Ländereien in ganz Europa, gingen unter anderem an den dem Templerorden sehr ähnlichen Johanniterorden. Während für die Templer jener 13. Oktober, der sich dieser Tage zum 700. Male jährt, also wahrlich ein Pechtag war, war er für die Johanniter ein echter Glückstag. Noch heute fahren sie ihre Krankenwagen auf unseren Straßen umher. Neben dieser modernen Erscheinung pflegen jedoch 3.900 »Ritter« unter Vorsitz des »Herrenmeisters« Oskar Prinz von Preußen noch immer ihren geistlichen Orden, gegliedert wie vor hunderten von Jahren in »Balley«, »Kommenden« (Genossenschaften) und Ordensregierung. Der Johanniterorden ist Teil der Evangelischen Kirche Deutschlands.

Auch der katholische Malteserorden, der sich von dem im 16. Jahrhundert reformierten Johanniterorden abgespalten hatte, ist heute nicht nur eine karitative Hilfsorganisation, sondern auch ein geistlicher Orden mit »Rittern« und »Damen«, die bei ihrer Aufnahme Armut, Keuschheit und Gehorsam geloben und von einem »Großmeister« geleitet werden. Zugleich ist der Malteserorden so etwas wie ein Staat ohne Territorium. Er hat den Status eines »nichtstaatlichen Völkerrechtssubjekts«, verfügt über eine eigene Währung und genießt Beobachterstatus bei der Uno.

Der Deutsche Orden, der dritte während der Kreuzzüge im »Heiligen Land« aktive und nach dem Vorbild der Templer gegründete Ritterorden, konnte nach dem Verbot der Templer ebenfalls weitermachen. Er widmete sich im 13. und 14. Jahrhundert vor allem der blutigen Eroberung und Christianisierung Osteuropas. 300 Kreuzzüge führten die Deutschritter zwischen 1305 und 1409 gegen die Litauer, jeder einzelne ein gnadenloses Gemetzel. Heute gibt es den Deutschen Orden immer noch, oder besser gesagt wieder. Eines seiner Mitglieder ist Laienbruder Edmund Stoiber, bis vor kurzem Ministerpräsident Bayerns.

An die Templer hingegen erinnern nur noch einige Burgen, Kirchen und Ruinen in Europa und im »Heiligen Land«. Und Straßen- und Ortsnamen wie zum Beispiel Tempelhof. Der heutige Berliner Bezirk gehörte ebenso wie die Ortschaften Mariendorf, Marienfelde und Rixdorf zu den Besitztümern des Templerordens. Die Siedlungen gingen nach deren Verbot in den Besitz der Johanniter über, die sie 1435 dann an die Stadt Berlin verkauften. Auch die heutige Tempelherren-Grundschule in Tempelhof ist nach den Mönchsrittern benannt, ein Templerkreuz ziert das Gebäude. Die Bürgerzeitung der CDU-Tempelhof nennt sich Der Templer und ist ebenfalls mit einem Templerkreuz dekoriert.

Es gibt auch heute noch Orden, die sich in der Tradition der alten Templer sehen, allerdings kann von einer historischen Kontinuität keine Rede sein. Dennoch beziehen sich die diversen Neo-Templer auf die Geschichte und Werte der Kreuzfahrer und sind teilweise auch im »Heiligen Land« aktiv, wo sie Altenheime, Kindergärten und Kirchen vor allem in Jerusalem, Gaza und der Westbank unterstützen. Ihnen gemeinsam ist eine sehr kritische Einstellung zum israelischen Staat, den sie für die Lage der Palästinenser in den besetzten Gebieten verantwortlich machen. Das gilt auch für den »Deutschen Verein vom Heiligen Lande«, dessen Präsident Kardinal Joachim Meisner ist, der im Februar eine Pilgerfahrt deutscher Bischöfe organisierte, bei der schwer antiisraelische Äußerungen fielen.
Ihren Auftrag sehen diese Organisationen – ganz in der Tradition der Ritterorden – im »Schutz der heiligen Stätten« und in der Verbreitung des Christentums im »Heiligen Land«. Die ursprüngliche Absicht des »Deutschen Vereins vom Heiligen Lande« im 19. Jahrhundert war, deutsche Katholiken in Palästina anzusiedeln, was jedoch daran scheiterte, dass sich keine Siedler fanden.

Erfolgreicher als die Katholiken waren in dieser Hinsicht die Protestanten. Auch die württembergische »Tempelgesellschaft« hatte die christliche Kolonisierung Palästinas zum Ziel, bis zum Jahr 1920 siedelten rund 2 500 so genannte »Templer« in Palästina. Es war die erste erfolgreiche europäische Ansiedlung in der Region seit den Kreuzzügen. Diese deutschen »Templer« waren stark nationalistisch, radikal-protestantisch und judenfeindlich eingestellt und bildeten ab 1931 sogar NS-Organisationen. Von dieser Siedlerbewegung sind heute in Israel, etwa im Zentrum Haifas, noch viele Spuren zu sehen. Mit dem Orden der Tempelritter hatten diese neuzeitlichen Templer jedoch – abgesehen vom christlichen Anspruch auf das »Heilige Land« – nichts zu tun.

Die historischen Ritterorden wurden gegründet, um nach der Eroberung Jerusalems das christliche Königreich, die heiligen Stätten und die Pilger zu schützen – und nicht zuletzt zur militärischen Unterstützung der Kreuzzüge. Die Kreuzzüge galten zwar hauptsächlich der Eroberung des »Heiligen Landes«, auf dem langen Weg nach Palästina wüteten Kreuzzügler jedoch auch gegen die »Heiden« im eigenen Land – die Juden. Im Rheinland, Frankreich und Prag wurden Juden zu Tausenden hingemetzelt. Während die meisten Kreuzzugsteilnehmer aus Europa nach Palästina zogen, um dort ein paar Schlachten zu schlagen und reichlich muslimisches Blut zu vergießen und, falls man überlebte, was nur einer Minderheit gelang, möglichst schnell wieder nach Hause zurückzukehren, hatten die Templer und Hospitaliter (Johanniter) jedoch im Königreich auszuharren und die eroberten Festungen gegen die Muslime zu verteidigen.

So tragen die Templer ihren Namen nicht nach irgendeinem beliebigen Tempel, sondern nach jenem auf dem Tempelberg in Jerusalem. Als die Templer dort ihr Hauptquartier bezogen, stand da jedoch schon lange kein Tempel mehr, sondern wie noch heute die al-Aqsa-Moschee. In diesem Gebäude waren damals die Templer untergebracht, knapp 90 Jahre lang konnten sie die Bastion halten. Nachdem 1291 die letzte Kreuzritterburg in Akko gefallen waren, war das »Heilige Land« für die Christen verloren. Die Templer, die ihre eigentliche Aufgabe verloren hatten, zogen sich auf ihre Komtureien und Landgüter in Europa, vor allem Frankreich, zurück.

Von den Templern ist, nachdem man ihnen an jenem Freitag vor 700 Jahren auf der Grundlage einer groß angelegten Verschwörungstheorie den Garaus machte, wie gesagt, nicht viel geblieben. Geblieben sind eigentlich nur die Verschwörungstheorien selbst. Derer allerdings gibt es so viele, dass man sie kaum alle aufzuzählen vermag. Umberto Eco hat sich im »Foucaultschen Pendel« mit dieser Verschwörungsinflation auseinandergesetzt. Angeblich sollen einige Templer überlebt haben und nach Schottland geflohen sein. Dort seien aus ihnen die Freimaurer entstanden, lautet eine gängige Theorie. Sie sollen außerdem die Gotik erfunden, Nordamerika entdeckt und die Französische Revolution organisiert haben. Außerdem sollen die Templer das Geheimnis des Heiligen Grals hüten, das die Grundfesten der Kirche erschüttern könnte: Jesus habe mit Maria Magdalena ein Kind gezeugt, noch heute lebten die Nachfahren. Und so weiter und so fort.

Das lebhafte Interesse an Verschwörungstheorien korrespondiert dabei mit jenem an den Kreuzzügen. In einer Ausstellung im österreichischen Schallaburg mit dem launigen Titel »Die Kreuzritter. Pilger. Krieger. Abenteurer« wurde vorige Woche bereits der 150 000. Besucher begrüßt. Und, last but not least, gibt es im israelsolidarischen Milieu einige wirre Geister, die sich in ihrer Kritik am Islamismus und in ihrer Verteidigung des Abendlandes ausgerechnet auf das Kreuzrittertum beziehen. »Israelsolidarisch« ist das jedoch keineswegs: Das kreuzritterliche Abendland hatte im »Heiligen Land« keine Juden vorgesehen.

Mittwoch, Oktober 10, 2007

Palis vor Annapolis
Mit dicker Hose

Wurfsendung


Dienstag, Oktober 09, 2007

Dissent World
Leider konnte das Interview der Jungle World mit Mitchell Cohen vom US-Magazin Dissent, das wir für unseren Schwerpunkt zum New Atheism mit ihm geführt haben, wegen Platzproblemen letztlich nicht erscheinen, nun ist es aber dankenswerterweise bei Dissent online nachzulesen. Grüße übern großen Teich!
Und hier der Link

Nix zum 40.

Montag, Oktober 08, 2007

Voll wars
und laut und so viele nette Leute! Zuviele, um mit allen Bekannten ein Pläuschen zu halten, was ich gerne gemacht hätte. Fast 1000 Gäste drängten sich am Samstag in der Maria am Ostbahnhof und erlebten eine tolle Show in entspannter Atmosphäre. Ich konnte mich erst so ab 2 Uhr nachts langsam entspannen, dann aber bis zum nächsten Mittag. Grundsätzlich sollte man es so machen wie ich, und als letzten Club seiner nächtlichen Tour einen wählen, der in Nähe des eigenen Zuhauses liegt, vor allem wenn man komplett nassgeschwitzt ist und dazu mit seiner Hose in einer Bierlache saß...

Samstag, Oktober 06, 2007

Buchmessen-Mathematik
Die Summe aller Konzentrationslager ergibt... den israelischen Schutzwall.
Thomas von der Osten-Sacken über einen unglaublichen Skandal - hier.
-


Die Quandts,
der Panther
und ich

Da ich große Teile meiner Kindheit spielend auf dem Familiengrab der Quandts (auf dem Waldfriedhof Bad Homburg), genauer gesagt, auf dem Rücken des dort stehenden steinernen schwarzen Panthers zugebracht habe (zuletzt habe ich dort im Herbst 2003 noch einmal einen Ritt unternommen), interessiert mich die aktuelle Debatte um jene sehr deutsche Dynastie natürlich besonders. Alles Wesentliche dazu: HIER

Heute Abend:


+ Special Guest! Oh, der Überraschungs-DJ wurde schon verraten... ;-)
Na, wir sehn uns dann dort!

Freitag, Oktober 05, 2007

Wo ist FAZ?
So unübersichtlich sind unsere Redaktionsräume eigentlich gar nicht. Trotzdem war die Frage des Tages: „Wer hat die FAZ gesehen?“ Alle wollten das neue Layout der FAZ bewundern, aber die Zeitung war verschwunden. „Wer hat denn die FAZ?“ und „Jemand muss doch die FAZ haben.“ waren auch so beliebte Sätze. Schließlich, keiner weiß, wie, tauchte sie plötzlich auf. Lag einfach so da auf einem Tisch. Neben all den anderen bunten Tageszeitungen. Ein kurzes Durchblättern und schon war das Interesse wieder verflogen. Wo ist denn die Fraktur geblieben? Aha, ach so. Endlich sieht die FAZ aus wie die anderen Zeitungen auch. Warum? „…hier dringt die Zeit auf Veränderung“, erklärt die FAZ .
Die Zeit? Weder die Hamburger Wochenzeitung noch die gleichnamige Ordnung im Auftreten von Ereignissen hat die Kollegen in Frankfurt für gewöhnlich aus ihrem gewohnten Tritt gebracht. Die Zeit ändert sich und die FAZ auch. Wer nicht? Ist ja okay. Jemand sagte nach dem Durchblättern: Buntes Titelbild? Die machen uns auch alles nach. Fehlt nur noch, dass sie ein Magazin… Achherrjemine

Donnerstag, Oktober 04, 2007

Online chillen?
Mal zwischendurch was andres zur Entspannung. Hier: INCEPTDATE. Nettes Internet-Radio. Easy-Listening als Surf-Background. So kommen wir alle wieder runter.
.

Dienstag, Oktober 02, 2007

PI auf Raubzug
Sicher, ich bin ein klitzekleinwenig beleidigt, dass Spiegel Online nicht darauf hingewiesen hat, wo genau das Abu-Rieger-Video auftauchte, und wem sie den Hinweis zu verdanken hatten, aber geschenkt. Wir Junglefighter sind es gewöhnt, dass sich bei uns bedient wird, ohne uns zu zitieren. Und schließlich, das muss man anerkennen, gibt es meistens mehr als eine Quelle, und die Spiegel-Kollegen waren außerdem so fair, sich vorher bei uns bezüglich der Geschichte zu erkundigen. Also gebongt.
Eigentlich steh ich auch überhaupt nicht auf Schwanzvergleiche. Doch was sich Politically Incorrect (PI) nun rausnimmt, das ist echt die Höhe. In einem wutschäumenden Beitrag beschweren sich die tapferen Helden, der Spiegel hätte sich bei IHNEN bedient, und sie und nur sie hätten dem Abu Rieger den Garaus gemacht.

PI: „Tja, liebe Spiegeljournalisten, wie wäre es denn, anstatt vage von einem ‚Auftauchen im Internet’ zu sprechen, mal ehrlich den ‚anrüchigen Blog’ als Quelle anzugeben? Das ist so ein Minimum an Anstand.

Dazu kann ich nur sagen: Tja, liebe PI-Blogger, wie wäre es denn, anstatt so zu tun, als hättet ihr das Ei des Kolumbus erfunden, mal ehrlich DAS ‚anrüchige Blog’ als Quelle anzugeben? Das ist so ein Minimum an Anstand.

Bereits am 15. September war das Video dank einer Jungle-Recherche auf Planet Hop zu sehen (bei youtube stand es schon vorher). Daraufhin bloggte dann auch Outcut das Video, wobei hier noch anständigerweise die Quelle angegeben wurde. Am nächsten Tag kommt dann PI ins Spiel. PI: „Am 16. September erhielten wir von unseren Spürnasen Ullrich B. und Kreuzritter ein Video…“ und PI veröffentlichte es kurzerhand. Tatsächlich trieb das die Klickzahlen des Videos auf youtube in die Höhe - den Spiegel brachte das jedoch nicht auf die Idee, die Sache zu skandalisieren. Viele andere Blogs verbreiteten das Video und eine Satire darauf ebenfalls.

Nun lässt sich PI von seiner Meute feiern:

„Dieser Vorgang zeigt eindeutig wie effektiv PI mittlerweile Gegenöffentlichkeit herstellt.“, „Unterm Strich ist dieser erzwungene Rücktritt der grösste Coup den PI und seine Spürnasen bisher gelandet haben.“

Leute nichts habt Ihr gelandet, Ihr habt einfach nur keine Quellen angegeben.
Nunja, PI macht seinem Namen eben alle Ehre, inkorrekt bis zum abwinken…

Abu Bakr Rieger – und tschüss!
Letzte Episode aus dem Abu Bakr Rieger Epos. Der „Kampagnenjournalismus: Aus den Hinterhöfen des Internets“ war erfolgreich! Danke allen Beteiligten!

Gerade verbreitet die Islamische Zeitung folgendes:

Um Schaden von den Muslimen und dem Islam in Deutschland abzuwenden, hat IZ-Herausgeber Abu Bakr Rieger heute den Rücktritt von seinen Ämtern beim Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland erklärt. Dazu heißt es in seinem Rücktrittsschreiben: "Um absolut sicherzustellen, dass aus der Berichterstattung der letzten Tage bezüglich meiner Person kein Schaden für die Sache der Muslime in Deutschland entsteht, trete ich hiermit von meiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Islamrats zurück." Zeitgleich dazu diskutieren wir augenblicklich innerhalb der Redaktion der Islamischen Zeitung, den Betrieb der Zeitung zum Ende des Jahres hin einzustellen.

Ein wenig sauer scheint Rieger über die Verbreitung des Videos mit seinem antisemitischen Auftritt zu sein und erklärt sich lang und breit.

Wir antworten kurz und knapp: tschüss!

Montag, Oktober 01, 2007

Das Abu Bakr Rieger Fiasko geht weiter
Frisch auf Spiegel Online: Islamrat-Mitglied hielt antisemitische Rede

Wie alles begann: hier.

Schade nur, dass Spiegel Online nicht auf die Quelle verweist, wie sichs gehört...